Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Leben der kleinen Aira anvertraut worden.
Wieder eine Tat aus PFLICHTGEFÜHLT. Wieder sah sie Bänder der PFLICHT, die sich wie ein Spinnennetz um sie rankten und ihr Handeln bestimmten.
Dann hatte sie mit Freuden die Bürde der Entscheidung, der sie vorher nie ausgesetzt war und die sie nicht verstand, an Mikhael abgegeben. Bald darauf trat Molly in ihr Leben. Immer fröhlich, schnell von allem begeistert und den Kopf immer in den Wolken. Ein Freigeist. Auf der Flucht vor Monotonie sprengte sie alle Fesseln, die sie hielten und folgte Serena ins Unbekannte.
Nach alldem was passiert war, wünschte sich Serena einerseits, dass ihr Molly nie begegnet wäre. Wenn sie ihr nicht begegnet wäre, würde sie vielleicht noch leben. Andererseits war der Gedanke, nie ihr Lächeln gesehen zu haben, nie in ihre leuchtenden Augen geblickt zu haben, fast noch schmerzlicher.
Das Bild jener Nacht kam ihr vor Augen. Mikhael halb nackt, Molly nackt und blutend am Boden. Mehrere Empfindungen stürmten auf sie ein.
Das Blut und die am Boden liegende Molly lösten SORGE aus. Sorge um ihr Wohl, um ihr Leben. Aber da war ein anderes Gefühl und sie musste sich eingestehen, dass es vor der Sorge kam und einen schalen Geschmack hinterließ. Es war Ärger.
Aber Ärger über was? Dann durchfuhr sie die Erkenntnis. Sie wollte nicht, dass zwischen Mikhael und Molly ein stärkeres Band war, als zwischen ihr und Molly und ... zwischen ihr und Mikhael.
Serena war EIFERSÜCHTIG gewesen.
Die Gefühle, die sie nur stumpf durch einen grauen Schleier wahrgenommen hatte, die nie für sie greifbar waren, stürmten nun auf sie ein. In wenigen Sekunden musste sie verstehen und sich die positiven und vor allem die negativen Gefühle eingestehen. Mit der Erkenntnis und dem Verstehen kam der Schmerz. Wie konnte man tagtäglich diese Bandbreite von Gefühlen durchmachen, ohne wahnsinnig zu werden?
Aber das Wesen in ihr gönnte ihr keine Pause. Es wollte mehr zeigen, Serena mehr verstehen lassen, denn wenn Serena verstand, verstand es auch, bekam Informationen über diese dunkle und graue Welt.
Serena sah wie sie mit Mikhaels Angreifer in der dunklen Gasse kämpfte. Sie spürte den eigenen Willen zu überleben. Sie war bereit gewesen sein Leben zu nehmen, um ihres und Mikhaels zu retten. Sie hatte einen ÜBERLEBENSWILLEN, klammerte sich an ihr kleines unbedeutendes Sein, wie verwirrend und unschlüssig es auch sei, sie wollte es nicht loslassen. Nicht hier nicht jetzt.
Als sie eine Lücke sah, nutzte Serena sie und durchbohrte den Mann mit ihrem Messer. Sein Leben für ihres und Mikhaels. Wieder überkamen sie Visionen von Blut, Skeletten und dem Geschmack von Wahnsinn auf der Zunge. Dann fühlte sie einen Ruck. Eine Stimme riss sie aus dem Meer des Wahnsinns. Mikhaels Stimme, die alle Verantwortung aus sich nahm und ihre Last freiwillig schulterte.
Aber warum hatte sie sich überhaupt in diese Situation gebracht? Weil der Gedanke, dass Mikhael nicht mehr wäre, schlimmer war, als der Gedanke selbst nicht mehr zu sein? Nachdem was mit Molly passiert war, wusste sie, dass sie richtig gehandelt hatte. Nichts war schlimmer, als einen Freud zu verlieren.
Sie war nur mit sehr wenige Menschen verbunden. Gäbe es diese Menschen nicht, wäre sie alleine. Alleine in dieser großen, dunklen, kalten Welt. Sie war verbunden mit ihrem Vater, Laura, Zorghk, Aira, Mikhael und Molly. Molly weilte nicht mehr unter ihnen, ihren Vater und Laura würde sie wohl nie wiedersehen.
Bei dem Gedanken es könne einer der anderen verschwinden, einfach so, krampfte sich ihr ganzer Körper zusammen. Sie empfand VERBUNDENHEIT und FREUNDSCHAFT für diese wenigen Wesen und würde alles tun, um sie zu beschützen. Aber dieses im Grunde positive Gefühl wurde von einem starken negativen Gefühl begleitet: der ANGST davor allein zu sein.
Mit der Angst kam der EGOISMUS, denn es war Egoismus, der sie damals hatte zurückkehren lassen, um Molly zu holen. Weil sie Molly dabei haben wollte. Sie in ihrer Nähe wissen wollte. Dann wurde sie von SCHULD übermannt. Der Schuld aus Egoismus Molly in ihren Tod geführt zu haben.
Daraufhin kam die Erinnerung an den schlimmsten Moment ihres Lebens. Der Angriff. Die Erinnerung gefror in dem Moment, als das Blut aus Mollys Mund zu tropfen begann. Die schlimmsten der Gefühle überfluteten sie auf einmal und vereinigten sich zu einem: der PANIK.
Dann lief das Bild weiter im Schnelldurchlauf und stoppte in dem Moment, kurz bevor sich Harils Kugel
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