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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Bild an – gemessen an deinem scheinbaren Alter praktisch ein Renoir. Ich dachte, gleich kommt der nächste blöde Satz von ihr, darum kam ich ihr zuvor. »Bist du sicher, dass du Truthahn willst?«, fragte ich meine Mutter. »Da kann man ja förmlich auf die Lebensmittelvergiftung warten …«
    »Amelia!«
    Jetzt war sie wütend auf mich, aber wenigstens hörte die Kellnerin auf, dich anzugaffen, und ging.
    »Was für eine dumme Kuh«, bemerkte ich, kaum dass die Frau verschwunden war.
    »Sie weiß nicht, dass …« Meine Mutter hielt unvermittelt inne.
    »Was?«, hast du vorwurfsvoll gefragt. »Dass mit mir etwas nicht stimmt?«
    »Das würde ich nie sagen.«
    »Ja, klar«, murmelte ich. »Es sei denn vor einem Geschworenengericht.«
    »Jetzt hör mal zu, Amelia. Wenn du deine Haltung nicht …«
    Ich wurde von der Kellnerin gerettet, die mit unseren Getränken erschien. Sie kamen in milchigen Plastikbechern, die vielleicht irgendwann mal durchsichtig gewesen waren, und deine Cola wurde in einer Lerntasse serviert.
    Unwillkürlich streckte meine Mutter die Hand danach aus und schraubte den Deckel ab. Du hast einen Schluck getrunken und dann auf dein Bild geschrieben: Ich, Amelia, Mommy und Daddy.
    »Oh mein Gott«, sagte die Kellnerin. »Ich habe auch eine Dreijährige zu Hause, und die geht noch nicht mal richtig aufs Töpfchen. Aber Ihre Tochter kann schon schreiben? Und sie trinkt aus einer normalen Tasse. Himmel, ich weiß nicht, wie Sie das machen, aber das würde ich auch gerne schaffen.«
    »Ich bin nicht drei«, hast du gesagt.
    »Oh.« Die Kellnerin zwinkerte. »Dreieinhalb, stimmt’s? Diese Monate zählen, wenn Babys …«
    »Ich bin kein Baby!«
    »Willow.« Mom legte dir die Hand auf den Arm, aber du hast sie so heftig weggestoßen, dass die Cola über den Tisch flog.
    »Ich bin kein Baby!«
    Mom schnappte sich einen Stapel Servietten und begann aufzuwischen. »Tut mir leid«, sagte sie zu der Kellnerin.
    »Also das « – die Kellnerin nickte – »sieht mir schon eher nach einer Dreijährigen aus.«
    Eine Klingel ertönte, und sie musste zurück in die Küche.
    »Willow«, sagte meine Mutter, »du weißt doch, dass du nicht wütend auf jemanden werden darfst, nur weil er nicht weiß, dass du OI hast.«
    »Warum nicht?«, fragte ich. »Du bist doch auch wütend.«
    Meiner Mutter fiel die Kinnlade runter. Als sie sich wieder erholt hatte, schnappte sie sich Börse und Jacke und stand auf. »Wir gehen«, verkündete sie und riss dich aus deinem Stuhl. In letzter Sekunde erinnerte sie sich an unsere Getränke und knallte einen Zehndollarschein auf den Tisch. Dann trug sie dich zum Wagen, und ich schlurfte hinterher.
    Auf dem Weg nach Hause hielten wir doch noch bei McDonald’s an, aber das befriedigte mich nicht; stattdessen wäre ich am liebsten im Erdboden versunken.
    Ich hatte auch ein Gestell, aber keines von der Art, das die Beine stützt, sondern eine ganz gewöhnliche Gaumenspange. Eines hatte ich mit dir gemein: Kaum war sie mir angepasst worden, da begann ich auch schon, die Tage zu zählen, bis ich sie wieder loswerden würde. Für alle, die nie dieses zweifelhafte Vergnügen gehabt haben, so fühlt sich das an: Kennt ihr diese falschen Vampirzähne, die man sich zu Halloween in den Mund steckt? Und jetzt stellt euch vor, die bleiben für die nächsten drei Jahre drin und reizen ständig zum Sabbern, während ihr euch immer wieder die Zunge daran aufschneidet.
    Das ist auch der Grund, warum ich an einem Montag Ende Januar das breiteste, rührseligste Lächeln im Gesicht hatte. Es war mir egal, dass Emma und ihre Bande hinter mir HURE an die Tafel geschrieben hatten, mit einem Pfeil, der auf meinen Kopf zeigte. Mir war egal, dass du alle Schokoriegel gemampft hattest, sodass für mich nach der Schule nur Müsli als Snack übrig blieb. Alles, was zählte, war, dass ich um 16 . 30 Uhr meine Klammer abgenommen bekäme, nach vierunddreißig Monaten, zwei Wochen und sechs Tagen.
    Meine Mutter hatte die Ruhe weg – offenbar war sie sich nicht im Klaren darüber, was für ein großes Ereignis das war. Ich schaute nach: Es stand nach wie vor in ihrem Kalender, wo es auch schon die letzten fünf Monate gestanden hatte. Als sie dann um vier Uhr einen Käsekuchen in den Ofen schob, bekam ich Panik. Ich meine, wie sollte sie mich in die Stadt zum Kieferorthopäden fahren, wenn der Kuchen noch nicht gar war?
    Mein Vater, das musste die Antwort sein. Er war in letzter Zeit nicht oft zu Hause;

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