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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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beleihen oder anderweitig weiterzugeben, außer:
1) beide Parteien willigen schriftlich ein
2) zur Deckung der Lebenshaltungskosten
3) im üblichen Rahmen.
Sollten Sie den Eingang dieses Bescheids nicht binnen zehn Tagen bestätigen, ist der Antragsteller ermächtigt, diese Bestätigung anderweitig einzuholen.
    Mit freundlichen Grüßen
Micah Healey, Rechtspflegerin
    Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich weinte, bis Amelia in die Küche gerannt kam. »Was ist los?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht sprechen, konnte nicht atmen.
    Amelia riss mir den Brief aus der Hand, ehe ich es verhindern konnte. »Dad will die Scheidung ?«
    »Ich bin sicher, das ist nur ein Versehen«, sagte ich, stand auf und nahm ihr den Brief wieder ab. Im Grunde hatte ich das kommen sehen; man kann sich nicht ewig vormachen, alles sei normal. Aber trotzdem … Ich faltete den Brief erst ein-, dann zweimal. Ein Zaubertrick , dachte ich verzweifelt. Und wenn ich ihn wieder entfalte, ist die Schrift verschwunden.
    »Wo soll denn da das Versehen sein?«, schnappte Amelia. »Wach auf, Mom. Das ist eine ziemlich deutliche Art, dir zu sagen, dass er dich nicht mehr in seinem Leben haben will.« Sie verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Wenn ich so darüber nachdenke, sind wir ganz groß darin, jemanden nicht haben zu wollen.«
    Sie drehte sich heftig weg, um nach oben zu stürmen, doch ich packte sie am Arm. »Erzähl Willow nichts«, bettelte ich.
    »Sie ist nicht annähernd so dumm, wie du glaubst. Sie weiß ganz genau, was los ist, selbst wenn du es verbergen willst.«
    »Das ist genau der Grund, warum ich möchte, dass sie nichts davon erfährt. Bitte, Amelia.«
    Amelia riss sich los. »Ich schulde dir gar nichts «, zischte sie und floh.
    Ich ließ mich auf den Küchenstuhl sinken. Ich hatte das Gefühl, am ganzen Körper taub zu sein. Ging es Sean genauso? Hatte auch er jegliches Gefühl verloren? Wörtlich und im übertragenen Sinne?
    Oh Gott. Er würde meine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter finden. Die machte mich jetzt zur größten Närrin auf diesem Planeten.
    Ich hatte keine Ahnung vom Scheidungsrecht. Konnte er sich auch scheiden lassen, wenn ich nicht einwilligte? Und konnte man seine Meinung noch ändern, nachdem man den Antrag bei Gericht gestellt hatte? Würde ich Sean noch davon abbringen können?
    Mit zitternden Händen griff ich nach dem Telefon und rief Marin Gates auf ihrer Privatnummer an. »Charlotte«, sagte sie, »wie war der Kongress?«
    »Sean hat die Scheidung eingereicht.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Das tut mir leid«, sagte Marin schließlich, und ich glaube, das meinte sie ernst. Aber einen Moment später war sie schon wieder ganz professionell. »Sie brauchen einen Anwalt.«
    »Sie sind Anwalt.«
    »Aber nicht von der Art, die Ihnen dabei helfen kann. Rufen Sie Sutton Roarke an. Sie steht im Branchenbuch. Sie ist die beste Scheidungsanwältin, die ich kenne.«
    Ich atmete tief durch. »Ich fühle mich … wie ein Versager.«
    »Nun ja«, erwiderte Marin in ruhigem Ton, »niemand hört gerne, dass er nicht gewollt wird.«
    Amelias Worte! Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Automatisch dachte ich an meine Aussage vor Gericht, die Marin und ich bereits ausgiebig geprobt hatten. Aber bevor ich etwas erwidern konnte, fuhr sie fort: »Ich wünschte wirklich, es wäre nicht so weit gekommen, Charlotte.«
    Mir schossen so viele Fragen durch den Kopf: Wie sollte ich dir das beibringen? Wie sollte ich mit meiner Klage weitermachen, wenn am Horizont bereits ein weiterer Prozess auf mich wartete? Doch als ich wieder den Mund aufmachte, fragte ich etwas vollkommen anderes: »Was passiert als Nächstes?« Doch Marin hatte bereits aufgelegt.
    Ich machte einen Termin bei Sutton Roarke und kochte dann mechanisch für euch Abendessen. »Kann ich Daddy anrufen?«, hast du gefragt, kaum dass wir uns an den Tisch gesetzt hatten. »Ich will ihm vom Wochenende erzählen.«
    In meinem Kopf wummerte es, und meine Kehle fühlte sich an, als hätte sie jemand mit Fäusten bearbeitet. Amelia schaute mich an und senkte dann wieder den Kopf. »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie. Kurz darauf entschuldigte sie sich, und ich versuchte erst gar nicht, sie am Tisch zu halten. Warum auch, wenn ich selbst gar nicht hier sein wollte?
    Ich räumte das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine. Ich wischte den Tisch ab. Ich belud die Waschmaschine. All das machte ich wie in Trance und bildete mir ein, mein Leben

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