Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
sanft und schickte ihr Bilder.
Es erblickte die Welt. Geboren aus Licht und Schatten, kam es in die warmen und liebenden Arme des Lichts, das von der Dunkelheit umarmt wurde, zur Welt. Es war angenehm und es fühlte sich geborgen. Dann jedoch wurde es weggeschickt. Mit Tränen in den Augen schickten das Licht und die Dunkelheit ihr Kind weg. Es war eine weite, aber kurze Reise. Angekommen alleine, in einer dunklen kalten Welt sah es Serena.
Vor Serenas geistigem Auge sah sie ein Bild von sich reglos am Boden liegend, über ihr Malhim agil, schwer atmend. Für das kleine Wesen schien es der einzige warme Platz in dieser Welt zu sein und es fuhr in Serena.
Dann vermischten sich die Bilder. Serena sah Malhim über sich, spürte, wie etwas Fremdes in sie eindrang und die plötzliche Wärme in ihrem Bauch. Dann sah sie das kleine Wesen, eine leuchtende Kugel, die Licht ausstrahlte und die Dunkelheit verschlang. Es streckte sein Bewusstsein nach Malhim und Serena aus, verband beide Eigenschaften, nistete sich in Serena ein und wurde zu einem kleinen Embryo mit spitzen Ohren.
Dann durchlebte sie in wenigen Sekunden durch die Augen des Embryos ihr Leben. Sie sah die wenigen Menschen, mit denen sie in den sechzehn Jahren in Krem in Kontakt gekommen war. Die Personen hatten alle eine leuchtende Aura um sich, die Serenas Gefühle zu diesen Personen widerspiegelten. Die meisten waren grau oder leuchteten nur ganz schwach, so wie Zorghk. Hell strahlten nur zwei Personen. Ihr Vater und noch heller als er: Laura.
Ihr Herz zog sich zusammen und Serena wollte nichts mehr in der Welt, als Laura sehen, sie umarmen, ihre Stimme hören, ihr von ihrer Reise erzählen. Sie hatte sich nicht einmal verabschiedet. Serena wünschte sie hätte es getan. Serena hatte SEHNSUCHT und empfand REUE. Sie vermisste Laura. Sie bereute, sich nicht verabschiedet zu haben.
Aber was für einen Unterschied hätte das gemacht? Sie würden sich nie wiedersehen. Der Gedanke, mit dem sie dieses Gefühl der Reue und der Sehnsucht beruhigen wollte, verstärkten sie nur . Bis sich ihr Hals zuzog und nichts in der Welt mehr zählte, als das Wiedersehen mit Laura. Am liebsten wäre sie jetzt aufgestanden und wäre zurück nach Krem gerannt, ohne Pause.
Doch sie wusste sie konnte diesem Gefühl nicht nachgeben. Sie war eine Verpflichtung eingegangen. Eine Bindung mit Aira, Mikhael und den Senjyou. Sie war es vor allem Molly schuldig. Ihr Tod durfte nicht umsonst gewesen sein. Serena konnte sich nicht frei entscheiden, weil sie sich gebunden hatte, indem sie sich davor entschieden hatte, diesem Weg zu folgen , und nun musste sie ihn zu Ende gehen.
Serena verstand nun was PFLICHT bedeutete. Man legte sich selbst in Ketten, beschnitt seine Freiheit mit den eigenen Händen.
Sie durchlebte ihre erste Begegnung mit Aira und verstand zum ersten Mal, warum sie eingegriffen hatte. Das am Boden liegende Mädchen, blutend. Der ausgewachsene betrunkene Mann über ihr, der immer wieder seine Peitsche auf sie heruntersausen ließ. Das war nicht richtig. Er war stärker und schlug auf ein wehrloses Wesen ein.
GERECHTIGKEIT und MITLEID waren, wenn auch nicht bewusst, ihr Antrieb gewesen.
Ihr Antrieb ein Leben zu nehmen. Bilder von einem Meer aus Blut, Fleisch, das sich von Knochen schält. Weiße Knochen hoben sich leuchtend grell von Blutrot ab. Augen, die sie anklagend anstarrten. So oft schon in ihren Träumen gesehen, hatten sie nichts von dem Schrecken verloren, als Serena die Bilder ihres Unterbewusstseins zum ersten Mal bewusst wahrnahm.
Sie stieß einen Schrei aus und versuchte den Knochenhänden, die nach ihr griffen, auszuweichen. Sie empfand SCHULD, REUE und ANGST. Sie hatte ein Menschenleben genommen und konnte es nie ungeschehen machen. Serena verstand nun was SÜHNE war und betete inständig, dass sie einen Weg finden würde zu sühnen, bevor sie wahnsinnig wurde. Aber war eine solche Tat wieder gut zu machen? Wie konnte etwas so schreckliches aus dem guten Willen zu Helfen hervorgehen?
Die nächste Szene spielte sich vor ihrem inneren Auge ab. Der Angriff der Tiere im Wald. Sie hatte in ihrem Leben häufig gehandelt und nicht gewusst wieso. Warum hatte sie Aira bei den vermeidlichen Ghröfleangriff beschützt und sich selbst in Gefahr gebracht. War Serena ihr Leben nichts wert gewesen? War es ihr egal, wenn sie sterben würde? War ihr Airas Leben mehr wert gewesen als ihr eigenes? Sie verstand, das der Tod für sie keine Option gewesen war. Ihr war das
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