Zentauren-Fahrt
habt…«
»Äh…«, sagte Dor errötend. Er hatte eigentlich gehofft, daß sie dieses Thema bereits sicher hinter sich gebracht hätten.
»Sie hat es aber auch wirklich herausgefordert! Die Königin und ich behandeln sie viel zu nachsichtig. Ich mußte Iris androhen, sie in einen Kaktus zu verwandeln, damit sie nicht eingriff. Und ich habe Recht behalten: Ihr beide habt die Sache ganz gut unter Euch ausgemacht.«
Tatsächlich hatte Cherie Zentaur ja den Kampf unterbrochen, sonst wäre es nicht abzusehen gewesen, wohin die ganze Sache hätte führen können. Es war eines der wenigen Male in seinem Leben – zumindest jetzt, im nachhinein betrachtet –, daß Dor wirklich dankbar für Cheries Eingreifen war. Vielleicht wußte der König das auch.
»Äh, danke… ich meine… jawohl, Euer Majestät«, sagte Dor lahm. Das hier war fast zuviel des Verständnisses; die Königin hätte ihn mit Sicherheit wesentlich rüder behandelt. Und doch wußte er, daß der König, was den Kaktus anging, keineswegs g e scherzt hatte. So umgänglich er sich auch geben mochte, duldete er dennoch keinerlei Insubordination, und zwar von niemandem – was natürlich eine seiner wichtigsten Fähigkeiten als König war.
Leider war Dors Talent nicht so machtvoll: Er konnte seine Gegner nicht verwandeln. Was würde er tun, wenn er einen Befehl erteilte und der Befehlsempfänger sich weigerte, ihn zu befolgen? Er wußte es nicht.
»Jedenfalls werdet Ihr es schon schaffen«, meinte König Trent. »Ich verlasse mich darauf, daß Ihr durchhaltet, egal welche Gefa h ren meine Tochter heraufbeschwören mag.«
»Jawohl, Euer Majestät«, willigte Dor ohne sonderliche Begeist e rung ein. »Müßt Ihr denn wirklich fortgehen?«
»Wir müssen gehen, Dor. Ich habe das Gefühl, daß dies eine ausgezeichnete Gelegenheit wäre, dauerhafte Handelsbeziehungen aufzubauen. Mundania besitzt gewaltige und so gut wie völlig u n ausgebeutete Ressourcen, die uns sehr viel nützen würden, wä h rend wir magische Fähigkeiten besitzen, die umgekehrt den Mu n daniern helfen könnten. Bisher sind unsere Handelsbeziehungen zu Mundania eher sporadischer Art, und zwar wegen der Komm u nikationsschwierigkeiten. Wir brauchen eine verläßliche Verbi n dung auf einer persönlichen Basis. Andererseits müssen wir ä u ßerst umsichtig vorgehen, weil wir keine mundanische Invasion heraufbeschwören wollen. Und aus diesem Grund verhandeln wir ganz bewußt mit einem kleinen Königreich, von dem nicht zu erwarten ist, daß es einmal einen solchen Angriff starten könnte, selbst wenn es wollte.«
Das konnte Dor gut verstehen. In der Geschichte Xanths hatte es eine große Zahl mundanischer Eroberungswellen gegeben, bis man schließlich geeignete Verteidigungsmaßnahmen ergriffen ha t te. Tatsächlich gab es keinen einzigen zuverlässigen Weg, der von Mundania nach Xanth führte. In Mundania schien die Zeit nach anderen Gesetzmäßigkeiten abzulaufen, deshalb waren Kontakte auch eher eine Frage des Zufalls. Im Gegensatz dazu konnte jeder Bürger Xanths einfach dadurch nach Mundania gelangen, daß er über das Gebiet der Magie hinaustrat. Wenn er sich die Strecke genau merkte, konnte er theoretisch auch wieder zurückfinden. Doch das war eher eine akademische Frage, denn niemand wollte Xanth verlassen, da er dabei auch sein magisches Talent hätte z u rücklassen müssen.
Nein, das stimmte nicht ganz, dachte Dor. Seine Mutter Cham ä leon hatte Xanth einst verlassen wollen, um ihre Wandelphasen zu beenden. Das war bevor sie seinen Vater Bink kennengelernt hatte. Auch die Gorgone hatte einige Jahre in Mundania verbracht, wo ihr Anblick die Menschen nicht sofort versteinern ließ. Vielleicht hatte es auch noch andere gegeben. Doch das waren stets Ve r zweiflungstaten gewesen. Xanth war so offensichtlich der beste Ort zu leben, daß nur wenige Bürger das Land freiwillig verlassen wollten.
»Äh, was, wenn Ihr verschollen gehen solltet, Euer Majestät?« fragte Dor besorgt.
»Dor, Ihr vergeßt, daß ich bereits einmal in Mundania war. Ich kenne den Weg.«
»Aber Mundania verändert sich doch! Ihr könnt doch nicht dorthin zurückgehen, wo Ihr einst gewesen seid!«
»Das stimmt wohl. Ich würde die Königin gewiß nicht an den Ort meiner ersten Heirat führen.« Der König schwieg einen A u genblick, und Dor wußte, daß er über diesen Aspekt seines Lebens nicht sprechen wollte. Als er in Mundania gewesen war, hatte K ö nig Trent eine Frau und ein Kind gehabt; doch sie
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