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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Stützstangen klirrten. »Du bist neu«, sagte sie. »Wie heißt du?«
    »Willow.«
    »Ich bin Niamh. Das ist ein komischer Name, ich weiß, aber dein Name ist auch komisch.« Sie schaute zu Amelia. »Ist das deine Schwester? Hat sie auch OI ?«
    »Nein.«
    »Hm«, sagte Niamh. »Nun, dann hat sie eben Pech gehabt. Für Kinder wie uns gibt es die coolsten Programme.«
    Innerhalb der drei Kongresstage gab es vierzig Informationsveranstaltungen – alles von »Finanzplanung für Ihr Kind mit besonderen Bedürfnissen« bis hin zu »Stellen Sie Ihrem Arzt die richtigen Fragen«. Du hattest deine eigenen Kids-Club-Events: Malen und Basteln, Schnitzeljagden, Schwimmen, Videogamewettbewerbe und Anleitungen, von der Hilfe anderer unabhängiger zu werden. Zuerst wollte ich dich dort nicht abgeben, doch die Veranstaltungen wurden von speziell ausgebildeten Krankenschwestern begleitet. Teenager hatten natürlich andere Veranstaltungen, und selbst für Amelia gab es ein Programm für Geschwister ohne OI .
    »Niamh, da bist du ja!« Ein Teenager in Amelias Alter kam mit einem Haufen Kinder im Schlepptau näher. »Wer ist deine neue Freundin?«
    »Willow.«
    Das ältere Mädchen hockte sich hin, sodass sie mit dir auf Augenhöhe war. »Freut mich, dich kennenzulernen, Willow. Wir sind da drüben auf der anderen Seite der Lobby und spielen zusammen. Möchtest du mitmachen?«
    »Darf ich?«, hast du gefragt.
    »Wenn du vorsichtig bist. Amelia, kannst du sie …«
    »Lass nur, ich mach das schon.« Ein Junge trat vor und packte die Griffe deines Rollstuhls. Er hatte aschblondes Haar, das ihm über die Augen fiel, und ein Lächeln, das einen Gletscher zum Schmelzen brachte … oder Amelia, die ihn mit großen Augen anstarrte. »Es sei denn natürlich, du willst mitkommen«, sagte der Junge zu ihr.
    Ich sah staunend zu, wie Amelia knallrot anlief.
    »Vielleicht später«, sagte sie.
    Obwohl das Hotel mit behindertengerechten Zimmern warb, hatten wir keines davon gebucht. Amelia und ich wollten keine Dusche, in die man hineinfahren kann, und bei der Vorstellung, für dich einen Duschsitz auszuleihen, bekam ich eine Gänsehaut. Du konntest dich genauso gut in der Badewanne waschen und dein Haar unter dem Wasserhahn. Wir hörten uns die Eröffnungsrede an, die sich um den aktuellen Forschungsstand in Sachen OI drehte, und gingen dann zum Büfett. Es war auf extraniedrigen Tischen angerichtet, damit Rollstuhlfahrer und Kleinwüchsige das Essen sehen und sich selbst bedienen konnten. Satt gingen wir schließlich auf unser Zimmer.
    »Licht aus«, sagte ich, und Amelia vergrub sich mit den iPod-Kopfhörern im Ohr unter ihren Decken, durch die das Glühen des Displays zu sehen war. Du hast dich auf die Seite gedreht, schon halb im Schlummer. »Hier gefällt es mir«, hast du gesagt. »Ich möchte immer hierbleiben.«
    Ich lächelte. »Nun ja, es wird nicht mehr so lustig sein, wenn alle deine OI -Freunde wieder nach Hause fahren.«
    »Können wir wieder her?«
    »Ich hoffe doch, Willow.«
    »Kann Dad das nächste Mal mit uns kommen?«
    Ich starrte auf den Digitalwecker, wo eine Ziffer gerade in die andere überging. »Ich hoffe doch«, wiederholte ich.
    So kam es, dass wir uns diesen Kongress leisten konnten:
    Eines Morgens, als du und Amelia in der Schule wart, habe ich gebacken. Das tat ich inzwischen immer, wenn ihr fort wart. Es hatte für mich etwas von Zen, wenn ich Zucker und Backfett verrührte, Eiweiß unterzog, Milch aufkochte. Meine Küche war angefüllt mit dem Duft von Vanille und Karamell, Zimt und Anis. Ich mischte wunderbaren Zuckerguss an, rollte perfekte Tortenböden aus und knetete Teig. Je mehr meine Hände sich bewegten, desto weniger ging mein Geist auf Wanderschaft.
    Damals war es März – zwei Monate nachdem Sean sich von der Klage zurückgezogen hatte. Nach unserem Streit mitten auf dem Highway hatte ich ein paar Wochen lang Kissen und Bettzeug auf dem Kamin liegen lassen, nur für den Fall. Das war das Äußerste an Entschuldigung, zu dem ich mich durchringen konnte. Dann und wann kam er ins Haus, um die Mädchen zu besuchen, doch wenn er das tat, hatte ich das Gefühl, als hätte ich dabei nichts verloren. Ich führte das Haushaltsbuch oder putzte das Badezimmer, während ich von unten Lachen hörte.
    Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, ihm Folgendes zu sagen: Ich habe einen Fehler gemacht, aber du auch. Sind wir jetzt nicht quitt?
    Manchmal vermisste ich Sean leidenschaftlich. Manchmal war ich wütend auf

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