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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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dem Einschlafen gesagt, aber ich glaube, das meiste hast du für dich behalten. Ich überlegte, wie es wohl war, wenn man von allen nur aufgrund eines einzigen Merkmals wahrgenommen wurde und nicht als ganze Person. Hier stand Sarah und meinte, du solltest dir jemanden suchen, der dich wegen deines Charakters liebt und nicht auf Äußerlichkeiten abfährt … dabei brachte das noch nicht einmal deine eigene Mutter zustande. »Das ist wie Tauziehen«, sagte ich leise, »und ich bin das Tau.«
    Unter dem Tisch drückte Adam meine Hand, und seine Finger schlangen sich um meine. »Adam«, flüsterte ich. Sarah redete derweil über Geschlechtskrankheiten, Hymen und vorzeitige Ejakulation. Wir hielten Händchen unter dem Tisch, und ich hatte das Gefühl, als hätte ich einen Stern im Hals und sein Licht würde aus mir herausstrahlen, wenn ich den Mund aufmachte. »Was, wenn uns jemand sieht?«
    Er drehte den Kopf, und ich spürte seinen Atem an meinem Ohr. »Dann werden sie mich für den glücklichsten Typen in diesem Raum halten.«
    Nach diesem Satz war ich wie elektrifiziert, es durchströmte mich von unseren Händen her und ging mir durch und durch. Von Sarahs Gerede bekam ich kein Wort mehr mit. Ich konnte nur noch eins denken: wie anders sich Adams Haut anfühlte, wie nahe er mir war und dass er nicht losließ.
    Es war kein Date, aber irgendwie doch eines. Wir wollten beide im Rahmen der Familienveranstaltung am Abend in den Zoo gehen, und so rang Adam mir das Versprechen ab, ihn um sechs Uhr bei den Orang-Utans zu treffen.
    Okay, er hatte Willow das Versprechen abgerungen, ihn dort zu treffen.
    Du warst so aufgeregt wegen des Zoobesuchs, dass du auf der Busfahrt kaum still sitzen konntest. New Hampshire hatte keinen Zoo, und der in der Nähe von Boston war nicht besonders toll. Während unseres Urlaubs in Disney World hatten wir ursprünglich auch das Disney Animal Kingdom besuchen wollen, aber du weißt ja, wie das endete. Im Gegensatz zu dir war meine Mutter vollkommen steif und still – wie eine Porzellanpuppe. Sie starrte im Bus stur nach vorne und unterhielt sich mit niemandem, also das genaue Gegenteil von gestern, wo sie gar nicht mehr aufgehört hatte zu reden. Sie sah aus, als würde sie beim nächsten Schlagloch zerspringen.
    Aber damit wäre sie ja nicht die Einzige.
    Ich schaute so oft auf meine Uhr, dass ich mir schon vorkam wie Cinderella. Und eigentlich hatte ich dazu mehr als einen Grund. Ich trug zwar kein glitzerndes blaues Kleid, aber ich hatte mir deine Identität und deine Krankheit geborgt, und mein Prinz war zufällig jemand, der sich schon zweiundvierzig Knochen gebrochen hatte.
    »Zu den Affen«, hast du gekräht, kaum dass wir die Tore des Zoos durchschritten hatten. Der Zoo hatte extra für die Kongressteilnehmer noch mal geöffnet, was ziemlich cool war, denn es fühlte sich an, als hätten wir uns für die Nacht heimlich einschließen lassen. Und praktisch war es sicher auch, denn tagsüber hätten sich die Leute mit OI vermutlich gar nicht in das Gedränge vor den Gehegen getraut, aus Angst, umgeschubst zu werden. Ich hatte mir gerade deinen Rollstuhl geschnappt, um dich einen leichten Abhang hinaufzuschieben, als mir auffiel, dass mit meiner Mutter wirklich etwas nicht stimmte.
    Normalerweise hätte sie mich angestarrt, als wäre mir gerade ein zweiter Kopf gewachsen, und hätte mich gefragt, warum ich freiwillig deinen Rollstuhl schob, während ich sonst schon jammerte, wenn ich dich nur aus deinem dämlichen Kindersitz im Auto holen sollte.
    Stattdessen stapfte sie wie ein Zombie hinter uns her. Ich wette, sie hätte bloß verständnislos Hä? gesagt, wenn ich sie auf eines der Tiere angesprochen hätte.
    Ich schob dich dicht an die Mauer vor den Orang-Utans, trotzdem musstest du dich aufstellen, um etwas sehen zu können. Du hast dich an der niedrigen Betonbarriere festgehalten und übers ganze Gesicht gestrahlt, als du die Mutter mit dem Baby im Arm sahst. Das war das winzigste Äffchen, das ich je gesehen hatte, und ein zweites, schon älteres Baby zerrte ständig an ihr herum. »Das ist wie bei uns«, hast du freudig verkündet. »Amelia, schau mal!«
    Aber ich schaute mich nach Adam um. Es war Punkt sechs Uhr. Wenn er mich nun versetzte? Vielleicht konnte ich ja das Interesse eines Jungen noch nicht einmal halten, wenn ich vorgab, jemand anders zu sein.
    Plötzlich war er da. Ein dünner Schweißfilm schimmerte auf seiner Stirn. »Tut mir leid«, sagte er. »Der Hügel war

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