Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeltplatz Drachenloch

Zeltplatz Drachenloch

Titel: Zeltplatz Drachenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
Vom Netzwerk:
mußten sie dreimal klopfen, ehe er die Tür aufschloß .
    »Was wollt ihr ?« fragte er mürrisch und senkte den Kopf. Er wollte nicht, daß Gine seine rotgeränderten Augen sah.
    »Mit dir reden«, antwortete Gine.
    »Kommt ihr als Parlamentarier ?« Diese Frage stellte Max, weil er so komische Bücher las.
    »Parlamentarier ?« fragte Gine. »Keine Ahnung, was ist das für ein Volksstamm ?«
    »Ich meinte Parlamentäre«, verbesserte sich Max. »Übrigens, wenn ihr von Hans kommt, könnt ihr gleich wieder gehen, ich rede kein Wort mehr mit ihm .«
    »Oha«, sagte Gine, »das klingt aber geschwollen. Steht das auch irgendwo in einem Buch ?«
    Max schwieg.
    »Menschenskind, dir ist also die Sache mit dem Lager vollkommen gleichgültig ?«
    »Kann sowieso nicht fahren .«
    »Ist das dein letztes Wort ?«
    Max blieb still.
    »Lassen wir dieses Kind«, sagte Gine und ging ohne Gruß. Georg folgte ihr. Max warf die Tür, die sie offengelassen hatten, ins Schloß. Dann nahm er sich ein Buch und setzte sich zum Fenster. Die Zeilen begannen aber auf und ab zu tanzen, die Buchstaben verschwammen, und Max heulte wieder. Zu dumm war das!
    Hans trafen sie im Hof. Er lehnte in einer Ecke und schaute geistesabwesend einer Schar kleiner Kinder zu, die die Pflastersteine mit Kreide bekritzelten.
    »Hast du wieder getratscht ?« fragte Hans Georg vorwurfsvoll, bevor die Zwillinge überhaupt ein Wort gesprochen hatten.
    »Das steht hier nicht zur Debatte«, fiel ihm Gine ins Wort. »Sag, seid ihr plötzlich übergeschnappt ?«
    »Ich ?« sagte Hans, »Max ist schuld.«
    »Du willst also auch nicht vernünftig sein ?«
    »Erst, wenn sich Max entschuldigt.«
    Gine schlug verärgert die Hände zusammen. »Hast du das gehört ?« fragte sie ihren Bruder. »Bleibt lieber ein ganzes Leben lang unvernünftig, nur weil sich ein dummer Kerl nicht entschuldigt .«
    »Max hat aber auch dich beleidigt .«
    Gine lachte kurz. »Was Kinder sprechen, berührt mich nicht .«
    Das saß. Hans ärgerte sich.
    »Jedenfalls, ich spreche kein Wort mehr mit ihm. Außerdem ißt er ganz schmutzigen Würfelzucker .«
    »Du wirst dich also auf keinen Fall mit ihm wieder vertragen ?«
    »Nein.«
    »Auch«, Gine machte eine Pause, »auch nicht, wenn ich dich bitte ?«
    »Nein.« Hans machte kehrt und ging in die Wohnung hinauf.
    Gine überlegte eine Weile, dann stampfte sie mit dem Fuß auf. »Und das Lager wird stattfinden, das garantiere ich .« Sie gingen langsam die Sperlingstraße zur Rosenallee hinauf.
    »Wenn ich ihn schon bitte, dann hätte er es doch tun können. Meinst du nicht auch ?«
    »Natürlich«, sagte Georg bedrückt.
    »Ich habe immer gedacht, daß Hans der vernünftigste unter euch ist«, sagte sie nach ein paar Schritten, »aber jetzt hat auch er mich enttäuscht .«
    Als sie an der Gartenpforte angekommen waren, kam Flocki gelaufen. Flocki war der Hund von der Tante Kam.
    Wenn aber Flocki da war, dann war... natürlich, dann war Tante Kam gekommen!
    Gine stürzte ins Haus, Georg ihr nach, hinterher Flocki . Im Wohnzimmer saß Tante Kam mit Mutsch beim Kaffee. »Kam !« rief Gine und fiel ihrer Tante, die schnell aufgestanden war, um den Hals. »Ach, daß du gekommen bist!«
    Flocki stand daneben, sah aufmerksam zu und bellte ein paarmal.
    »Du wirst bei mir schlafen, Kam«, rief Gine. Tante Kam hatte es sich nämlich verbeten, daß die Zwillinge »Tante« zu ihr sagten. Und Kam sah wirklich nicht wie eine Tante aus, genauso wie Mutsch nicht wie eine Mutter aussah. So jung waren beide noch, aber Kam war die jüngere.
    »Ja, du wirst bei mir schlafen, Frauen gehören zusammen«, rief Gine noch einmal. »Georg wird hier auf der Eckbank liegen. Sie ist gepolstert und breit genug .«
    »Ich stelle dir mein Bett gern zur Verfügung«, sagte Georg. Er tat ganz erwachsen.
    »Das ist nett von dir. Du bist schon ein richtiger junger Mann geworden .«
    Es gab keinen Zweifel, Tante Kam war nett.
    »Wie lang wirst du bei uns bleiben ?« fragte Gine.
    »Das hängt ganz davon ab, wann mich eure Mutsch wieder hinauswirft .«
    »Das heißt also, daß du jetzt immer bei uns bleiben
    wirst ?«
    »Nein, da gehe ich vorher schon lieber, aber vielleicht bis zu den Ferien ?«
    »Fein«, die Zwillinge brüllten und hüpften, daß die Tassen auf dem Tisch klirrten. Und da Flocki nicht untätig danebenstehen wollte, sprang auch er und bellte.

DAS NEUNTE KAPITEL

ist teils — teils. Teils unerfreulich, weil die Streithähne noch immer nicht miteinander

Weitere Kostenlose Bücher