Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
Exfrau hält sich zufällig gerade bei mir zu Hause auf. Geben Sie mir einen Tag.«
Dem Argument hatte er nichts entgegenzusetzen. Niemand würde einen persönlich betroffenen Ermittler mit der Aufklärung des Falles beauftragen. »Einverstanden, Sie haben Zeit bis morgen Mittag nach Ihrer Zeit.«
»Das wird reichen. Danke. Und, Sven, schade, dass Ihr Sohn krank geworden ist. Ich hätte Sie gerne persönlich kennengelernt. Das holen wir nach.«
In seinem Schreibtischsessel zurückgelehnt und die Hände hinterm Kopf verschränkt versuchte Sven vergeblich, die einzelnen Fakten zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Mittlerweile fragte er sich, ob es richtig war, dem Admiral die Zeit zu geben. Besonders wohl fühlte er sich dabei nicht. Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, betrat Stephan Reimers den Raum. »Das ist ja nun keine wirkliche Überraschung. Verrätst du mir jetzt, was dich von Berlin nach Hamburg führt?« Einladend deutete er auf den Besucherstuhl vor dem Schreibtisch.
Statt das Angebot anzunehmen, durchquerte Stephan den Raum und lehnte sich gegen die Fensterbank. Das Begrüßungslächeln erreichte seine Augen nicht. »Woher weißt du, dass ich nicht mehr von Köln aus arbeite?«
Geraten, aber das würde Sven nicht zugeben. »Berlin ist ja nicht gerade eine Weltreise von Hamburg entfernt. Wieso hast du dich nie gemeldet?«
»Ich war zwei Jahre durchgehend an einer Sache dran, mehr als eine Mail ab und zu war nicht drin. In Berlin bin ich noch nicht lange.«
Da sie sich bei einem verdeckten Einsatz kennengelernt hatten, akzeptierte Sven die Erklärung ohne weitere Nachfragen, dennoch stieg in ihm ein ungutes Gefühl auf, und er beschloss, zunächst Stephan das Reden zu überlassen.
»Wie kommt ein Drogenfahnder ins Wirtschaftsdezernat? Eigentlich müsste dich der Stoff doch zu Tode langweilen.«
Sein forschender Blick gefiel Sven nicht. »Das täuscht. Es hat durchaus spannende Seiten.«
Obwohl Stephan sofort den Kopf abwandte, hatte Sven noch das kurze Aufblitzen in seinen Augen gesehen. »Ich dachte, eure Zusammenarbeit mit den Amerikanern wäre eine einmalige Sache gewesen. So viele Terroristen laufen in Hamburg nun auch nicht herum, und dafür wäre dann eigentlich eine andere Abteilung zuständig.«
»Du bist ja erstaunlich gut informiert.«
Stephan trat an den Schreibtisch heran und stützte die Hände auf die Platte. »Du würdest dich wundern, wie gut.«
Scheinbar gleichgültig lehnte sich Sven wieder zurück. Wenn es um den Verfassungsschutz ging, sollte ihn nichts wundern, doch eigentlich hatte er Stephan für eine Ausnahme von der Regel gehalten. »Wieso sollte mich bei deinem Verein noch irgendetwas überraschen? Ich brauche doch nur die Zeitung aufzuschlagen, um nachzulesen, was bei euch läuft. Allerdings würde ich es begrüßen, wenn ihr nicht einfach ohne Grund meine Anfragen löschen würdet. Und jetzt will ich wissen, warum einer deiner Leute mich erst verfolgt und dann fast umbringt. Was soll der Mist?«
Damit hatte Sven mindestens einen Punkt gelandet. Stephan gelang es nicht, seine Überraschung zu verbergen. Unvermittelt lachte er auf und setzte sich auf den Stuhl. Für einen Augenblick wirkte er wieder wie der Mann, mit dem Sven sich angefreundet hatte. »Ich hätte nicht gedacht, dass du die Spur zu mir zurückverfolgst. Das war so nicht geplant. Ich wollte nur wissen, wer sich für die Fabrik noch interessiert.«
»Sehr überzeugend. Mein Kennzeichen hat euch wohl nicht gereicht, was? Und warum wollte der Kerl im Opel mich dann über den Haufen fahren?«
Stephan wirkte ehrlich ratlos, sodass Sven sich zu einer Erklärung entschloss. »Erst konnte ich ihn zweimal abhängen, dann hat er in der Nähe meines Hauses auf mich gewartet.«
Stephan schüttelte entschieden den Kopf, aber Sven hatte den kurzen Anflug von Unsicherheit bemerkt. »Du musst dich irren. Es hat etwas gedauert, herauszufinden, auf wen das Motorrad zugelassen ist, weil deine Daten für die normalen Abfragen gesperrt sind, aber danach war die Sache zu Ende.«
»Ich irre mich bestimmt nicht. Kennt der Mistkerl meine Adresse?«
»Natürlich nicht, wieso … Mensch, Sven, hör auf. Niemand wollte dir etwas tun. Wofür hältst du mich?«
Nun, die Antwort verkniff sich Sven lieber.
Stephan stand auf. »Ich freu mich für dich, Sven: neue Frau, Kind, einen Partner im Job, der gleichzeitig dein Freund ist. Setz das nicht aufs Spiel, nur weil du auf
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