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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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kratzen.
    »Und ich dachte, du hättest kochen gelernt, während du weg warst.«
    Sean schaute mich über den geöffneten Mülleimer hinweg an. »Es ist schon erstaunlich, was ein verzweifelter Mann und eine Backmischung zustande bringen können«, erklärte er. »Aber ich dachte, wenn ich schon mal einen Tag frei habe, könnte ich ihn auch mit den Mädchen verbringen und vielleicht die Rampe für Willow fertig bauen.«
    Ich kapierte, was er mir damit sagen wollte: dass das der erste Schritt in unser neues Leben war, mit informell geteiltem Sorgerecht und geteiltem Haushalt. »Oh«, sagte ich und bemühte mich, nonchalant zu klingen. »Dann habe ich ja Zeit, ein paar Dinge zu erledigen.«
    »Geh, und gönn dir ein wenig Spaß«, schlug Sean vor. »Schau dir einen Film an. Besuch eine Freundin.«
    Ich hatte keine Freundinnen mehr.
    »Okay«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Klingt großartig.«
    Eine Stunde später, als ich aus der Einfahrt fuhr, dachte ich bei mir, dass es sicher ein Unterschied war, ob man aus dem eigenen Haus rausgeworfen wurde und ob man dort bloß nicht mehr willkommen war, aber für mich fühlte sich beides gleich an. Ich fuhr zur Tankstelle, tankte voll und dann … Nun, dann begann ich ziellos im Auto zu kramen. Dein ganzes Leben lang war ich entweder ständig bei dir gewesen oder hatte auf einen Anruf gewartet, bei dem mir jemand mitteilte, dass du dir wieder etwas gebrochen hattest. Und jetzt diese Freiheit – eigentlich überwältigend. Ich fühlte mich jedoch nicht erleichtert, sondern nur von der Leine gelassen.
    Bevor ich mich versah, war ich zu Marins Kanzlei gefahren. Das hätte mich zum Lachen gebracht, wäre es nicht so verdammt deprimierend gewesen. Ich schnappte mir meine Handtasche, ging hinein und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Briony, die Empfangssekretärin, telefonierte gerade, als ich hereinkam, aber sie winkte mich direkt den Flur hinunter.
    Ich klopfte an Marins Tür. »Hi«, sagte ich und lugte um die Ecke.
    Sie hob den Blick. »Charlotte! Kommen Sie rein.« Als ich mich auf einen der ledergepolsterten Stühle setzte, stand sie auf, ging um ihren Schreibtisch herum und setzte sich auf die Tischkante. »Haben Sie mit Sutton gesprochen?«
    »Ja, das ist ganz … überwältigend.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Sean ist jetzt wieder eingezogen«, platzte ich heraus. »Wir versuchen, uns auf einen Zeitplan zu einigen, damit wir uns beide um die Mädchen kümmern können.«
    »Das klingt furchtbar erwachsen.«
    Ich blickte auf. »Wie ist es möglich, dass ich ihn umso mehr vermisse, seit er nur noch zwei Schritte von mir entfernt steht?«
    »Sie vermissen sie nicht wirklich. Sie vermissen die Vorstellung, was sie hätte sein können.«
    » Er «, korrigierte ich, und Marin blinzelte verwirrt.
    »Stimmt«, sagte sie. »Natürlich.«
    Ich zögerte. »Ich weiß, dass Sie noch arbeiten müssen und so, aber würden Sie eine Tasse Kaffee mit mir trinken? Ich meine, wir könnten ja so tun, als wäre das rein zwischen Anwalt und Klient …«
    »Es ist rein zwischen Anwalt und Klient, Charlotte«, erklärte Marin steif. »Ich bin nicht Ihre Freundin … Ich bin Ihre Anwältin, und um ehrlich zu sein, musste ich ohnehin schon meine persönlichen Gefühle beiseiteschieben.«
    Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg. »Warum? Was habe ich Ihnen denn getan?«
    »Nicht Sie«, antwortete Marin. Sie wirkte ebenfalls verlegen. »Es ist nur … Das ist nicht die Art von Fall, die ich persönlich gutheißen würde.«
    Meine eigene Anwältin dachte, ich sollte nicht auf ungewollte Geburt klagen?
    Marin stand auf. »Ich will damit nicht sagen, dass Ihre Chancen zu gewinnen nicht gut stünden«, stellte sie klar, als hätte sie meine Gedanken gehört. »Ich will damit nur sagen, dass moralisch … philosophisch … Nun, ich kann nachvollziehen, warum Ihr Mann so denkt.«
    Ich stand ebenfalls auf; in meinem Kopf drehte sich alles. »Ich kann nicht glauben, dass ich mit meiner eigenen Anwältin über Gerechtigkeit und Moral diskutiere«, sagte ich und griff nach meiner Handtasche. »Vielleicht sollte ich zu einer anderen gehen.« Ich war schon auf halbem Weg den Flur hinunter, als ich Marin hinter mir rufen hörte. Sie stand in der Tür, die Fäuste in die Hüfte gestemmt.
    »Ich versuche, meine biologische Mutter zu finden«, sagte sie. »Deshalb bin ich von Ihrem Fall nicht begeistert, und deshalb werde ich auch keinen Kaffee mit Ihnen trinken, zu einer

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