Zeltplatz Drachenloch
gern etwas fragen«, sagte nun Gradwohl. »Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich ?«
Der Mann nickte, ging ein paar Schritte vom Bienenhaus weg und lud den Lehrer ein, sich mit ihm ins Gras zu setzen.
»Also, was ist los ?« fragte er.
»Buben wollen im Sommer ins Dorf kommen, Herr Pfarrer, ein Haufen Stadtbuben mit ihrem Lehrer .«
»Fein, fein«, schmunzelte der Pfarrer, »und sie wollen bei mir Unterkommen ?«
»Nein, das nicht, sie wollen sich ein Lager bauen, sie bringen sich selber Zelte mit. Ich dachte nur, Buben haben immer großen Hunger — und so viel Geld wird für sie nicht da sein...«
»Versteh’, versteh’ schon«, winkte der Pfarrer ab, »hungern werden sie hier nicht müssen, das werden wir schon machen. Da hab’ ich meine eigene Methode.«
Der Lehrer lachte, denn er kannte die Methode des Pfarrers. »Da fällt mir aber wirklich ein Stein vom Herzen«, sagte er.
»Da hätten Sie sich gar keine Sorgen machen müssen. Die Buben werden nicht nur nicht hungern, die werden kugelrund wieder in die Stadt zurückfahren, das garantier’ ich. So, und jetzt geh’ ich wieder zu meinen Bienen, die warten schon auf mich .«
Der Lehrer dankte und wollte gehen, doch da hielt ihn der Pfarrer noch zurück. »Honig«, sagte er, »den bekommen sie von mir .«
Das war also auch geregelt. Jetzt blieb nur noch der Förster. Der wohnte etwas außerhalb der Ortschaft in der Nähe des Sägewerkes. Der Weg zu ihm führte auf einer schönen Waldstraße bergan. Auf ihr wurden die schweren Holzfuhren zum St. Georgener Bahnhof gebracht.
Der Förster war ein junger Mann. Er saß in seinem Büro, als Gradwohl kam. Wieder berichtete Gradwohl von Immerfrohs Brief. Und hier, beim Förster, ging es um den Lagerplatz.
»Einen Lagerplatz?« Der Förster dachte nach. Dann ging er zur Karte an der Wand, auf der sein Revier mit Rotstift umgrenzt war.
»Zu weit vom Ort weg soll es ja nicht sein ?«
»Nein, aber doch im Wald.«
»Das natürlich.« Der Förster zeigte auf einen Bachlauf, den Kaltbach. »Bei einem Bach, das wäre doch günstig,
nicht?«
Der Lehrer nickte.
»Da hätten wir hier die Wiese am großen Knie oder die Lichtung hier ein Stück weiter herunten oder da den Platz beim Drachenloch? Das wäre doch recht romantisch .«
»Das könnte man überlegen«, sagte Gradwohl. »Jedenfalls scheint es den Kaltbach entlang am günstigsten zu sein .«
»Ich denk’ auch.«
»Also können die Buben kommen ?«
»Von mir aus können es fünfhundert sein. Nur eines: Zündeln darf mir keiner. Kochstelle, Lagerfeuer, das schon. Aber vorsichtig müssen sie sein, sehr vorsichtig. Einen Waldbrand möchte ich nicht haben .«
Der Lehrer nickte, reichte dem Förster die Hand und ging.
Drachenloch! Das war das Richtige für die Buben. Pfeifend schritt er die Waldstraße hinunter nach Sankt Georgen. Daheim setzte er sich in sein Arbeitszimmer und schrieb folgenden Brief an Immerfroh:
Mein lieber Florian!
Du darfst nicht erstaunt sein, daß ich Dir erst so spät antworte. Aber unser St. Georgen war erst das siebente St. Georgen, das mit Deinem lieben Brief beehrt wurde. Du darfst deshalb nie vergessen, »an der Ister « zu schreiben, wenn Du mir wieder schreibst, sonst ist es am Ende das nächste Mal erst das neunte St. Georgen, in das Dein Brief kommt. Nun aber gleich zu Deinem Brief. Natürlich kannst Du mit Deiner Bubenbande kommen. Die einzige Bedingung, die hier gestellt wird, ist die, daß ihr beim Kochen nicht gleich alle Wälder der Umgebung niederbrennt. Bürgermeister und Förster sind einverstanden und der Herr Pfarrer auch. Der wird dafür sorgen, daß ihr genug zu essen habt. Es bleibt nur eines: Warten, bis die Ferien da sind, dann sofort in die Bahn gesetzt und nach St. Georgen gefahren. Aber bitte: St. Georgen an der Ister . Das wäre doch furchtbar, wenn ihr es am Ende dem Brief nachmachen wolltet. Meine Frau und ich freuen uns auf Dich und Deine Bande.
Johannes
Als Immerfroh diesen Brief gelesen hatte, atmete er auf und lachte. Deshalb hatte es also fast zwei Wochen gedauert, bis Antwort kam.
Den Platz, auf dem man die Zelte aufstellen konnte, den hatte er nun. Die Buben, die in den Zelten schlafen sollten, waren auch da.
Jetzt fehlten wirklich nur noch die Zelte.
IM ACHTEN KAPITEL
wird, beraten, getagt und gestritten.
Schade, denn Max und Hans werden einander nun »nie mehr« ansehen.
So sagen sie es wenigstens. Auch Gine ist verärgert und gibt Georg die Schuld.
Ein Glück, daß zum
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