Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
dich.«
»Sehr witzig. Ich habe zwei Anrufer und einen Besucher für dich übernommen.« Frank legte zwei Zettel auf den Schreibtisch. »Das sind die Namen und Nummern, beide bitten um Rückruf, und zwar möglichst gestern. Dein Besucher versucht es in ein paar Minuten noch mal.«
»Wer war das?«
»Keine Ahnung, hat sich nicht vorgestellt, vermutlich ein Kollege, sonst wäre er hier nicht so einfach hereingekommen. Etwa dein Alter, groß, schlank, graue Augen, blonde Haare, länger als deine und im Gegensatz zu dir mit einer ordentlichen Frisur …«
Sven konnte seine Überraschung kaum verbergen. Ein Puzzleteil fiel an die richtige Stelle, aber das Bild gefiel ihm überhaupt nicht. Die Beschreibung traf exakt auf seinen Freund Stephan Reimers zu, der allerdings für den Verfassungsschutz arbeitete und damit für die Behörde, auf die der Opel zugelassen war, der ihn verfolgt hatte. Noch bestand die Hoffnung, dass Stephans Besuch reiner Zufall war, doch daran glaubte Sven nicht wirklich. Aber zunächst musste er Frank loswerden, der ihn zunehmend neugierig ansah.
»Wenn du so weitermachst, bitte ich den Alten, dass du mir und Dirk als Sekretär zugeteilt wirst. Üb schon mal, und hol mir einen Kaffee.«
Das wirkte. Frank beantwortete den Vorschlag im Weggehen mit einer eindeutigen Geste, während Sven bereits die Notizen überflog. Den bekannten Hamburger Strafverteidiger kannte er nur dem Namen nach, und »Rawlins« konnte nur Mark sein, auch wenn die Nummer eine andere war als die, die er kannte. Solange Stephan nicht wieder auftauchte, konnte er die Zeit für die fälligen Telefonate nutzen.
Ohne Erklärung oder Wartezeit wurde Sven sofort zu dem Strafverteidiger durchgestellt. Der Anwalt hielt sich nicht mit Vorreden auf, sondern kam gleich zur Sache. Lauras Exmann wollte Kontakt mit dem Amerikaner aufnehmen, der an seiner Verhaftung beteiligt gewesen war. Im Gegenzug für Informationen über etwas, das »Zerberus« hieß, wollte Joachim Kranz über seinen Anwalt erreichen, dass die restliche Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde.
»Das ist ziemlich ungewöhnlich. Außerdem ist mir die Verbindung zwischen amerikanischer Strafverfolgungsbehörde und deutschem Häftling nicht ganz klar. Die Amerikaner haben keinerlei Einfluss auf das Strafmaß oder eine vorzeitige Entlassung.«
Aus dem Hörer klang das Rascheln von Papier. »Das habe ich meinem Mandanten auch gesagt, aber immerhin sind Sie als LKA indirekt involviert. Sie brauchen mich nicht zu belehren, dass ich eigentlich mit der Staatsanwaltschaft reden müsste, aber in diesem Fall hat mein Mandant genaue Vorstellungen.«
»Also gut, ich gebe das weiter.« Zwischen Verwirrung und Ratlosigkeit schwankend beendete Sven das Gespräch. Wenigstens glaubte Kranz weiterhin, dass Mark für das Schatzamt als Ermittler tätig war. Aber wieso sollten sich die Amerikaner für ihn einsetzen, wenn sie das Wort »Zerberus« hörten? Sven gab den Begriff in »Google« ein. Diverse Firmen hatten den Namen des griechischen Höllenhundes, der den Eingang zur Unterwelt bewachte, als Firmennamen gewählt. So kam er nicht weiter.
Blieb die naheliegende Frage, warum Mark ihn ausgerechnet jetzt anrief. Aber das ließ sich leicht herausfinden. Er wählte die Nummer, die er hinterlassen hatte. Es wurde sofort abgenommen.
Sven hielt sich nicht mit einer Begrüßung auf. »Woher wusstest du, dass ich mit dir reden muss? Hochoffiziell sogar. Kannst du neuerdings Gedanken lesen?«
Ein tiefes Lachen kam aus dem Hörer, das eindeutig nicht Mark gehörte. »Vermutlich haben Sie mit meinem Sohn gerechnet. Könnten wir uns auf Englisch unterhalten? Mein Deutsch ist nicht mehr sehr gut.«
Der Admiral? Was wollte der von ihm? Die einzig mögliche Antwort jagte ihm einen Schreck ein. »Kein Problem, Sir. Ist Mark oder Dirk was zugestoßen?«
»Nein. Es geht um Ihre Anfrage an das BKA und Interpol. Ich brauche Hintergrundinformationen dazu.«
Es gab nur eine Anfrage von ihm: Dirks Auswertung von
VirTechs
Einkäufen. Was hatte Marks Vater damit zu tun? Die Worte des Admirals klangen wie ein Befehl, und Befehle interessierten ihn nicht. »Die können Sie haben, sobald ich weiß, worum es geht und wie es kommt, dass Sie von der Auswertung wissen.«
Wieder drang ein leises Lachen an sein Ohr. »Mit einer ähnlichen Antwort habe ich gerechnet. Auf eines unserer Teams ist ein Anschlag mit Giftgas verübt worden. Die Analyse der Zusammensetzung des Zeugs stimmt zu achtundneunzig Prozent
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