Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
Vom Netzwerk:
Piper.«
    »Trotzdem. Ich habe das Gefühl, als schulde ich dir etwas.«
    Ich zuckte mit den Schultern und wandte mich ab. »Es tut mir wirklich leid, was dir alles passiert ist.«
    »Und mir tut es leid, was dir passiert ist«, erwiderte Piper.
    Ich räusperte mich und trat einen Schritt zurück. »Du solltest wohl besser mal runtergehen und den Sicherungsschalter wieder umlegen, damit wir sehen, ob die Dose funktioniert.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Piper und lächelte mich schüchtern an. »Sie wird schon funktionieren.«

Amelia
    Okay, ich kann dir sagen, es ist nicht einfach, ein Geheimnis zu bewahren, wenn man auf engstem Raum zusammenlebt. Zu Hause war es ja schon schwierig genug, aber ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, wie dünn die Badwände in einem Hotelzimmer sind? Ich meine, man kann alles hören! Das hieß also, dass ich mich nur in den öffentlichen Toiletten unten in der Lobby übergeben konnte, und das auch erst, wenn ich mich in einer Kabine eingeschlossen und vergewissert hatte, dass rechts und links von mir keine Schuhe zu sehen waren.
    Nachdem ich an dem Morgen aufgestanden war und eine Nachricht von Mom gefunden hatte, war ich nach unten gegangen, um etwas zu essen; anschließend habe ich dich in der Kinderbetreuung gefunden. »Amelia, sind die nicht cool?«, hast du gesagt und mir die kleinen bunten Stangen gezeigt, die einige Kinder an den Rädern ihres Rollstuhls hatten. Sie machten ein permanentes Klickgeräusch, wenn man den Stuhl schob, was wahrscheinlich ziemlich schnell nerven würde, aber wie sie im Dunkeln leuchteten, war wirklich cool.
    Ich sah förmlich, wie du die anderen Kids mit OI abgecheckt und dir im Geiste Notizen gemacht hast. Wer hatte welchen Rollstuhl in welcher Farbe; wer hatte Aufkleber auf seiner Gehhilfe; welche Mädchen konnten gehen, und welche mussten gefüttert werden? Dann hast du dich selbst in diesen Mix eingeordnet und abgeschätzt, wie unabhängig du im Vergleich zu den anderen warst. »Und, was steht für heute Morgen auf deinem Laufzettel?«, fragte ich. »Und wo ist Mom?«
    »Ich weiß es nicht. Ich nehme an, bei irgendeinem Meeting«, hast du gesagt und mich dann angestrahlt. »Wir werden schwimmen gehen. Ich habe schon einen Badeanzug.«
    »Das klingt lustig …«
    »Du kannst nicht mitkommen, Amelia. Das ist für Leute wie mich .«
    Ich weiß, dass du nicht hochnäsig klingen wolltest, trotzdem tat es weh, ausgeschlossen zu werden. Ich meine, wer konnte mich sonst noch ignorieren? Erst Mom, dann Emma, und jetzt disste mich sogar schon meine kleine, behinderte Schwester. »Ich wollte mich nicht selbst einladen«, sagte ich gekränkt. »Ich habe sowieso was vor.« Aber ich schaute dir hinterher, als eine der Krankenschwestern die erste Gruppe zusammenrief, um zum Pool zu gehen. Du hast gekichert und mit einem Mädchen geflüstert, das einen großen Aufkleber hinten auf seinem Rollstuhl hatte: HOGWARTS - ABBRECHER .
    Ich verließ die Kinderbetreuung und schlenderte in den Hauptgang zwischen den Konferenzräumen. Ich hatte keine Ahnung, welche Veranstaltung meine Mutter besuchen wollte, aber bevor ich auch nur darüber nachdenken konnte, erregte ein Schild an einer Tür meine Aufmerksamkeit: NUR FÜR TEENS . Ich steckte den Kopf hinein und sah lauter Kids mit OI in meinem Alter – einige in Rollstühlen, andere nicht –, die mit Luftballons spielten.
    Nur dass es eigentlich aufgeblasene Kondome waren.
    »Wir werden jetzt anfangen«, sagte die Frau vorne im Raum. »Liebes, kannst du bitte die Tür zumachen?«
    Redete die mit mir? Ja. Ich gehörte nicht hierher; es gab Extraprogramme für Geschwister wie mich, die nicht unter OI litten. Andererseits waren hier viele, die nicht annähernd so schlecht dran waren wie du. Vielleicht würde ja keinem auffallen, dass meine Knochen vollkommen intakt waren.
    Dann bemerkte ich den Jungen von gestern – den, der die kleine Niamh abgeholt hatte. Ich dachte mir, dass das bestimmt so ein Typ sei, der Gitarre spielt und Songs für seine Freundin schreibt. Die Vorstellung, dass mir ein Junge etwas vorsingt, fand ich schon immer toll. Aber was gab es an mir schon, das interessant genug gewesen wäre, damit jemand einen Song darüber schreibt? Amelia, Amelia … zieh dein Shirt aus und lass mich mal fühlen?
    Ich trat in den Raum und schloss hinter mir die Tür. Der Junge grinste mich an, und ich hatte mit einem Mal kein Gefühl mehr in den Beinen.
    Ich setzte mich neben ihn auf einen Hocker und tat

Weitere Kostenlose Bücher