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Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care

Titel: Zerbrechlich - Zerbrechlich - Handle with Care Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nachdem ich mir das zehn Minuten lang angesehen hatte, konnte ich es nicht mehr ertragen. Ich sagte Molly/Mary, wir hätten noch einen Termin – was rundheraus gelogen war –, und setzte dich in deinen Rollstuhl.
    Du hast es gehasst, in dem Rollstuhl zu sitzen, und das konnte man dir wirklich nicht zum Vorwurf machen. Ein guter, pädiatrischer Rollstuhl sollte perfekt passen, denn dann saß das Kind bequem, sicher und war mobil. So ein Rollstuhl kostete aber über zweitausendachthundert Dollar, und die Versicherungsgesellschaft bezahlte nur alle fünf Jahre einen neuen. Der Rollstuhl, in dem du damals fuhrst, war dir mit zwei Jahren angepasst worden, und seitdem warst du stark gewachsen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie du dich mit sieben Jahren noch da reinzwängen solltest.
    Hintendrauf hatte ich ein rosa Herz gemalt und darunter ZERBRECHLICH geschrieben. Ich schob dich zum Auto, hob dich in deinen Sitz, klappte den Rollstuhl zusammen und verstaute ihn im Van. Als ich mich hinter das Lenkrad setzte, sah ich noch einmal zu dir in den Rückspiegel. Du hieltest dir den verletzten Arm. »Daddy«, hast du gesagt. »Ich möchte nicht mehr da hingehen.«
    »Ich weiß, Schatz.«
    Plötzlich hatte ich einen Plan. Ich fuhr an unserer Highwayausfahrt vorbei und zum Comfort Inn in Dover. Dort bezahlte ich neunundsechzig Dollar für ein Zimmer, das ich nicht benutzen wollte. An deinen Rollstuhl geschnallt schob ich dich zum Schwimmbad.
    Es war Dienstagmorgen, und die Halle war leer. Sie roch stark nach Chlor, und am Beckenrand standen sechs Liegen in verschiedenen Stadien des Verfalls. Ein Oberlicht sorgte für das diamantene Glitzern auf der Wasseroberfläche, und ein Stapel grün-weiß gestreifter Handtücher lag unter einem Schild mit der Aufschrift: SCHWIMMEN AUF EIGENE GEFAHR .
    »Willow«, sagte ich, »wir beide werden jetzt schwimmen gehen.«
    Du hast mich groß angeschaut. »Mom hat gesagt, ich kann nicht, bevor meine Schulter …«
    »Mom muss es ja nicht herausfinden, oder?«
    Ein Lächeln erstrahlte auf deinem Gesicht. »Was ist mit unseren Badeanzügen?«
    »Nun, das ist Teil des Plans. Wenn wir zu Hause vorbeifahren, um sie zu holen, wird Mom wissen, was wir im Schilde führen.« Ich zog mein T-Shirt und meine Hose aus und stand in ausgeblichenen Shorts vor dir. »Ich bin bereit.«
    Du hast gelacht und versucht, dir das Shirt über den Kopf zu ziehen, aber du konntest deinen Arm nicht hoch genug heben. Ich half dir und zog dir dann die Hose runter, sodass du schließlich in Unterhose im Rollstuhl saßest. DONNERSTAG stand darauf, obwohl Dienstag war, und auf dem Hintern prangte ein großes gelbes Smiley.
    Nach vier Wochen im Spreizgips waren deine Beine dünn und weiß und auch zu schwach, um dich zu tragen. Aber ich hielt dich unter den Armen, während du zum Wasser gegangen bist, und setzte dich auf die Stufen. Dann ging ich zu einem Staufach an der Wand, holte eine Kinderschwimmweste heraus und zog sie dir an. Damit trug ich dich mitten ins Becken.
    »Fische können mit achtundsechzig Meilen die Stunde schwimmen«, hast du gesagt und dich an meine Schultern geklammert.
    »Beeindruckend.«
    »Goldie ist der häufigste Name für einen Goldfisch.« Du hast die Arme fest um meinen Hals geschlungen. »Eine Dose Cola light schwimmt im Wasser. Normale Cola sinkt …«
    »Willow?«, sagte ich. »Ich weiß, dass du nervös bist; aber wenn du deinen Mund nicht schließt, kommt eine Menge Wasser rein.« Und ich ließ los.
    Wie vorauszusehen war, gerietest du in Panik. Du hast mit Armen und Beinen gefuchtelt, und ihre kombinierte Kraft warf dich auf den Rücken. »Daddy! Daddy! Ich ertrinke!«
    »Du ertrinkst nicht.« Ich richtete dich auf. »Das hat nur etwas mit den Bauchmuskeln zu tun. Mit den Muskeln, die du heute Morgen bei der Therapie nicht trainieren wolltest. Beweg dich langsam, und versuch, aufrecht zu bleiben.« Wieder ließ ich dich los, diesmal langsamer.
    Du bist auf und ab gehüpft und kamst mit dem Mund unter Wasser, aber bevor ich nach dir fassen konnte, warst du schon wieder oben. »Ich kann das«, hast du gesagt, halb zu mir und halb zu dir selbst. Du hast erst einen, dann den anderen Arm durchs Wasser bewegt, um die noch heilende Schulter zu schonen. Auch mit den Beinen hast du getreten, und langsam, ganz langsam hast du dich auf diese Weise auf mich zubewegt. »Daddy!«, hast du laut gerufen, obwohl ich nur einen halben Meter von dir entfernt war. »Daddy! Schau mal!«
    Ich beobachtete, wie du

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