Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
müssen.
Wie immer, wenn sie nervös oder unsicher war, kaute Laura an ihrer Unterlippe. Als ihr dies bewusst wurde, versuchte sie, damit aufzuhören, und es funktionierte – für geschätzte zwei Minuten.
Noch nie hatte sie einen so perfekten Familientag erlebt. Und doch blieb eine innere Unruhe. Warum? Ihr Sohn schlief auf dem Rücksitz, und Rami hatte ihren iPod schon beim Einsteigen in Marks Audi eingeschaltet. Eigentlich die ideale Voraussetzung für ein klärendes Gespräch mit Mark. Wenn sie nur wüsste, wie sie anfangen sollte, denn sie konnte nicht einmal sagen, was genau sie störte. Er war nett und freundlich wie immer, aber irgendetwas war anders. Als ob er eine unsichtbare Wand zwischen ihnen errichtet hätte. Und dann noch diese seltsame Frage nach Joachim.
»Wir haben so etwas nie miteinander gemacht«, platzte sie heraus.
Sichtlich überrascht drehte Mark sich zu ihr um. »Was meinst du?«
Laura wünschte sich, die Worte zurücknehmen zu können. »Mein ehemaliger Mann und ich haben niemals etwas zusammen mit den Kindern unternommen, das auch nur entfernte Ähnlichkeit mit unserem heutigen Ausflug hatte.«
»Gut.«
Wie konnte ein Mann mit einem Wort nur eine derartige Zufriedenheit ausdrücken? Das grenzte zwar an Arroganz, aber es gefiel ihr. Wieder wusste sie nicht, was sie sagen sollte, aber ein leises Piepen von Marks Handy sorgte zunächst für etwas Ablenkung. Mark warf dem Handy einen schnellen Blick zu, drückte eine Taste und fluchte dann.
»Schlechte Nachrichten?«
»Wie man es nimmt. Ich wollte nachher einen … Freund anrufen, um ein paar offene Punkte zu klären, und er ist mir leider zuvorgekommen und teilt mir gerade per SMS mit, dass er sich bei mir melden wird. Verrät mir allerdings nicht, wann das sein wird. Mistkerl.«
»Hu, das klingt nicht schön. Hängt das mit den beiden Männern in der Mall zusammen?«
Wieder sah Mark sie überrascht an. »Wie kommst du darauf?«
»Weil sich seitdem deine Stimmung geändert hat.«
»Ach was, das war nicht wichtig.«
»Und wieso hast du unmittelbar danach Joachim ins Spiel gebracht?« Wenn sie nicht genau drauf geachtet hätte, wäre ihr entgangen, dass sich seine Kiefermuskeln anspannten. Innerlich seufzte sie. Da drohte ein weiteres Ausweichmanöver. Typisch für ihn, so gut kannte sie ihn mittlerweile, aber das hieß nicht, dass sie ihn damit durchkommen lassen würde. Es wurde allerhöchste Zeit, ihm ihren Standpunkt klarzumachen. »Pass mal auf, Mark, ich habe kein Problem mit deinem Job. Ich weiß, dass du mir vieles nicht sagen darfst, und ich kann damit leben, auch wenn es schwerfällt. Aber sobald es um uns geht, funktioniert das nicht, da musst du schon offener sein. Und bei Joachim geht es nun mal um uns. Wieso erwähnst du diesen Mistkerl ausgerechnet heute? Mensch, das Kapitel ist doch schon lange abgeschlossen, und wenn du es genau wissen willst, wir haben seit Nickis Geburt nicht mehr miteinander …« Gerade noch rechtzeitig verschluckte Laura das letzte Wort und spürte, wie sich ihre Wangen knallrot färbten. Hoffentlich ahnte Mark nicht, was sie fast gesagt hätte. Angespannt wartete sie darauf, dass er etwas sagte, irgendwas …
»Dein Exmann ist für mich abgehakt.« Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen, und ehe sie seine Absicht durchschaute, legte er ihr einen Arm um die Schultern und zog sie an sich. Sie zögerte kurz, aber dann ließ sie es zu. »Ich bin froh, dass du und er schon seit langer Zeit nicht mehr … du weißt schon.« Laura genoss den engen Körperkontakt und schwieg lieber, da sie ihrer Stimme nicht traute. »Morgen werde ich tagsüber in Norfolk sein, aber wenn mein Job uns nicht dazwischenkommt, gehört der Abend dir.«
Das klang gut.
6
Sven nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und jagte in neuer Rekordzeit durch das Treppenhaus. Im dritten Stock des Polizeipräsidiums angekommen war er zwar außer Atem, aber bester Laune. Dank Dirks perfekter Vorbereitung hatte der schleimige Anwalt nicht die geringste Chance gehabt, die Vorwürfe abzustreiten. Ihr Tatverdächtiger war am Ende nur noch ein Häufchen Elend gewesen. Sehr schön, erst Millionen durch ein Geflecht von Scheinfirmen in die eigene Tasche schleusen und dann hoffen, damit durchzukommen. Aber nicht mit Dirk und ihm.
Er hatte gerade seine neu eingegangenen Mails überflogen, als sein Kollege Frank Placieksky in sein Büro stürmte.
»Du solltest dir eine Sekretärin zuteilen lassen.«
»Wieso? Ich habe doch
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