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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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klappte die Kinnlade herunter. Mein Großvater war gestorben, als ich dreizehn war, an Lungenkrebs. Ich hatte große Angst gehabt, ihn im Krankenhaus zu besuchen und zu sehen, wie er langsam dahinsiechte.
    »Er wusste etwas Wichtiges über Ihre leibliche Mutter«, sagte Meshinda.
    Nun, das passte ja hervorragend. Opa konnte das weder leugnen noch bestätigen.
    »Sie ist dünn und hat dunkles Haar«, fuhr die Wahrsagerin fort. »Sie war sehr jung, als es passiert ist. Ich höre einen Akzent …«
    »Südstaaten?«, fragte ich.
    »Nein, nicht Südstaaten … Ich kann ihn nicht richtig einordnen.« Meshinda schaute mich an. »Ich höre auch ein paar Namen. Seltsame Namen. Allagash … und Whitcomb … nein … Whittier.«
    »Allagash Whittier ist eine Anwaltskanzlei in Nashua«, sagte ich.
    »Ich glaube, die haben die Information, nach der Sie suchen. Vielleicht hat einer ihrer Anwälte die Adoption in die Wege geleitet. Ich würde sie kontaktieren. Und Maisie. Irgendjemand mit dem Namen Maisie verfügt ebenfalls über Informationen.«
    Maisie war der Name der Beamtin am Gericht von Hillsborough County, die mir die Kopie der Adoptionsurkunde geschickt hatte. »Da bin ich mir sicher«, sagte ich. »Sie hat die ganze Akte.«
    »Ich rede von einer anderen Maisie. Einer Tante oder einer Cousine … Sie hat ein Baby aus Afrika adoptiert.«
    »Ich habe keine Tante oder Cousine mit Namen Maisie«, sagte ich.
    »Doch, haben Sie«, beharrte Meshinda. »Sie haben sie nur noch nicht kennengelernt.« Sie verzog das Gesicht, als ob sie an einer Zitrone lutschte. »Ihr leiblicher Vater heißt Owen. Er hat etwas mit dem Gesetz zu tun.«
    Fasziniert beugte ich mich vor. War das der Grund, warum mich der Juristenberuf so angesprochen hatte?
    »Er und Ihre leibliche Mutter haben noch drei weitere Kinder.«
    Ob das nun stimmte oder nicht, es versetzte mir einen Stich in die Brust. Warum hatten diese drei bleiben dürfen, während ich verstoßen worden war? Der alte Spruch – meine biologischen Eltern hätten mich weggegeben, weil sie nicht für mich hätten sorgen können – hatte mich noch nie überzeugt. Wenn sie mich geliebt hatten, warum war ich dann entbehrlich gewesen?
    »Das war’s«, sagte Meshinda. »Mehr kommt nicht durch.« Sie tätschelte mein Knie. »Bei diesem Anwalt«, riet sie, »da sollten Sie anfangen.«
    Auf dem Weg zurück nach Hause hielt ich kurz bei McDonald’s an, um etwas zu essen, und setzte mich einem Spielplatz voller Kleinkinder und Mütter gegenüber. Ich rief die Vermittlung an und wurde mit Allagash Whittier verbunden. Indem ich ihnen sagte, ich gehöre zur Kanzlei von Robert Ramirez, gelang es mir, mich an den Anwaltsgehilfinnen vorbeizureden und eine Rechtsanwältin an den Apparat zu bekommen. »Marin«, sagte die Frau, »was kann ich für Sie tun?«
    Ich kauerte mich auf meiner Bank zusammen, um das Gespräch ein wenig privater zu gestalten. »Ich habe da eine etwas seltsame Anfrage«, sagte ich. »Ich suche nach Informationen über jemanden, der vermutlich Anfang der Siebziger bei Ihnen Klientin war. Es muss eine junge Frau zwischen sechzehn und siebzehn Jahren gewesen sein.«
    »Das dürfte nicht schwer zu finden sein. Wir haben nicht viele solcher Klienten. Wie lautet der Familienname?«
    Ich zögerte. »Den Familiennamen habe ich nicht.«
    Kurz herrschte am anderen Ende der Leitung Schweigen. »Geht es um einen Adoptionsfall?«
    »Nun. Ja. Um meinen.«
    Die Frau nahm einen eisigen Tonfall an. »Ich schlage vor, Sie versuchen es mal bei Gericht«, sagte sie und legte auf.
    Ich hielt mein Handy umklammert und beobachtete, wie ein kleiner Junge kreischend eine lilafarbene Rutsche hinuntersauste. Er war asiatischer Abstammung, seine Mutter nicht. War er adoptiert? Würde er eines Tages genau wie ich hier sitzen und sich in einer Sackgasse sehen?
    Erneut rief ich die Vermittlung an und wurde einen Moment später mit Maisie Donovan verbunden, der Beamtin, die die Adoptionsakten von Hillsborough County verwaltete. »Sie erinnern sich vermutlich an mich«, sagte ich. »Vor ein paar Monaten haben Sie mir eine Adoptionsurkunde geschickt …«
    »Name?«
    »Nun ja, genau danach suche ich …«
    »Ich meine Ihren Namen«, sagte Maisie.
    »Marin Gates.« Ich schluckte. »Das ist wirklich verrückt«, sagte ich. »Ich war heute bei einer Wahrsagerin … nicht dass ich damit ein Problem hätte, falls Sie so etwas dann und wann machen … aber wie auch immer, ich bin also zu dieser Frau gefahren, und

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