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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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drehte mich so, dass ich als Erste aufschlug und mein Körper dich abfederte.
    Ich weiß nicht, wer von uns beiden zuerst zu lachen begann, und als Telefon und Tür zugleich klingelten, lachten wir nur umso lauter. Vielleicht sollte ich den Text auf meinem Anrufbeantworter ändern. Tut mir leid. Ich kann im Augenblick nicht ans Telefon. Ich halte meine Tochter in ihrem fünfzig Pfund schweren Verband über die Toilettenschüssel.
    Ich stützte mich auf die Ellbogen und zog dich aufrecht. An der Tür klingelte es erneut ungeduldig. »Ich komme schon!«, rief ich.
    »Mami!«, hast du gekreischt. »Meine Hose!«
    Du warst von dem Toilettengang noch immer halb nackt, und dir deine Pyjamahose anzuziehen würde wieder zehn Minuten dauern. Also zog ich eine der Plastikmülltüten aus dem Gips und wickelte sie wie einen Rock um deinen Unterleib.
    Auf der Terrasse stand Mrs. Dumbroski aus der näheren Nachbarschaft. Sie hatte zwei Enkel in deinem Alter, Zwillinge, die vergangenes Jahr zu Besuch gekommen waren, ihr im Schlaf die Brille gestohlen und einen Laubhaufen angezündet hatten. Dabei wäre fast ihre Garage abgebrannt, wäre nicht rechtzeitig der Briefträger gekommen. »Hallo, meine Liebe«, sagte Mrs. Dumbroski. »Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
    »Nein, nein«, antwortete ich. »Wir waren nur …« Ich schaute dich mit deiner Mülltüte an, und erneut brachen wir in Lachen aus.
    »Ich komme nur wegen meines Geschirrs.«
    »Geschirr?«
    »In dem ich die Lasagne gebracht habe. Ich hoffe, Sie hatten Gelegenheit, sie zu genießen.«
    Das musste eine der Mahlzeiten gewesen sein, die auf uns gewartet hatten, als wir aus der Hölle von Disney World zurückgekehrt waren. Um ehrlich zu sein, hatten wir nur ein paar davon gegessen. Der Rest zog sich just in diesem Augenblick Gefrierbrand zu. Ein Mensch konnte aber auch nur eine begrenzte Menge Auflauf zu sich nehmen.
    Irgendwie kam es mir ziemlich dreist vor, jemanden, dem man etwas zu essen gekocht hat, als er krank war, zu fragen, ob er fertig gegessen hat, und das nur, um seine alte Kasserolle zurückzubekommen.
    »Wie wäre es, wenn ich Ihr Geschirr gleich suche, Mrs. Dumbroski? Sean kann es Ihnen dann später vorbeibringen.«
    Sie schürzte die Lippen. »Nun«, sagte sie, »dann wird mein Thunfischauflauf wohl warten müssen.«
    Einen Moment lang genoss ich die Vorstellung, dich Mrs. Dumbroski in die Arme zu drücken und zu sehen, wie sie unter deinem Gewicht ins Stolpern geriet, während ich zur Tiefkühltruhe ging, ihre dämliche Lasagne holte und sie ihr vor die Füße warf. Stattdessen lächelte ich jedoch nur. »Danke für Ihr Verständnis. Ich muss Willow jetzt zum Mittagsschlaf ins Bett bringen«, sagte ich und schloss die Tür.
    »Ich mache aber keinen Mittagsschlaf«, hast du gesagt.
    »Ich weiß. Ich habe das nur gesagt, damit sie geht und ich sie nicht umbringen muss.« Ich brachte dich wieder ins Wohnzimmer und stopfte dir eine wahre Legion von Kissen in den Rücken, damit du bequem und aufrecht sitzen konntest. Dann griff ich nach deiner Pyjamahose und drückte auf den blinkenden Knopf des Anrufbeantworters. »Linkes Bein zuerst«, sagte ich und zog den breiten Bund über deinen Verband.
    Sie haben eine neue Nachricht.
    Ich steckte dein rechtes Bein in die Hose und zog sie weiter hoch.
    Mr. und Mrs. O’Keefe? Marin Gates von der Kanzlei Robert Ramirez. Wir haben da etwas, das wir gerne mit Ihnen besprechen würden.
    »Mom«, hast du gejammert, als meine Hände an deiner Hüfte innehielten.
    Ich band den überschüssigen Stoff zu einem Knoten zusammen. »Jaja«, sagte ich, und mein Herz schlug immer schneller. »Ich bin fast fertig.«
    Diesmal war Amelia in der Schule, aber Willow mussten wir in die Kanzlei mitnehmen. Und inzwischen war man dort auf uns vorbereitet: Neben der Kaffeemaschine stand Saft, und neben den Hochglanzmagazinen lag ein kleiner Stapel Bilderbücher. Als die Sekretärin uns wieder zu den beiden Anwälten führte, gingen wir nicht zum Konferenzraum. Stattdessen öffnete sie die Tür zu einem Büro, das ganz in Weiß eingerichtet war: vom Holzboden bis zu den getäfelten Wänden und den Ledersofas. Du hast den Hals gereckt und alles neugierig in dich aufgenommen. Sollte es etwa absichtlich wie im Himmel aussehen? Und falls ja, wen sollte dann Robert Ramirez darstellen?
    »Ich dachte, die Couch ist vielleicht bequemer für Willow«, sagte er. »Und ich dachte auch, dass sie vielleicht lieber einen Film sehen würde, als die

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