Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
er war garantiert schneller, zumal er den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte. Mark schnellte vor und ignorierte die Äste und Zweige, die ihm übers Gesicht peitschten. Ehe der Mann auch nur eine halbe Drehung gemacht hatte, war Mark dicht neben ihm und bohrte ihm den Kugelschreiber in die Seite. »Ganz ruhig und keine Bewegung. Das gilt auch für deinen Kumpel. Wir wollen doch kein Aufsehen erregen, und eine Schießerei wirft immer so lästige Fragen auf.«
Der Fluch, den der Blonde ausstieß, hatte es in sich. Mark verstärkte den Druck mit der angeblichen Pistolenmündung etwas. »Das sind aber sehr unschöne Ausdrücke. Ich will Antworten, und zwar schnell. Wer seid ihr? Für wen arbeitet ihr? Und vor allem: Was soll der Scheiß?«
Endlich hatte der Braunhaarige sein Telefon vergessen und starrte Mark an, als wäre er ein Geist. Dann huschte sein Blick zu dem Gebüsch. »So ein Mist, daran hätten wir denken müssen.«
»Richtig«, stimmte Mark betont freundlich zu. »Nachdem das geklärt wäre, hätte ich jetzt gerne die Antworten.«
Obwohl der Blonde ihn mit Blicken durchbohrte, zuckte der Braunhaarige mit der Schulter. »Die letzte Frage kann ich Ihnen nicht beantworten, Captain. Das sollten Sie mit meinem Boss klären. Spricht was dagegen, wenn ich Ihnen meinen Ausweis zeige? Dann können Sie meinen Boss anrufen und die Sache direkt klären. Mehr werden Sie von mir nicht erfahren, und ich glaube kaum, dass Sie hier im Park einfach zwei Bundesagenten erschießen werden.«
»Das kommt ganz drauf an. Zeigen Sie mir Ihren Ausweis, aber schön langsam, ehe Ihr Kollege ein Loch in der Seite hat.«
Vorsichtig zog der Braunhaarige ein Lederetui aus der Tasche und zeigte Mark sein Abzeichen. NCIS. Damit hatte Mark nicht gerechnet. Der Naval Criminal Investigative Service wurde immer dann tätig, wenn Angehörige der Navy als Opfer oder Täter in Verbrechen verwickelt waren.
Der Braunhaarige hatte ihm seine Überraschung wohl angesehen. »Ich weiß nur, dass wir irgendwie an der gleichen Sache dran sind, und mein Job heute war es, Ihnen unauffällig zu folgen.«
»Nun, ob das unauffällig war, darüber könnte man streiten.« Den Grund für die Verfolgung würde er von den beiden Witzbolden sicher nicht erfahren. Mark überlegte fieberhaft, welcher gemeinsame Fall gemeint sein konnte. Im Prinzip kam nur der Anschlag auf das Team von Rage infrage. Aber dann musste es neue Erkenntnisse geben, dass es sich um einen rein kriminellen Hintergrund statt des vermuteten terroristischen handelte. Möglicherweise wurde Zerberus von den Behörden so eingeschätzt, das würde dann den Anruf von Jake und die Betriebsamkeit auf der Basis erklären, nicht jedoch die Beschattung.
Mark gab sich keinerlei Mühe, sein spöttisches Grinsen zu unterdrücken, als er offen den Kugelschreiber wegsteckte, der als Waffenersatz herhalten musste.
Die beiden wechselten einen perplexen Blick. »Den Bericht schreibst du«, zischte der Blonde seinem Kollegen wütend zu.
Mark ließ sie einfach stehen und ging zu Laura und den Kindern. Da der Leiter des NCIS ein guter Freund seines Vaters und praktischerweise auch sein Patenonkel war, wusste er, an wen er sich wenden musste. Allerdings ohne unliebsame Zuhörer, und dazu zählte leider auch Laura.
Laura musterte ihn prüfend. »Ich hasse diese Miene.«
»Was meinst du?«
»Deinen Gesichtsausdruck. Den setzt du immer dann auf, wenn du etwas verbergen willst. Schlechte Nachrichten? Wer waren die, mit denen du gesprochen hast? Besonders freundlich sahen sie nicht aus.«
Mark zuckte mit der Schulter. »Das ist alles ein wenig schwierig zu erklären. Weiß dein Mann eigentlich, dass du mit den Kindern hier bist?«
»Exmann«, fauchte Laura ihn an. »Natürlich. Ich beschränke meine Gespräche mit ihm zwar aufs Notwendigste, aber er muss es ja wohl wissen, wenn ich mit unseren Kindern nach Amerika fliege.«
Die Bezeichnung »unsere Kinder« versetzte ihm einen Stich, doch er gab nur einen zustimmenden Laut von sich.
Leider war sie noch nicht fertig, ausgesprochen argwöhnisch sah sie ihn an. »Wieso fragst du ausgerechnet jetzt nach ihm?«
Er konnte kaum zugeben, dass er einige Sekunden überlegt hatte, ob ihr Exmann tatsächlich in den Giftgasanschlag verwickelt war. Er winkte ab und überlegte bereits, wann er ungestört telefonieren konnte. Erst mit Verspätung fiel ihm auf, dass Laura ihn erst abwartend, dann enttäuscht ansah. Verdammt, er hätte irgendwie anders reagieren
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