Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
Vom Netzwerk:
hinlegen und ausruhen.“
    „Ich habe fast zwei Wochen lang gelegen“, erinnerte Sothorn sie.
    „Das mag sein, aber Szaprey hat klare Anweisungen erteilt. Niemand weiß, welchen Schaden deine Lungen genommen haben oder ob mit anderen ... Schwierigkeiten zu rechnen ist, wenn
du verstehst, was ich meine.“
    Sothorn verstand nicht. Er fühlte sich wohl in seiner Haut; ein wenig schwach von Szapreys Schlaftrunk vielleicht.
    Die offenen Stellen, an denen Geryim den Eiter aus seinen Brandblasen abgelassen hatte, waren unangenehm wund, aber darüber hinaus war er wiederhergestellt.
    Und dass mich der Anblick des Meers auf einmal nervös macht, hat kaum etwas mit meinen Verletzungen zu tun, dachte er.
    Bevor er Theasa fragen konnte, auf was sie anspielte, schlug lautstark eine Tür in ihren Rahmen. Als sie sich umsahen, bemerkten sie Geryim, der über das Deck spähte.
    „Bist du deinem Wächter entkommen?“, lächelte Theasa verschmitzt. „Du solltest zu ihm gehen, bevor er ungemütlich wird. Er ist in diesen Tagen sehr auf dein
Wohlergehen aus.“
    Sothorn gab sich Mühe, sie nicht anzugrinsen. Ganz wollte es ihm nicht gelingen.
    „Ein guter Rat. Ich kann darauf verzichten, ans Bett gebunden zu werden“, gab er zurück.
    „So genau wollte ich nicht Bescheid wissen“, schnaubte Theasa und scheuchte ihn mit einer Handbewegung davon.
    Geryim stand seitlich an der Reling. Er lehnte an einem leeren Fass und hatte den Kopf in den Nacken gelegt, um das Krähennest zu beobachten.
    Sothorn hielt auf halber Höhe der Treppe inne und betrachtete ihn.
    Urtümliche Gier und Unsicherheit stritten in ihm um seine Aufmerksamkeit. Er konnte Geryim noch auf seiner Haut riechen.
    Dass er neben Sothorn eingeschlafen war, nachdem sie erschöpft auseinandergefallen waren, hatte ihn erschüttert und berührt.
    Es hatte Hoffnung gemacht. Und von unerfüllten Hoffnungen hatte Sothorn genug. Er war vorsichtig geworden.
    Geryim war unberechenbar, und er war es leid, von ihm auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
    Nur war es schwer zu ignorieren, was Geryim für ihn getan und zu ihm gesagt hatte. Andererseits sagte man viel, wenn man sich in der Umarmung eines anderen ergoss und vor körperlicher
Glückseligkeit zuckte.
    Langsam trat Sothorn näher. Einen halben Schritt von Geryim entfernt legte er die Unterarme auf die Reling.
    Ein Blick nach unten und das Schäumen der See vertrieben alle Gedanken an zwischenmenschliche Verstrickungen aus seinem Kopf.
    Graues Wogen und Nagen am Rumpf der
Henkersbraut.
    Kräfte, die sich nicht bezähmen ließen. Darunter die endlose Tiefe. Zu weit, um sich schwimmend ans Ufer zu retten. Zu unnatürlich das Treiben auf einer von Menschen
geschaffenen Konstruktion. Er bebte und drückte die Unterarme fester gegen das Holz, um der widernatürlichen Angst Herr zu werden.
    Geryim beobachtete seinen Kampf mit schräg gelegtem Kopf, bevor er fragte: „Fühlt sich seltsam an, nicht wahr?“
    Unwirsch winkte Sothorn ab. Ihm war nicht nach Reden zumute. Schon gar nicht, da er nicht wusste, worauf der Wargssolja anspielte.
    Immerhin konnte dieser unmöglich wissen, dass er den nahenden Sturm auf nie gekannte Weise fürchtete.
    Als wolle Geryim seinen Gedanken widersprechen, rückte er kaum merklich näher an Sothorn heran: „Du wirst lernen, dich abzuschirmen. Stelle dir vor, dass du in deinem Inneren
eine Mauer errichtest. Sie muss nicht hoch sein und kann ein Tor haben, aber du allein entscheidest, wann das Tor sich öffnet.“
    Sothorns Kopf ruckte hoch: „Von was redest du?“
    „Von Gwanja. Der Sturm macht ihr Angst. Sie fühlt sich nicht wohl“, erklärte Geryim mit einem seltsamen Glanz in den Augen. „Überhaupt fürchtet sie sich
wahrscheinlich. Sie versteht nicht, was geschehen ist. Woher du kommst und warum du wochenlang kaum aufgewacht bist.“
    Verwirrung half Sothorn, sich von seiner Nervosität zu befreien. Er drehte sich zu Geryim um: „Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Von was redest du? Gwanja hat Angst. Kann ich
nachvollziehen. Löwen gehören nicht aufs Wasser. Aber was hat das mit mir zu tun? Und was versteht sie nicht?“
    „Warum sie sich dir zugehörig fühlt. Leider warst du nicht bei dir und konntest nicht bewusst erleben, wie ihr euch verbunden habt. Aber sie gehört zu dir. Sie ist deine
Gefährtin.“
    Sothorn fehlten die Worte. Hilflos hob er die Hände und starrte Geryim an.
    Die Brandlöwin sollte seine Gefährtin sein? So wie Syv Geryims ständiger Begleiter

Weitere Kostenlose Bücher