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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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wenigsten erwartete.
    Am nächsten Morgen begab ich mich mit dir zu einem Parcours der Bleib-fit-Kampagne, die täglich vor dem Kongress stattfand und bei der die Teilnehmer eine Viertelmeile entweder mit dem Rollstuhl fahren oder laufen sollten. Als du fertig warst und dir stolz deine Urkunde an die Brust gedrückt hast, gingen wir rasch frühstücken, bevor die ersten kleinen Gruppenveranstaltungen stattfanden. Amelia schlief noch, doch ich plante, an einem Workshop teilzunehmen, bei dem es um das Körperschema bei jungen Mädchen mit OI ging.
    Kaum hatte man dich wieder bei der Kinderbetreuung willkommen geheißen – die Krankenschwester, so bemerkte ich, begrüßte dich mit einem High Five und motivierte dich damit, den Arm höher zu heben als bei der Physiotherapie –, da machte ich mich auf den Weg in die Damentoilette, um mir vor der Veranstaltung noch rasch die Hände zu waschen. Wie alles andere in dem Hotel waren auch die Toiletten auf OI -Patienten eingestellt. Die Außentür stand offen, damit man leichter hineinkam, und auf einem extraniedrigen Tisch lagen Seife und Handtücher bereit.
    Als ich gerade den Wasserhahn aufgedreht hatte, kam eine Frau herein. Sie trug ein Glas Milch. Die Milch wurde im Rahmen des allgemeinen Gesundheitsprogramms serviert; nur war bei OI der Mangel an Kollagen das Problem, nicht Kalzium. »Ich finde das toll«, sagte sie und grinste mich an. »Das ist wohl der einzige Kongress, wo man zwischen den Veranstaltungen Milch statt Kaffee und Saft bekommt.«
    »Das war vermutlich billiger als ein paar Dosen Parathormon«, meinte ich lachend.
    »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Kelly Clough, Mutter von David, Typ V.«
    »Willow, Typ  III . Ich bin Charlotte O’Keefe.«
    »Hat Willow Spaß?«
    »Willow schwebt im siebten Himmel«, antwortete ich. »Sie kann es kaum erwarten, heute Abend in den Zoo zu gehen.« Der Henry Doorly Zoo öffnete an dem Abend extra für die Kongressteilnehmer; während des Frühstücks hast du eine Liste der Tiere aufgestellt, die du dir anschauen wolltest.
    »David geht es nur ums Schwimmen.« Sie schaute mich im Spiegel an. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.«
    »Ich war noch nie auf einem Kongress«, sagte ich.
    »Nein, Ihr Name …«
    Eine Toilettenspülung rauschte, und einen Augenblick später kam eine Frau unseres Alters aus einer Kabine. Sie positionierte sich mit ihrer Gehhilfe vor dem behindertengerechten Waschbecken und drehte das Wasser auf. »Lesen Sie den Blog von Tiny Tim?«, fragte sie.
    »Sicher«, antwortete Kelly. »Wer nicht?«
    Nun, ich zum Beispiel.
    »Sie ist die Frau, die wegen ungewollter Geburt klagt.« Die Frau drehte sich zu mir um und trocknete sich die Hände ab. »Offen gesagt widert mich das an, und es widert mich sogar noch mehr an, dass Sie hier sind. Sie können nicht auf beiden Hochzeiten tanzen. Sie können nicht Klage einreichen, weil ein Leben mit OI angeblich nicht lebenswert ist, und dann hierherkommen und munter darüber plaudern, wie aufgeregt Ihre Tochter ist, unter ihresgleichen zu sein, und wie großartig es ist, dass sie den Zoo besuchen kann.«
    Kelly war einen Schritt zurückgewichen. » Sie sind das?«
    »Ich wollte nicht …«
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass eine Mutter so denkt«, sagte Kelly. »Wir alle müssen das Letzte aus unseren Konten rausholen, damit es funktioniert; aber nie im Leben würde ich mir wünschen, ich hätte meinen Sohn nicht bekommen.«
    Ich merkte plötzlich, dass ich zitterte, und konnte es nicht abstellen. Ich wollte eine Mutter sein wie Kelly, die spielend mit der Behinderung ihres Sohnes fertig wurde. Ich wollte, dass genauso eine aufrechte, stolze Frau aus dir würde wie sie. Aber ich wollte auch, dass dir die finanziellen Mittel dazu zur Verfügung standen.
    »Wissen Sie, womit ich die letzten sechs Monate verbracht habe?«, fragte die Frau mit OI . »Ich habe für die Paralympics trainiert. Ich bin im Schwimmteam. Wenn Ihre Tochter eines Tages mit einer Goldmedaille nach Hause käme, würde Sie das endlich davon überzeugen, dass ihr Leben nicht nutzlos ist?«
    »Sie verstehen nicht …«
    »Im Gegenteil«, sagte Kelly, » Sie verstehen nicht.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging mit der anderen Frau hinaus. Ich drehte das Wasser voll auf und spritzte es mir ins Gesicht, das sich anfühlte, als stünde es in Flammen. Dann trat ich mit hämmerndem Herzen wieder auf den Gang hinaus.
    Die Neun-Uhr-Veranstaltungen füllten sich. Ich war

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