Zerbrochene Traeume
eine Art an sich, die
mich glauben ließ, nie von ihr belogen oder im Stich gelassen zu werden. Sie
war so cool! Wie hätte man so jemandem nicht vertrauen wollen?
„Also gut, in Ordnung! Wann wollen
wir uns treffen?“
„Jetzt gleich! Treffen wir uns am
Springbrunnen! Bis dann!“
Am anderen Ende wurde der Hörer
aufgelegt.
Sogleich machte ich mich auf den
Weg zum Springbrunnen, der ungefähr zehn Minuten von mir entfernt lag. Schon
bald brauste Donna mit ihrem roten, kleinen Auto vor, und ich stieg ein.
„Hi, Jennifer!“
Aus dem I-Phone tönte Techno. Eine
Musik, die ich eigentlich nicht mochte, doch es blieb mir keine Wahl. Es
schien, als würde ich mich an das Techno gewöhnen müssen, wenn ich mit Donna
befreundet sein wollte. Und das wollte ich.
Nach einer Weile hielten wir in
einer mir unbekannten Gegend. Überall war eine Menge los, und aus den
Geschäften strömten Mädchen und Jungs.
„Wir sind da!“
Wir stiegen aus und ich lief Donna
hinterher, in einen Laden hinein. Dort stand eine Menge von den silbernen und
bunt stechenden Kleidungsstücken zum Verkauf bereit. Eifrig wurde darin
gewühlt, Sachen wurden herausgezogen, fielen auf den Boden oder wurden an der
falschen Stelle wieder eingeordnet. Sofort hatte Donna einige Oberteile und
kurze, enge Röcke für mich griffbereit: „Hier, probier das an!“
Da ich mich für keines entscheiden
konnte, weil ich alle diese hässlichen Teile nicht ausstehen konnte, nahm ich
am Ende schließlich das mit, was Donna mir riet. So waren im Handumdrehen die
dreihundert Euro ausgegeben.
Unglücklich über das viele,
verlorene Geld und die komischen Sachen, die mir nicht gefielen, saß ich in
Donnas Auto, auf dem Weg nach Hause. Ich wollte sie nicht enttäuschen, und so
lächelte ich fortwährend, während ich ihr eine gewisse Glücklichkeit über den
Kauf vorspielte.
Als ich zu Hause allein auf meinem
Bett lag, fühlte ich mich elend. Ich versuchte, mich zu trösten, indem ich mir
sagte, dass ich schon bald viele, neue Freunde hätte und genau so beliebt wäre,
wie diejenigen, die ich früher oft so bewundert hatte. Auch ich konnte eine
Donna sein.
8.
Nachdenklich saß ich an meinem
Schreibtisch, den Kopf in meine Hände gestützt, während ich zum Fenster
hinausblickte. Ich versuchte, etwas Ordnung in meine Gedanken zu bringen und
mir meiner Situation bewusst zu werden. Denn im Augenblick war ich verwirrt und
wusste nicht, was ich wirklich wollte. So wie momentan konnte es unmöglich
weitergehen! Ich tat Dinge, die ich nicht tun wollte, doch gleichzeitig fühlte
ich mich unwohl, wenn ich es nicht tat. Ich wusste nicht, was ich tun und
lassen sollte. In meinem Kopf herrschte Chaos!
Viele Bilder von Donna erschienen
vor meinem inneren Auge. Als ich gerade in meinen Erinnerungen in der Disco
war, tauchte sie plötzlich vor mir im Supermarkt auf, und während ich mit
meiner Mutter sprach, brachte mir Donna die scheußlichen Kleidungsstücke, meine
kleine Schwester Natascha tänzelte zwischen mir und Donna umher - langsam hatte
ich das Gefühl, verrückt zu werden.
Als diese ganze Verwirrung in
meinen Gedanken etwas nachließ, war mir klar geworden, dass ich prinzipiell
alles tat und machte, was Donna von mir verlangte. Dinge, die ich nicht leiden
konnte, Dinge, vor denen ich Angst hatte. Ich fragte mich, ob ich das wirklich
nötig hatte, und kam zu dem Ergebnis, dass ich es nötig hatte! Denn was oder
wer war ich schon? Ich war eine mittelprächtige Schülerin, die wie irre lernte,
um das Schuljahr zu schaffen, ohne dabei besonders gut dazustehen. In meiner
Freizeit stritt ich mich mit Natascha oder verbrachte sonnige Nachmittage in
meinem Zimmer, ohne auch nur einen Schritt vor die Tür zu gehen, während andere
täglich mit ihren Freunden im Schwimmbad herumhingen. Ich versuchte alles, um
Freunde zu gewinnen, doch hatte ich einmal jemanden gefunden, der seine Zeit
für mich zu opfern schien, entpuppte sich diejenige sehr bald als
unausstehlich.
Ich hatte nie erkannt, woran es
lag, dass ich keine Freunde hatte, doch nun glaubte ich, die Antwort gefunden
zu haben. Ich hatte mich nie an den Trend gehalten, da ich nie viel davon
gehalten hatte. Möglicherweise war das mein Fehler gewesen. Diese Einsicht war
mir beinahe schon zu spät gekommen, doch Gott sei Dank hatte mich Donna darauf
aufmerksam gemacht! Und wenn ich nun nicht damit anfing, mein Leben neu
auszurichten, dann würde ich wohl immer eine Außenseiterin bleiben. Allein
würde ich
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