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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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hatte mir selbst etwas vorgelogen, denn das war einfacher, als sich der Wahrheit zu stellen: Sex war nicht Liebe, und ein One-Night-Stand konnte keine kaputte Ehe kitten.
    »Charlotte?«, sagte Sean, und mir wurde bewusst, dass er mir eine Frage gestellt hatte. »Möchtest du ein paar Pfannkuchen?«
    Er wusste bestimmt nicht, dass Pfannkuchen zu den ältesten Gebäcken in Amerika gehörten. Im 18. Jahrhundert, als man weder Backpulver noch Natron hatte, behalf man sich damit, viel Luft unter die Eier zu schlagen. Bestimmt wusste er auch nicht, dass es Pfannkuchen schon im Mittelalter gegeben hatte; man aß sie vor allem am letzten Tag vor der Fastenzeit. Genauso wenig wusste er, dass Pfannkuchen zäh wurden, wenn die Pfanne zu heiß war, und trocken, wenn sie zu kalt war.
    Und ganz sicher hatte er vergessen, dass Pfannkuchen das allererste Frühstück waren, das ich ihm als Ehefrau gemacht hatte, kurz nach unseren Flitterwochen. Ich ließ den Teig damals aus einem Spritzbeutel in die Pfanne fließen, um den Pfannkuchen eine bestimmte Form zu geben, und servierte Sean einen Stapel Herzen.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte ich.

Amelia
    Ich sag dir, warum ich an diesem Morgen nicht den Bus genommen habe: Niemand hatte sich die Mühe gemacht, mal vor die Tür zu gucken. Erst als Paulette eintraf und vollkommen außer sich war, weil sie sich durch eine Meute von Reportern hatte kämpfen müssen, wurde uns klar, wie viele Leute unbedingt ein Bild von meinen Eltern haben wollten, wenn sie zum Gericht aufbrachen.
    »Amelia«, sagte mein Vater gereizt, »ab in den Wagen mit dir. Sofort!«
    Dieses eine Mal tat ich genau, was er sagte.
    Und als wäre das nicht alles schon schlimm genug gewesen, folgten uns einige Reporter bis zu meiner Schule. Ich beobachtete sie im Rückspiegel. »Ist Prinzessin Diana nicht so gestorben?«
    Mein Vater hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass ich schon glaubte, er bricht sich einen ab. An einer roten Ampel drehte er sich zu mir um. »Mir ist klar, dass das nicht einfach wird, aber du musst so tun, als wäre das ein ganz normaler Tag.«
    Ich weiß, was du denkst: Das ist so eine Stelle, wo Amelia immer eine richtig boshafte, unangebrachte Bemerkung macht, wie zum Beispiel, Das haben sie auch am 11. September gesagt , aber diesmal fiel mir keine ein. Stattdessen zitterte ich so heftig, dass ich die Hände unter die Oberschenkel schieben musste. »Ich weiß nicht mehr, was normal ist und was nicht«, hörte ich mich sagen.
    Er strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Wenn das alles vorbei ist«, sagte er, »würdest du dann gerne bei mir leben?«
    Diese Frage ließ mein Herz gleich dreimal schneller schlagen. Jemand wollte mich; jemand hatte mich ausgewählt . Aber ich hatte auch das Gefühl, als müsste ich mich gleich übergeben. Bei ihm leben, das stellte ich mir schön vor, aber realistisch gesehen mussten wir uns fragen: Welches Gericht würde einem Mann das Sorgerecht für mich übertragen, der noch nicht einmal mit mir blutsverwandt war? Das hieß, ich blieb bei meiner Mutter hängen, die sicher rasch herausfinden würde, dass sie nur zweite Wahl für mich war. Und außerdem, was war mit dir? Wenn ich allein bei Dad lebte, würde mich vielleicht endlich mal jemand beachten, aber ich würde dich auch zurücklassen. Würdest du mich dafür hassen?
    Die Ampel sprang wieder auf Grün um, und mein Vater fuhr los. »Denk darüber nach«, sagte er, als ich nicht antwortete. Aber ich sah, dass er ein wenig verletzt war.
    Fünf Minuten später fuhren wir an der Schule vor. »Werden die Reporter mir auch nach drinnen folgen?«
    »Das dürfen sie nicht«, antwortete er.
    »Gut.« Ich zog meinen Rucksack auf den Schoß. Er wog dreiunddreißig Pfund, was einem Drittel meines Körpergewichts entsprach. Ich wusste das so genau, weil die Schulschwester vergangene Woche eine Waage aufgestellt hatte, auf der man sich mitsamt Tasche hatte wiegen können; Schulkinder sollten nämlich nicht zu viel mit sich herumschleppen. Wenn das Taschengewicht mehr als fünfzehn Prozent des Körpergewichts entsprach, drohten einem Rückenschäden oder Gott weiß was. Jede Tasche war zu schwer gewesen, doch das hatte die Lehrer nicht davon abgehalten, die gleiche Menge an Hausaufgaben zu verteilen wie eh und je.
    »Viel Glück heute«, sagte ich.
    »Möchtest du, dass ich mit reingehe und mit eurem Schulpsychologen oder dem Direktor rede? Soll ich ihnen sagen, dass du heute ein wenig

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