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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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sie hat mir gesagt, dass jemand mit Namen Maisie Informationen über meine biologische Mutter habe.« Ich zwang mich zu einem Lachen. »Weitere Einzelheiten konnte sie mir nicht sagen, aber in dem Punkt hatte sie definitiv recht, nicht wahr?«
    »Miss Gates«, sagte Maisie in sachlichem Ton, »was kann ich für Sie tun?«
    Ich senkte den Kopf und starrte zu Boden. »Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll«, gab ich zu.
    »Für fünfzig Dollar kann ich Ihnen unidentifizierbare Informationen per Brief schicken.«
    »Was heißt das?«
    »Was auch immer wir in unseren Akten haben, wir haben keine Namen, Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten …«
    »Also das unwichtige Zeug«, sagte ich. »Glauben Sie wirklich, dass ich daraus etwas erfahren könnte?«
    »Ihre Adoption ist nicht über eine Agentur gelaufen; sie war privat«, erklärte Maisie. »Also dürfte da in der Tat nicht viel sein, nehme ich an. Vermutlich finden Sie nur heraus, dass Sie weiß sind.«
    Ich dachte an die Adoptionsurkunde, die Maisie mir geschickt hatte. »Dessen bin ich mir genauso sicher wie der Tatsache, dass ich eine Frau bin.«
    »Nun, das kann ich Ihnen für fünfzig Dollar gerne bestätigen.«
    »Ja«, hörte ich mich sagen, »das wäre nett.«
    Nachdem ich mir die Adresse, an die ich den Scheck schicken sollte, auf den Handrücken geschrieben hatte, legte ich auf und schaute zu, wie die Kinder fröhlich umherhüpften. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, irgendwann selbst Kinder zu haben, aber ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, eines wegzugeben.
    »Mommy!«, rief ein kleines Mädchen von einer Leiter herunter. »Schaust du auch zu?«
    Vergangene Nacht war ich auf den Message Boards zum ersten Mal auf die Begriffe A-Mom und B-Mom gestoßen. Das waren keine Bewertungen, wie ich zuerst gedacht hatte, nur Kurzformen für Adoptivmutter und biologische Mutter. Wie sich herausstellte, gab es eine große Kontroverse, was die Terminologie betraf. Einige biologische Mütter fanden, das höre sich nach einem Zuchttier an; lieber wollten sie als erste Mutter oder natürliche Mutter bezeichnet werden. Doch folgte man dieser Logik, wurde aus meiner Mutter eine zweite oder unnatürliche Mutter . War es der Akt des Gebärens, der eine Frau zur Mutter machte? Und verlor sie diesen Titel, wenn sie ihr Kind aufgab? Wenn Menschen an ihren Taten gemessen wurden, dann hatte ich auf der einen Seite eine Frau, die sich entschlossen hatte, mich wegzugeben, und auf der anderen eine Frau, die mit mir geweint hatte, wenn ein Freund mich hatte sitzen lassen, und die bei meiner Abschlussfeier wild geklatscht hatte. Was machte eine Frau mehr zu einer Mutter?
    Beides, erkannte ich. Mutter zu sein bedeutete nicht nur, ein Kind auszutragen. Man musste auch Zeuge seines Lebens werden.
    Plötzlich dachte ich an Charlotte O’Keefe.

Piper
    Die Patientin war ungefähr in der fünfunddreißigsten Woche und gerade erst mit ihrem Mann nach Bankton gezogen. Bis dato hatte ich sie noch zu keiner Routineuntersuchung gesehen, aber da sie über Fieber und andere Symptome klagte, die auf eine Infektion hindeuten könnten, war sie während der Mittagspause auf meinem Terminkalender gelandet. Laut der Krankenschwester, die die Krankengeschichte abgefragt hatte, gab es bei der Patientin keine bekannten medizinischen Probleme.
    Mit einem Lächeln auf dem Gesicht stieß ich die Tür auf in der Hoffnung, so die werdende und vermutlich panische Mutter zu beruhigen. »Ich bin Dr. Reece«, sagte ich, schüttelte ihr die Hand und setzte mich. »Offenbar fühlen Sie sich nicht so gut.«
    »Ich dachte, ich hätte nur eine Erkältung; aber es will einfach nicht weggehen …«
    »Es ist immer eine gute Idee, so etwas untersuchen zu lassen, wenn man schwanger ist«, sagte ich. »Verläuft die Schwangerschaft bis jetzt normal?«
    »Vollkommen problemlos.«
    »Und wie lange haben Sie die Symptome schon?«
    »Inzwischen knapp eine Woche.«
    »Nun denn, ziehen Sie sich erst einmal einen Kittel an. Dann schauen wir mal nach, was da los ist.« Ich ging hinaus und las noch einmal den ausgefüllten Fragebogen, während ich darauf wartete, dass die Frau fertig umgezogen war.
    Ich liebte meinen Job. Als Geburtshelferin wurde man immer wieder Zeuge des schönsten Augenblicks im Leben einer Frau. Natürlich gab es auch weniger glückliche Momente. Auch ich hatte einer Schwangeren schon öfter sagen müssen, dass der Fötus abgegangen war; auch ich hatte Operationen gehabt, wo es zu Komplikationen

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