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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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und ähnelte keinem Muster in ihrem Kanon. Serena irritierte es auch, dass sie den Neuen trotz ihres geschulten Gehörs nicht hatte kommen hören. Und doch saß er mit einem Lächeln auf den Lippen neben ihr auf dem Baumstumpf und streckte ihr seine Hand entgegen. Serenas Blick wanderte von dem perfekten Bogen der Lippen zu den bernsteinfarbenen Augen und schaute die Hand ignorierend desinteressiert wieder weg. Seine Augen waren leer, so leer und kalt wie die ihrer Mutter.
    Laurenz war überrumpelt und fassungslos. Das war ihm noch nie passiert. Mit jeder Sekunde kam er sich dümmer vor und in kurzer Zeit wandelte sich das Gefühl der Befremdung in Scham und die Scham in Zorn. Er legte seine Stirn in immer tiefere Falten. Dann riss sein Geduldsfaden. Er konnte es wirklich nicht leiden, ignoriert zu werden. Ohne darüber nachzudenken, was er tat und was er damit anrichten könnte, legte er in einer blitzschnellen Bewegung seine rechte Hand um ihre Hüfte. Er zog sie an sich heran, umfasste ihr Kinn mit der linken und presste seine Lippen auf ihre.
    Serena versteifte sich und schien unter seiner Berührung zu Eis zu gefrieren. Heiße Lippen auf Eis. So hatte es sich noch nie angefühlt. Laurenz war es gewohnt, dass Frauen und vor allem Mädchen unter seinen Lippen dahinschmolzen. Der Kuss dauerte nur den Bruchteil eines Momentes, da spürte er Stahl an seinem Hals. Während vorher seine Gedanken um Eis kreisten, konzentrierte er sich jetzt auf Stahl. Aus dem Nirgendwo hatte sie ein Messer gezaubert und hielt es ihm an die Kehle. Mit ihren kristallblauen Augen sah sie ihn durchdringend an.
    Sie gab keinen Ton von sich und starrte ihn einfach nur an. Laurenz Augen waren vor Erstaunen geweitet und es blitze ein Feuer in ihnen auf. Serenas Blick wurde intensiver, als suche sie in seinen Augen nach etwas. Doch die Klinge an Laurenz Hals bewegte sich keinen Millimeter. Langsam, um Serena nicht zu provozieren, hob Laurenz beide Hände in die Luft und entfernte sich von dem Mädchen und der Klinge.
    „Wir wollen doch nichts Unüberlegtes tun“, murmelte er leise und ruhig, wo andere vor Angst davongelaufen wären. Während er langsam zwischen seinem Hals und ihrer Klinge Raum schuf und sich erhob, folgte Serena jeder seiner Bewegungen mit den Augen, jedoch nicht mit der Klinge. Als Laurenz einige Meter von Serena entfernt war, verbeugte er sich elegant, verabschiedete sich mit einem höflichen „Die Dame“, wandte ihr den Rücken zu und verließ den Schauplatz des seltsamen Spiels. Zu ernst für eine Komödie und zu lächerlich für ein Drama.
    Während seines Abgangs fuhr seine linke Hand unbewusst über die Stelle, wo der Stahl seine Haut berührt hatte. Er spürte keine Nässe, an seiner Hand klebte kein Blut und doch konnte er das Messer noch an seiner Halsschlagader fühlen. Mit einer leichten Handbewegung hätte sie seinem Leben ein Ende setzen können. Laurenz hatte noch nie jemanden so nahe an sich heran gelassen. Normalerweise wäre er jetzt tot oder hätte mit viel Glück nur eine Narbe mehr. Er war wohl unvorsichtig geworden. Das durfte ihm nicht wieder passieren, nicht wenn er an seinem Leben hing und das tat er trotz allem. Laurenz wusste, er sollte entsetzt und auf der Hut sein, aber er konnte das Lächeln, das sich auf seine Lippen schlich und diesmal auch seine Augen erreichte, nicht unterdrücken . Leise entschlüpfte ihm ein einzelnes Wort: „Interessant ...“
    *
    Das hatte Serena nicht erwartet. Noch nie hatte sie jemand so berührt. Sie steckte in einer fließenden Bewegung ihr Messer wieder in die Innenseite ihres Stiefels, aus dem sie es vor einem Moment hervorgezaubert hatte. Immer sicher versteckt, hatte sie es noch nie im Dorf benutzt. Zum Schneiden von Äpfeln, aber noch nie auf diese Weise. Der Neue verwirrte sie. Er passte so gar nicht in ihren Verhaltenskanon, den sie sich so hart erarbeitet hatte. Jahre der Beobachtung von Aktionen und Reaktionen der Dorfleute, hatten Muster aufgezeigt, an denen Serena sich entlang hangeln konnte. Und er ließ sie durch wenige Handlungen an all ihre Schlussfolgerungen zweifeln.
    Serenas Denkprozesse waren anders a ls die der übrigen Dorfbewohner, das hatte sie bereits mit drei Jahren festgestellt. Nicht, das Serena klüger war. Eher umgekehrt. Ihr schien etwas zu fehlen. Natürliche Reaktionen auf bestimmte Situationen fanden bei ihr nicht statt. Wie ein kleiner Affe hatte sie früh begonnen, die Menschen in ihrer Umgebung zu imitieren. Aktion verlangte

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