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Zenjanischer Lotus (German Edition)

Zenjanischer Lotus (German Edition)

Titel: Zenjanischer Lotus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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Herzen gelacht?
    „Beantworte mir eine Frage“, grinste der Grauhaarige, als er sich halbwegs beruhigt hatte. „Was hättest du Geryim angetan, wenn er zu dir gekommen wäre und dir
erzählt hätte, was ich dir gerade erklärt habe?“
    Sothorn antwortete nicht sofort, dachte gut nach. Dann musste er sich eingestehen, dass er eine sehr dumme Frage gestellt hatte: „Ich hätte ihm nicht geglaubt.“
    „Das ist harmlos ausgedrückt. Ich nehme an, du hättest ihn getötet und seine Leiche ins Meer geworfen“, feixte Janis zwischen Belustigung und Ernst. „Aber auf
diese Weise überlebt die Bruderschaft nicht, Sothorn. Wir opfern unsere Mitglieder nicht oder spielen nicht über Gebühr mit ihrem Leben. Wir wollten, dass ihr beide heimkommt. Geryim
ist übrigens nicht verrückt. Er ist nur ein stolzer Hund. Er wollte es unbedingt im Zweikampf versuchen. Als er einsehen musste, dass das Risiko zu groß ist, hat er dich aus der
Ferne angegriffen.“
    Sie schwiegen, während sie langsam ihren Wein austranken. Sothorn hasste in diesem Augenblick die Taubheit in seinem Kopf, die es ihm schwer machte, klar zu denken.
    „Du musst dich nicht jetzt entscheiden“, sagte Janis schließlich. „Ich nehme an, du bist sehr erschöpft. Das Gift, das Geryim dir verabreicht hat, damit du
während der Reise nicht aufwachst, braucht einige Tage, bis es den Körper vollständig verlassen hat.“
    „Das merke ich“, grummelte Sothorn und dachte wütend an den Wargssolja. Wenn sie Teil derselben Gemeinschaft sein sollten, musste die Schmach des hinterhältigen Angriffs
ausgeglichen werden. Gute Absicht oder nicht.
    Janis erhob sich: „Komm, ich bringe dich zurück in dein Zimmer. Bis du eine Entscheidung gefällt hast, bist du unser Gast. Du kannst dich überall umsehen und mit jedem
sprechen. Allerdings sind die Schlafzimmer der einzelnen Mitglieder tabu. Die meisten von uns waren sehr lang allein und hüten die Abgeschiedenheit ihrer eigenen vier Wände. Gerade, wenn
sie sich in einer schwierigen Phase in Sachen Entzug befinden. Auch dein Zimmer wird niemand betreten, ohne um Einlass zu bitten.“
    Sothorn wurde schwindelig, als er aufstand. Auf unsicheren Beinen folgte er Janis, hörte ihm kaum zu, als er ihm im Flur erklärte, wo im Bau welche Räumlichkeiten zu finden
waren.
    Er wollte fragen, warum sich die Bruderschaft ausgerechnet in einer verwunschenen Adelijar-Festung niedergelassen hatte, aber er war zu müde.
    Als sie seine Zimmertür erreichten, brannte Sothorn eine Frage auf der Zunge. Er bat stumm um Ehrlichkeit, als er wisperte: „Lohnt es sich? All die Mühen?“
    Janis lächelte vage: „Das kommt darauf an. Die Frage ist wie bei allen Dingen, wofür man kämpft, und was es einem wert ist.“
    „Und wofür kämpft ihr?“ Die Müdigkeit langer Jahre menschlicher Leere tropfte zäh wie Honig aus Sothorns Worten.
    „Um unsere Freiheit. Um unser Recht auf Selbstbestimmung.“
    „Und um euer Überleben“, mutmaßte Sothorn träge. Er war sich nicht sicher, ob er seinerseits bereit war, um das schiere Recht auf Existenz zu kämpfen. Sich zu
foltern, sich selbst zu besiegen.
    „Nein, nicht überleben. Leben“, berichtigte Janis ihn und berührte ihn freundschaftlich am Arm. „Das ist ein Unterschied, und ich hoffe, du erlaubst uns, ihn dir zu
zeigen.“

Leben, überleben, sterben
    Sie hatten ihm seine Waffen zurückgegeben.
    Als Sothorn gegen Abend aus einem Schlaf voll bedrückender Träume erwachte, lagen sie gereinigt auf der Kommode; auf dem Tisch daneben seine Rüstung. Geflickt, eingefettet, die
Armschienen mit frischen Lederbändern versehen.
    Hatte Janis nicht behauptet, die Räumlichkeiten des Einzelnen wären der Bruderschaft heilig? Dafür betraten die hilfreichen Geister der Adelijar-Festung ein wenig zu oft sein
Zimmer, während er schlief.
    Aber er wollte sich nicht beschweren. Wieder hatte man seinen Eimer ausgeleert, auf dem Nachttisch neben ihm warteten Obst und Wasser, und sie hatten ihm seinen kostbarsten Besitz –
seine Klingen – vertrauensvoll zurückgebracht. Sie mussten sich sehr sicher fühlen, wenn sie ihn bewaffneten.
    Konnten sie sich auch. Sothorn empfand keinerlei Groll auf die Bruderschaft. Nicht einmal, weil sie ihn gegen seinen Willen hergebracht hatten. Ihr Angebot war zu verlockend, um sich mit
Kleinigkeiten aufzuhalten. Das, was sie ihm zu bieten hatten, war fürchterlich und gleichzeitig überwältigend.
    Sothorn zweifelte, ob er stark genug für ein

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