Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Reihen der Angreifer, und einen Augenblick später hörten sie Sparkes durchdringende Stimme: »Hierher, Trojaner, zu mir!«
    Von beiden Seiten angegriffen, mit weiteren Booten in der Nähe rechnend, beendete die Besatzung des Schoners den Kampf so jählings, wie er begonnen hatte.
    Nicht einmal Flüche wurden gegen die britischen Seeleute laut.
    Die Männer der Trojan waren so wild und erbittert durch den Nachkampf, bei dem sie Tote und Verwundete zu beklagen hatten, daß sie nicht auch noch Beleidigungen hingenommen hätten. Die Schonerbesatzung schien das zu spüren und ließ sich widerstandslos entwaffnen, durchsuchen und dann in zwei überschaubare Gruppen zusammentreiben.
    Sparke, in jeder Hand eine Pistole, stand inmitten der Toten und wimmernden Verwundeten, und als er Bolitho sah, knurrte er kurz: »Hätte schlimmer sein können.« Er konnte seinen Stolz nicht ve rbergen.
    »Hübsches kleines Fahrzeug! Sehr hübsch!« Er sah Quinn und beugte sich über ihn. »Steht es schlimm?«
    Balleine, der des Leutnants Hemd aufgerissen hatte und das Blut zu stillen versuchte, sagte: »Seine Brust ist ganz aufgeschlitzt, Sir, aber wenn wir ihn zu…«
    Doch Sparke war schon gegangen und rief in bellendem Ton nach Frowd, dem Steuermannsmaaten, der das Schiff gleich bei der geringsten Brise unter Segel bringen sollte.
    Bolitho lag auf den Knien und hielt Quinns Hände von der Wunde fern, während Balleine sein Möglichstes tat, um einen Behelfsverband anzulegen.
    »Ruhig, James.« Er sah Quinns Kopf nach hinten fallen, seine Anstrengung, dem Schmerz nicht nachzugeben. Quinns Hände waren wie Eis, Blut glänzte überall. »Du wirst wieder gesund, ich verspreche es dir!«
    Sparke kehrte zurück. »Kommen Sie, Mr. Bolitho, es gibt eine Menge zu tun. Ich wette, daß wir früher als uns lieb ist Gesellschaft bekommen.«
    Plötzlich dämpfte er seine Stimme, und Bolitho sah sich einem Sparke gegenüber, wie er ihn noch nicht erlebt hatte.
    »Ich weiß, wie Ihnen Quinns wegen zumute ist. Aber Sie dürfen es nicht zeigen. Vor allem nicht vor den Leuten. Jetzt, da der Kampf vorüber ist, fühlen sie den Schock. Sie blicken auf uns.
    Deshalb müssen wir unser Mitgefühl für später aufbewahren.«
    Er wandte sich wieder ab. »Los, Jungs, die Kutter nach achtern und die Fangleinen festmachen. Überprüft die Geschütze und seht zu, daß sie geladen sind, um einen Angriff abzuschlagen: mit Kartätschen, Kugeln, allem, was ihr finden könnt.« Er suchte in der nebligen Dunkelheit nach jemandem. »Sie, Archer! Richten Sie ein Schwenkgeschütz auf die Gefangenen. Beim geringsten Anzeichen, daß sie das Schiff zurückerobern wollen, wissen Sie, was Sie zu tun haben!«
    Stockdale wischte sein Messer am Hemdfetzen eines Unglücklichen sauber.
    »Ich werde auf Mr. Quinn achten, Sir.« Er rieb das Messer noch einmal ab und steckte es dann in den Gürtel. »Ein kräftiger Schluck würde ihm jetzt guttun, denke ich.«
    Bolitho nickte. »Ja, sehen Sie zu, was Sie machen können.« Damit ging er. Das Schluchzen und Stöhnen im Dunkel gab ein anschaulicheres Bild der Szene, als die klare Sonne es vermo cht hätte.
    Bolitho sah Dunwoody, den Müllerssohn, eine bewegungslose Gestalt abtasten. Der Seemann sagte mit gebrochener Stimme: »Das ist mein Freund, Sir, Bill Tyler.«
    Bolitho antwortete: »Ich weiß, ich sah ihn fallen.« Dann rief er sich Sparkes Rat ins Gedächtnis und fügte hinzu: »Hol’ die Laterne runter, sofort! Wir wollen keine Motten anlocken, oder?«
    Dunwoody stand auf und wischte sich das Gesicht. »Nein, Sir, sicher nicht.« Er eilte von dannen, blickte sich aber noch einmal ungläubig nach seinem toten Freund um.
    Sparke war überall, und als er beim Ruder wieder auf Bolitho stieß, sagte er lebhaft: »Es ist die Faithful, Eigner sind die Brüder Tracy aus Boston, bekannte Kaperkapitäne, und sehr erfolgreiche dazu.«
    Bolitho wartete, seine Hände zitterten vor Anstrengung.
    Sparke fuhr fort: »Ich habe die Kajüte durchsucht, da fand sich ein ganzer Stapel von Informationen!« Er sprudelte über vor Begeisterung.
    »Kapitän Tracy ist tot.« Er deutete auf die blicklosen we ißen Augen des Mannes, der von Baileines Enterbeil gefällt worden war. »Das ist er. Der andere Tracy, sein Bruder, befehligt eine Brigg, die Revenge, die sie letztes Jahr von uns gekapert haben. Sie hieß damals Mischchief.«
    »Aye, Sir, ich erinnere mich. Sie wurde vor Cape May gekapert.«
    Es war erstaunlich, daß er so ruhig sprechen konnte, als

Weitere Kostenlose Bücher