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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Zähne. Er hatte längst einen Rudergänger ausgesucht, verstand aber Bolithos Stimmung. Er diente in der Marine schon so lange, wie der Vierte Offizier an Jahren zählte.
    Jeder von ihnen verrichtete die Arbeit von mindestens zwei Mä nnern, beobachtet von den schweigenden Gefangenen, schufteten sie auf dem engen Deck, als hätten sie seit Monaten nichts anderes getan.
    »Sir! Mastspitzen an Steuerbord!«
    Sparke fuhr herum, als Bolitho auf die davonziehende Nebelbank wies. Zwei Masten stießen durch diese hindurch, einer mit schlaff hängendem Wimpel; es war klar zu erkennen, daß es sich um ein größeres Schiff als die Faithful handelte.
    Die Blöcke klapperten und quietschten, als die Seeleute keuchend die Fock und dann das umfangreiche Großsegel mit dem seltsamen roten Flicken darauf hißten. Das Schiff holte über, und der Rudergänger meldete mit rauher Stimme: »Schiff steuert wieder, Sir!«
    Sparke blickte auf den Kompaß. »Windrichtung wie bisher, Mr.
    Frowd. Lassen Sie etwas abfallen, denn nach Möglichkeit wollen wir vor dieser Augenweide dort den Windvorteil nutzen, aber wenn nötig, hauen wir ab.«
    Die beiden großen Segel blähten sich, als die Bäume nach außen schwangen, und schüttelten den Regen des Vortages ab, wie Hunde, die aus dem Wasser steigen.
    Bolitho rief: »Mr. Couzens, nehmen Sie sich drei Leute, und helfen Sie Balleine bei den Stagsegeln!«
    Als er sich wieder umwandte, sah auch er, was Sparke gesehen hatte. Aus dem nach Lee abziehenden Nebel trat wie eine Ersche inung das andere Schiff hervor, eine Brigg. Von der Gaffel wehte, noch ein wenig schlaff in der erst aufkommenden Brise, die Unionsflagge mit ihren Sternen und Streifen.
    Etwas wie ein Seufzer der Erleichterung entrang sich den zuschauenden Gefangenen; einer von ihnen rief: »Jetzt bekommt ihr gleich Blei zu spüren, bevor sie euch über Bord werfen!«
    Sparke fuhr auf: »Stopft dem Kerl das Maul oder jagt ihm eine Kugel in den Kopf!« Dann, zu Frowd gewandt: »Fallen Sie noch zwei Strich ab!«
    »Nordost liegt an!«
    »Soll ich die Sechspfünder ausrennen lassen?«
    Sparke hatte ein Fernrohr gefunden und richtete es auf die Brigg.
    »Es ist die alte Mischief. Ah, ich sehe ihren Kapitän. Das muß der andere Tracy sein.« Er blickte Bolitho an. »Nein. Denn wenn wir so dicht herangehen, daß wir diese kleinen Kanonen abfeuern können, verwandeln sie uns in Kleinholz. Wendigkeit und Schnelligkeit ist alles, was wir einsetzen können.«
    Dann zog er die Uhr und blickte nicht einmal auf, als ein Geschütz bellte und im nächsten Augenblick eine Kugel die Fock durchschlug wie eine unsichtbare Faust.
    Gischt peitschte jetzt über den Bug und prasselte auf die dort arbeitenden Seeleute. Der Wind frischte auf, während der Nebel vor dem Schoner zurückwich, als fürchte er, vom Klüverbaum aufgespießt zu werden.
    Die Brigg hatte jetzt Marssegel und Fock gesetzt und war ihnen hart auf den Fersen. Sie versuchte offensichtlich, den Schoner in einem langen Schlag auszuluven. Ihre beiden Buggeschütze feuerten Schuß auf Schuß, die Luft war erfüllt von schauerlichem Geheul, was auf die Verwendung von Kartätschen oder Kettenkugeln hindeutete. Traf auch nur eine einzige von ihnen einen Mast, so war dies der Anfang vom Ende.
    Ein weiteres Geschütz mußte jetzt auf die flüchtende Faithful gerichtet sein, denn eine Kugel fegte über das Achterdeck, zerfetzte Tauwerk und traf beinahe einen Gefangenen, der sich aufgerichtet hatte, um besser sehen zu können.
    »Siehst du, Freund, das Yankeeblei ist für euch genauso gefährlich «, höhnte ein Seemann.
    Ein weiterer Einschlag dicht neben der Bordwand überschüttete sie mit Spritzwasser.
    Balleine kam nach achtern gerannt und fragte: »Soll ich die Bootsleinen kappen, Sir? Das macht uns sicher eine halbe Meile schneller.«
    Plötzlich schrie ein Seemann ungläubig: »Der Yankee geht über Stag, Sir!«
    Sparke gestattete sich ein kurzes Lächeln der Genugtuung. Durch den sich immer mehr lichtenden Nebel tauchte wie ein Geist die Trojan auf, unter vollen Segeln und mit bereits ausgefahrener Breitseite, zwei Linien schwarzer Mündungen.
    Sparke rief: »Mr. Bolitho! Sie wird uns aufs Korn nehmen, wenn wir nicht vorsichtiger sind!«
    Midshipman Libby flitzte bereits wie ein Kaninchen nach achtern, und Sekunden später wehte die britische Flagge frei von der Gaffel, so leuchtend rot wie die über dem vergoldeten Heck der Trojan.
    Unten in der winzigen Kabine wischte Stockdale Quinns Stirn

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