Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care
könnte sich wieder normalisieren, wenn ich nur weiter diese alltäglichen Dinge tat.
Als ich auf dem Wannenrand saß, um dir beim Baden zu helfen, hast du genug für uns beide geredet. »Niamh und ich, wir haben beide E-Mail-Accounts. Und jeden Morgen um Viertel vor sieben, wenn wir aufwachen, werden wir online gehen und miteinander reden.« Du hast dich zu mir umgedreht. »Können wir sie mal hierher einladen?«
»Hmmm?«
»Mom, du hörst mir ja gar nicht zu. Ich habe wegen Niamh gefragt …«
»Was ist mit ihr?«
Du hast mit den Augen gerollt. »Vergiss es.«
Ich zog dir deinen Pyjama an, brachte dich ins Bett und küsste dich auf die Stirn. Eine Stunde später, als ich nach Amelia sehen wollte, lag sie bereits im Bett, doch dann hörte ich sie flüstern. Ich zog die Decke zurück und sah sie mit dem Telefon am Ohr. »Was?«, knurrte sie aggressiv und drückte es hastig an ihre Brust. Ich ging raus. Ich war einfach viel zu mitgenommen, um ergründen zu wollen, was sie vor mir verbarg, und spürte nur den vagen Gedanken, dass sie diese Heimlichkeit wohl von mir gelernt hatte.
Als ich runterging, bewegte sich ein Schatten im Wohnzimmer und hätte mich fast zu Tode erschreckt. Sean trat ins Licht. »Charlotte …«
»Lass es. Lass es einfach … okay?«, sagte ich, die Hand auf meinem hämmernden Herzen. »Die Mädchen sind schon im Bett; du kannst also nicht zu ihnen.«
»Wissen Sie es?«
»Kümmert dich das überhaupt?«
»Natürlich kümmert mich das. Warum, glaubst du wohl, tue ich das?«
Ein leises, verzweifeltes Geräusch stieg in meiner Kehle auf. »Ich weiß es ehrlich nicht, Sean«, antwortete ich. »Mir ist schon klar, dass es in letzter Zeit nicht gut zwischen uns gelaufen ist …«
»Das ist wohl die Untertreibung des Jahrhunderts.«
»Nein, das ist, als hätte man sich den Nagel eingerissen und ließe sich deswegen den Arm amputieren.«
Er folgte mir in die Küche, wo ich Pulver in die Spülmaschine gab und sie anschaltete. »Es ist mehr als nur ein eingerissener Fingernagel«, sagte er. »Wir sind ausgeblutet. Du kannst dir über unsere Ehe ja einreden, was du willst, wahr ist es deswegen noch lange nicht.«
»Und deine einzige Antwort darauf ist Scheidung?«, entgegnete ich schockiert.
»Ich habe keinen anderen Weg mehr gesehen.«
»Hast du denn nach einem gesucht? Ich weiß, dass es schwer war. Ich weiß, dass du es nicht gewöhnt bist, wenn ich mich für etwas einsetze, was ich will und du nicht. Aber mein Gott, Sean … Du wirfst mir vor, ich sei streitsüchtig, und dann reichst du die Scheidung ein? Du hast noch nicht einmal mit mir darüber geredet . Du hast noch nicht einmal versucht, mit mir zur Eheberatung bei Pater Grady zu gehen.«
»Was hätte das denn genützt, Charlotte? Seit langer Zeit hast du nur noch auf dich selbst gehört. Diese Entscheidung ist nicht über Nacht gefallen, wie du anscheinend glaubst. Das hat ein Jahr gedauert. Ein Jahr, in dem ich darauf gewartet habe, dass du wieder aufwachst und erkennst, was du deiner Familie antust. Ein Jahr, in dem ich mir gewünscht habe, du würdest genauso viel Energie in unsere Ehe stecken wie in Willows Fürsorge.«
Ich starrte ihn an. »Du hast das getan, weil ich zu beschäftigt war, um Sex zu haben?«
»Nein. Siehst du? Genau das meine ich. Du drehst mir die Worte im Mund herum. Ich bin hier nicht der böse Bube, Charlotte. Ich bin der, der nicht gewollt hat, dass sich in unserer Familie etwas ändert.«
»Genau. Wir sollen uns also weiter mit unserem löchrigen Kahn über Wasser halten, und wie viele Jahre soll das so gehen? Wie lange dauert es wohl noch, bis unser Haus gepfändet wird und wir bankrott sind?«
»Hör auf mit dem Geld. Es dreht sich nicht alles darum …«
»Es geht nur um Geld«, schrie ich. »Ich habe gerade ein Wochenende mit Hunderten von Menschen verbracht, die alle ein erfülltes, glückliches und produktives Leben führen, obwohl sie OI haben. Ist es ein Verbrechen, wenn ich will, dass Willow die gleichen Chancen bekommt?«
»Wie viele von deren Eltern haben denn wegen ungewollter Geburt geklagt?«, hielt Sean mir entgegen.
Kurz, ganz kurz, sah ich wieder die Gesichter der Frauen auf der Toilette vor mir, die mich so hart verurteilt hatten. Aber davon würde ich Sean nichts erzählen. »Katholiken lassen sich nicht scheiden«, erwiderte ich.
»Sie denken auch nicht darüber nach, ihre Kinder abtreiben zu lassen«, entgegnete Sean. »Du bist nur katholisch, wenn es dir passt. Das
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