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Zentaurengelichter

Zentaurengelichter

Titel: Zentaurengelichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Sie ein echtes Problem.«
    »Das habe ich allerdings. Wie gesagt, ich bin in exponierter Stellung. Und verletzlich, wie Sie heute abend bewiesen haben.«
    Ich beschloß, es bei diesem wenig zufriedenstellenden Schlußwort zu belassen.
    Morpheus, der sich schon vor einiger Zeit hatte aus dem Staub machen wollen, hielt mir jetzt vor, ich hätte die halbe Nacht vergeudet.
    »Komm schon, Morpheus. Es wird Zeit zu gehen.«

 
31. Kapitel
     
    Wir saßen auf einem Rasenstück nicht weit vom Haus der Hexe, umgeben von kleinen Leuten, die vom Zucker ganz benommen waren. Nur zwei von ihnen waren noch nüchtern genug, um gelegentlich zu kichern.
    Morpheus hatte vom Streithammel ins Denkerfach gewechselt. »Weißt du, was daran interessant war, Garrett? Diese Liste. Sechzehn Namen. Allerdings waren sechs davon derselbe Name, in sechs verschiedene Sprachen übersetzt. Es ist ein Name, den keiner von uns in irgendeiner Form erkennen kann.«
    »Welcher war das?«
    Er rappelte einen Zungenbrecher herunter. »Ich würde es auf Karentinisch sagen, aber es würde keinen Sinn machen.«
    »Versuch es trotzdem. Ich spreche nur Karentinisch.«
    »Es gibt zwei mögliche Übersetzungen. Morgenröte der nächtlichen Gnade oder Morgenröte des nächtlichen Wahns.«
    »Das macht keinen Sinn.«
    »Hab ich doch gesagt.«
    »In welcher Sprache bedeuten die Worte Gnade und Wahn dasselbe?«
    »Dunkelelfisch.«
    »Oh.« Ich warf einen Blick auf das Haus des Zentauren. Seit wir gegangen waren, hatte sich nichts verändert. Ich blickte zum Haus der Hexe. In einem Fenster im Obergeschoß brannte Licht. Es hatte nicht gebrannt, als wir gekommen waren. »Wieso geht ihr Jungs nicht schon mal zum Friedhof vor? Ich komme in ein paar Minuten nach. Ich will mir nur eben noch was ansehen.«
    Ich erwartete, daß Morpheus mit mir streiten wollte. Er tat es nicht. Er grunzte nur, stand auf, brachte die Drillinge in Bewegung und verschwand im Dunkel der Nacht.
    Jemand Kleines mit mannsgroßem Grinsen lehnte ohnmächtig an mir. Vorsichtig kippte ich ihn zur Seite, tätschelte seine Schulter, als er etwas murmelte, stand auf und steuerte das Haus an. Ich schlich herum und spähte in die Fenster.
    »Ich bin hier oben, Matrose Garrett.«
    »Gut. Ich hatte gehofft, daß Sie da sind. Aber ich wollte Sie nicht wecken.« Ich konnte sie nicht sehen.
    Sie lachte. Ihr Lachen war größtenteils Heiterkeit, aber es lag auch ein Hauch von Spott darin. Sie glaubte mir nicht. Aber sie wußte, daß ich es auch nicht erwartete.
    »Was kann ich für Sie tun, Matrose Garrett?«
    »Zuerst mal könnten Sie aufhören, mich ›Matrose‹ zu nennen. Ich bin nicht mehr bei den Marines. Ich würde diese Zeit am liebsten ganz vergessen. Dann könnten Sie mir sagen, ob Sie etwas über jemanden mit dem Namen Morgenröte der nächtlichen Gnade oder Morgenröte des nächtlichen Wahns wissen.«
    Sie schwieg so lange, daß ich schon fürchtete, sie wäre nicht mehr da. Dann stieß sie das dunkelelfische Wort Papperlapapp aus, das Morpheus schon von sich gegeben hatte, und versah es mit deutlich fragendem Tonfall.
    »Genau das.«
    »Papperlapapp ist kein Name, Mr. Garrett. Es ist eine Prophezeiung, und von Ihrem Blickwinkel aus betrachtet, eine unangenehme dazu. Das Wort Papperlapapp ist Dunkelelfisch, aber nicht die Prophezeiung. Sie ist ein Echo, ein Gerücht, eine Hoffnung aus dunkler Nacht.«
    Da sie war, was sie war, schürte sie natürlich die Dramatik ihres Vortrags, dann schwieg sie.
    Ich versuchte, Fragen zu stellen. Es war reine Zeitverschwendung. Zu Papperlapapp wollte sie sich nicht mehr äußern. Sie schloß das Thema ab mit den Worten: »Das war die spontane Frage. Was wolltest du wirklich?«
    Es hatte keinen Sinn, Spielchen zu spielen. »Sind Sie noch im Geschäft? Ich würde gern ein paar Ihrer Spezialmittel erwerben.«
    Sie stieß ein erstklassiges Hexengekicher aus. Es war unheimlich. Ich grinste. Selbst die Pfauen stimmten mit ein, wenn ihr Spott auch wirr und schläfrig wirkte. »Geh zur Vordertür«, erklärte sie. »Sie ist nicht verriegelt.«
     
    Als ich wieder bei Morpheus und den Drillingen war, trug ich fünf winzige, gefaltete Papiertütchen bei mir. Jedes davon hatte ich sorgsam versteckt. Jedes enthielt einen mächtigen und hoffentlich wirksamen Zauber. Noch immer wiederholte ich in Gedanken die Anweisungen der Hexe. Im Grunde mußte ich nur daran denken, die Tütchen im richtigen Augenblick zu öffnen, auch wenn für zwei davon ein im rechten Moment geflüstertes

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