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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Stoß in den Rücken und schob ihn mit sanfter Gewalt
vorwärts. In der Mitte des Raumes befand sich eine mehrere Schritte breite Vertiefung, in der ein Feuer prasselte. Über dem Flammenherd entdeckte Sothorn mehrere Öffnungen, durch die
der Rauch nach draußen abziehen konnte. Ein Durcheinander verschiedener Sitzgelegenheiten von schlichten Holzbänken bis zu bunten Sitzkissen lag um die Feuerstelle verstreut.
    Zwei Männer sahen ihnen entgegen; einer ruhig und gelassen, der andere mit finsterer Miene und verschränkten Armen.
    Den zweiten Mann erkannte Sothorn sofort. Seine Augen verengten sich, als er einen Satz vorwärts machte und fauchte: „Du feiger Bastard.“
    Es war der Assassine, der ihn in Balfere angegriffen hatte und mit dem Blasrohr töten wollte. Nein, nicht töten. Außer Gefecht setzen. Das war inzwischen offensichtlich.
    „Ich bin nicht feige. Nur nicht lebensmüde“, gab der Wargssolja aggressiv zurück. „Und ich würde dir raten, dein Mundwerk zu zügeln, solange du nicht bei
Kräften bist. Sonst wirst du es bereuen.“ Jedes seiner Worte grollte vor unterdrücktem Hass.
    „Soll das eine Drohung sein? Und das von einem Mann, der sich nicht in den Zweikampf wagt? Komm ruhig her, wenn du ...“
    „Schluss jetzt“, wurde ihr Geplänkel abrupt unterbrochen. Der Vierte im Bunde machte eine herrische Geste in Richtung des Wargssolja: „Geryim, mäßige
dich.“
    „Warum sollte ich? Er hätte sein Schicksal akzeptieren können, aber nein, er musste mit seinen Dolchen um sich werfen. Und wen trifft der Narr? Mich? Nein, er trifft Syv. Wer
weiß, ob er je wieder fliegen kann! Wenn nicht, werde ich ...“
    „Geryim! Ich sage es nur noch einmal, reiß dich zusammen.
    “Der schwarzhaarige Wargssolja fluchte in seiner Muttersprache und trat gegen einen Stuhl, der an die nächste Wand
krachte und zerbarst.
    Mit einem letzten hasserfüllten Blick auf Sothorn ging er zu einem im Schatten liegenden Holzgerüst und streckte den Arm aus. Aus dem Dunkel ertönte ein jämmerlicher Schrei,
bevor ein Schemen auf seine Schulter hüpfte. Es war der Blauschwanzadler, der Sothorn verfolgt hatte. Sein linker Flügel war an seinen Körper gebunden. Das Gefieder des Vogels war
matt.
    Wortlos verließ der Assassine mit seinem Gefährten den Raum.
    „Theasa, geh ihm hinterher“, bat der grauhaarige Hüne, der den Streit geschlichtet hatte. „Bevor er noch mehr Möbel zertrümmert.“
    Sothorns Begleiterin seufzte und nickte: „Ich tue, was ich kann, aber mache dir nicht zu viele Hoffnungen. Du kennst ihn ja.“
    Sothorn schwirrte der Kopf. Theasa. Geryim. Syv. Eine Festung im Stein, er war nicht tot. Man versorgte ihn mit Zenjanischem Lotus, pflegte ihn.
    Der verbliebene Mann schmunzelte, während er Sothorn aus klugen Augen beobachtete: „Ein wenig viel auf einmal, nicht wahr? Aber du wirst bald verstehen. Und nimm Geryim seinen
Ausbruch nicht übel. Es hat an seinem Stolz gekratzt, dass er dich nicht besiegen konnte. Dass du dem guten Syv einen Dolch in den Flügel geworfen hast, macht es nicht besser.“ Er
lachte auf. „Nun, er hat sich ohnehin nicht gut im Griff, wenn ich ehrlich bin. Aber wer von uns kann das schon von sich behaupten?“
    Sothorn hob die freie Hand, bewegte sie unstet durch die Luft, während sein Mund sich unter einem Ansturm drängender Fragen stumm öffnete und schloss. Ihm kam der Gedanke, sich
ein weiteres Mal in den Arm zu kneifen. Vielleicht träumte er. Und wenn ja, wollte er aufwachen?
    „Wo bin ich?“, fragte er schließlich. „Was verlangt ihr von mir? Niemand verschenkt Zenjanischen Lotus. Also gehe ich davon aus, dass ihr etwas von mir wollt.“
    „Eines nach dem anderen“, lächelte der Hüne und trat auf Sothorn zu. Väterlich legte er ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich werde alle deine Fragen beantworten,
aber so viel sei schon einmal gesagt: Wenn du dich für uns entscheidest, bist du zu Hause.“

Die Wege der Bruderschaft
    Betäubt vom Fieber und der Vielzahl neuer Eindrücke erwiderte Sothorn den Blick des Fremden, der ihm mit einer Leichtigkeit, die an Frechheit grenzte, das Unaussprechliche angeboten
hatte.
    Ein Zuhause. Assassinen hatten genauso wenig ein Zuhause wie ein Dolch Eltern hatte. Es sei denn, man wollte den Hammer des Schmiedes Vater und das Eisen des Ambosses Mutter nennen.
    „Setzen wir uns“, bot der Grauhaarige mit leiser Stimme an. Seine Bewegungen waren ruhig und zu geschmeidig für einen Mann seiner Größe. Sothorn

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