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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schiene mit Verbandszeug. Dann sprach ich ein schnelles Gebet, du mögest nicht schon wieder einen Gips bekommen. Gipsverbände schwächten den Knochen, und da, wo der Gips endete, war der nächste Bruch schon vorprogrammiert. Meistens kamst du mit einer Schiene, einem Stützschuh oder dergleichen davon – abgesehen von Brüchen der Hüft- und Oberschenkelknochen sowie der Wirbel. Bei solchen wurdest du immer ganz still und ruhig … wie jetzt. Ich raste zum Krankenhaus.
    Dort angelangt fuhr ich auf einen Behindertenparkplatz und trug dich in die Notaufnahme. »Meine Tochter hat Osteogenesis imperfecta«, sagte ich zu der Krankenschwester. »Sie hat sich den Arm gebrochen.«
    Die Frau schürzte die Lippen. »Wie wäre es, wenn Sie vor Ihrer nächsten Diagnose erst einmal Medizin studieren?«
    »Trudy, gibt es ein Problem?« Vor uns stand ein Arzt, der seinem ersten Bart erst noch entgegensah, und schaute auf dich hinab. »Haben Sie OI gesagt?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ich glaube, es ist ihr Oberarmknochen.«
    »Ich werde mich darum kümmern«, sagte der Arzt. »Ich bin Dr. Dewitt. Wollen Sie sie in einen Rollstuhl setzen …?«
    »Wir kommen schon zurecht«, sagte ich und hob dich ein Stück höher. Während Dr. Dewitt uns zur Radiologie führte, erzählte ich ihm deine Krankengeschichte. Nur einmal unterbrach er mich, um schnell für einen freien Raum zu sorgen. »Okay«, sagte der Arzt, beugte sich auf dem Röntgentisch über dich und fasste nach deinem Unterarm. »Ich werde ihn jetzt nur ein winziges Stück bewegen …«
    »Nein«, sagte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. »Sie können doch auch den Apparat bewegen, oder?«
    »Nun«, antwortete Dr. Dewitt perplex, »normalerweise tun wir das nicht.«
    »Aber Sie können ?«
    Erneut schaute er mich an. Dann nahm er die entsprechenden Einstellungen an dem Gerät vor und drapierte die Bleiweste auf deiner Brust. Ich stellte mich vor der Aufnahme an die hintere Wand. »Gut gemacht, Willow«, sagte der Arzt. »Jetzt beweg deinen Unterarm noch ein ganz kleines Stück.«
    »Nein«, sagte ich.
    Als der Arzt nun zu mir aufblickte, war er verärgert. »Bei allem Respekt, Mrs. O’Keefe, ich muss tun, was nötig ist.«
    Und ich ebenfalls. Wenn du dir etwas gebrochen hattest, habe ich stets versucht, die Röntgenaufnahmen auf ein Minimum zu beschränken. Manchmal, wenn sie an der Behandlung ohnehin nichts geändert hätten, habe ich sie sogar ganz verhindert. »Wir wissen bereits, dass sie sich etwas gebrochen hat«, erklärte ich. »Glauben Sie, das ist ein dislozierter Bruch?«
    Die Augen des Arztes wurden immer größer, weil ich seine Sprache sprach. »Nein.«
    »Dann müssen Sie den Unterarm ja nicht röntgen, oder?«
    »Nun«, räumte Dr. Dewitt ein, »das hängt davon ab …«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie viele Röntgenaufnahmen meine Tochter im Laufe ihres Lebens noch über sich wird ergehen lassen müssen?«, fragte ich.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Okay. Sie haben gewonnen. Wir verzichten auf die Aufnahme.«
    Während wir auf den entwickelten Film warteten, rieb ich dir den Rücken. Du kamst allmählich zu dir und wurdest immer unruhiger, fingst an zu wimmern und zu zittern, was deine Schmerzen sicher noch vergrößerte.
    Ich steckte den Kopf zur Tür hinaus, um einen der Röntgenassistenten zu fragen, ob er vielleicht eine Decke für dich habe. Stattdessen sah ich Dr. Dewitt mit den Röntgenbildern kommen. »Willow friert«, sagte ich, und kaum hatte er den Raum betreten, da zog er seinen weißen Kittel aus und legte ihn dir um die Schultern. »Die gute Nachricht ist«, sagte er, »dass der zweite Bruch gut verheilt.«
    Welcher zweite Bruch?
    Mir war nicht klar, dass ich das laut ausgesprochen hatte, bis der Arzt auf der Röntgenaufnahme auf eine Stelle im Oberarm deutete. Es war nur schwer zu sehen – durch den Kollagendefekt waren deine Knochen milchig –, aber da war tatsächlich ein Kallus, der auf einen verheilenden Bruch hindeutete.
    Mich überkamen Schuldgefühle. Wann hattest du dich verletzt, und warum hatte ich das nicht bemerkt?
    »Sieht aus, als wäre er zwei Wochen alt«, sinnierte Dr. Dewitt, und plötzlich erinnerte ich mich: als ich dich mitten in der Nacht ins Badezimmer hatte tragen müssen und dich fast fallen ließ. Du hast beteuert, dir sei nichts passiert, aber das war wohl gelogen gewesen – um meinetwillen.
    »Ich kann dir etwas Erstaunliches mitteilen, Willow. Du hast dir einen der Knochen gebrochen, die

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