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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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aus: Wir konnten uns Restaurantbesuche überhaupt nicht leisten. Aus demselben Grund sagte ich meinen Eltern auch nicht, wenn meine Jeans Hochwasser hatten, und ich kaufte mir auch keine Pommes frites in der Schulcafeteria, obwohl sie wahrhaft köstlich aussahen. Aus demselben Grund war die Höllenfahrt nach Disney World auch so eine große Enttäuschung gewesen. Ich fand es viel zu peinlich, dass wir so abgebrannt waren, und wollte sie nicht Nein sagen hören, also fragte ich erst gar nicht, wenn ich auf etwas Lust bekam.
    Teils war ich wütend auf meine Mutter, weil sie von unserem Backgeld lauter Pfannen, Töpfe und Schüsseln kaufte und nicht mal ein schicker Markenpulli für mich dabei heraussprang. Um den hätten mich die Mädchen in der Schule nämlich beneidet und mich nicht mehr angeguckt, als wäre ich etwas, das unter ihren Schuhsohlen kleben geblieben ist. Aber nein, mexikanisches Vanilleextrakt und getrocknete Kirschen aus Michigan waren ja lebenswichtig. Ganz »dringend« brauchten wir ein Muffinblech aus Silikon, eine Teekuchenform und randlose Keksbleche. Du wiederum bist dir nicht im Mindesten bewusst gewesen, dass jeder Cent, den wir für Mehl, Zucker und dergleichen ausgaben, ein Cent weniger für uns war. Aber was hatte ich von dir schon zu erwarten: Du hast vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann geglaubt.
    Deshalb muss ich zugeben, dass es mich ein wenig überrascht hat, als du mich das Restaurant hast aussuchen lassen. »Amelia darf sonst nie aussuchen«, hast du gesagt, und obwohl ich mich dafür hasste, wäre ich fast in Tränen ausgebrochen.
    Um das wiedergutzumachen und weil mich ohnehin jeder für den Arsch hielt und ich niemanden enttäuschen wollte, sagte ich: »McDonald’s.«
    »Iiih!«, hast du gesagt. »Die machen vierhundert Hamburger Royal aus einer Kuh!«
    »Darüber kannst du dich aufregen, wenn du Vegetarierin geworden bist, Heuchlerin«, erwiderte ich.
    »Amelia, hör auf damit. Wir werden nicht zu McDonald’s fahren.«
    Aber anstatt uns einen netten Italiener auszusuchen, den wir vermutlich alle genossen hätten, ließ ich Mom an einem ziemlich heruntergekommenen Diner anhalten.
    Der Laden sah voll nach Kakerlaken in der Küche aus. »Nun denn«, sagte meine Mutter und schaute sich um. »Interessante Wahl.«
    »Das ist nostalgisch«, erklärte ich und funkelte sie an. »Was ist daran auszusetzen?«
    »Nichts, außer du findest Botulismus auch nostalgisch.« Sie ging zu einer freien Nische.
    »Ich möchte an der Theke sitzen«, hast du gesagt.
    Meine Mutter und ich schauten auf die klapperigen Hocker und malten uns den tiefen Sturz aus. »Nein«, erklärten wir im Chor.
    Ich zog einen Hochstuhl für dich an den Tisch. Eine gestresste Kellnerin warf uns die Speisekarten und dir ein Päckchen Buntstifte vor die Nase. »Ich bin in einer Minute bei Ihnen, um die Bestellung aufzunehmen.«
    Vorsichtig schob meine Mutter deine Beine in den Hochstuhl, was wegen der Stützen ziemlich knifflig war. Kaum hast du gesessen, hast du dein Platzdeckchen umgedreht und auf der unbedruckten Seite zu malen begonnen. »So«, sagte meine Mutter, »was sollen wir backen, wenn wir wieder daheim sind?«
    »Donuts«, hast du vorgeschlagen. Du warst ganz aufgeregt wegen des neuen Bleches mit den sechzehn Vertiefungen, die wie Alienaugen aussahen.
    »Amelia, was ist mit dir?«
    Ich vergrub mein Gesicht in den Armen. »Haschkekse.«
    Die Kellnerin erschien mit einem Notizblock in der Hand. »Na, du bist ja zum Fressen süß«, sagte sie und grinste auf dich runter. »Und auch noch so eine tolle Künstlerin!«
    Ich sah deinen Blick und rollte mit den Augen. Du hast dir zwei Stifte in die Nase gesteckt und die Zunge herausgestreckt. »Ich nehme Kaffee«, sagte Mom, »und das Truthahnsandwich.«
    »In einer Tasse Kaffee sind mehr als hundert Chemikalien«, hast du verkündet, und die Kellnerin wäre fast aus den Socken gekippt.
    Da wir nicht so häufig ausgingen, hatte ich ganz vergessen, wie Fremde auf dich reagierten. Du warst nur so groß wie eine Dreijährige, hast aber gesprochen und gemalt, als wärst du sechs. Das war für manche erst mal unheimlich. »Was für ein redseliges kleines Ding!«, sagte die Kellnerin, nachdem sie sich wieder erholt hatte.
    »Ich hätte gern das gegrillte Käsesandwich, bitte«, hast du erwidert, »und eine Cola.«
    »Ja, das klingt gut. Für mich auch«, sagte ich, obwohl ich in Wirklichkeit am liebsten alles auf der Speisekarte gehabt hätte. Die Kellnerin starrte dein

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