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Zerfetzte Flaggen

Zerfetzte Flaggen

Titel: Zerfetzte Flaggen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sollte nicht gerade sein eigener Flaggschiffkommandant sein.« Cairns beobachtete Bolithos Gesicht. »Ich sehe, Sie haben begriffen.«
    »Solche Winkelzüge werde ich niemals verstehen.«
    Cairns zwinkerte. »Eines Tages werden Sie sie sogar anderen beibringen.«
    Weitere Schritte erklangen auf dem von der Sonne ausgedörrten Deck. Bolitho sah Pears und den Master aus dem Kartenraum kommen, letzterer trug die Ledertasche, in der er normalerweise seine Navigationsinstrumente aufbewahrte.
    Bunce sah aus wie immer. Er blickte kurz auf den Kompaß, prüfte die Windrichtung und musterte die beiden Rudergänger, wobei seine lebhaften dunklen Augen unter den buschigen Brauen hervorblitzten.
    Pears dagegen schien müde und übellaunig, als warte er ungeduldig darauf, die ungeliebte Aufgabe, die man ihm zumutete, anpakken und beenden zu können.
    »Bald werden wir wissen, wo diese verdammte Insel liegt, Dick.«
    Cairns lockerte seufzend sein Halstuch. »Hoffentlich ist sie kein zweites Fort Exeter.«
    Bolitho blickte ihm nach, als Cairns seinen täglichen Rundgang durchs Schiff fortsetzte, und überlegte, ob dieser wohl noch immer nach einer Gelegenheit suchte, von der Trojan wegzukommen, um ein eigenes Schiff zu übernehmen.
    Soweit hatten die Offiziere der Trojan kein Glück gehabt, sobald sie ihren Schutz verließen. Sparke war gefallen, Probyn gefangen, nur er selbst war jedesmal zurückgekehrt wie der verlorene Sohn.
    Dann sah er Quinn, ohne Rock und mit durchgeschwitztem Hemd, das ihm am Rücken klebte, zwischen dem Segelmacher und seinen Maaten einhergehen. Sein Gesicht war noch immer blaß und sah weit älter aus. Die Folgen des fürchterlichen Säbelhiebes über die Brust machten ihm noch zu schaffen, man sah es an seiner Haltung, seinem Gang, seinem verkniffenen Mund. Auch plagte ihn wohl ständig die Erinnerung an sein Versagen im Fort und an seinen selbstmörderischen Einsatz am Geschütz, ausgelöst durch Rowhursts offen zur Schau getragene Verachtung.
    Fähnrich Weston rief plötzlich: »Die Spite signalisiert, Sir!«
    Bolitho nahm das Glas aus der Halterung und stieg rasch in die Luvwanten. Es dauerte eine Weile, bis er die kleine Korvette gefunden hatte, ihren einzigen Begleiter bei diesem „Abenteuer“, wie Cairns es bezeichnete. Jetzt hatte er die hellen Bramsegel der Spite erfaßt und entdeckte auch die leuchtenden Signalflaggen, die von der Rah wehten.
    Weston hatte bereits im Signalbuch geblättert und rief aus: »Von Spite: Segel in Sicht im Süden!«
    Bolitho wandte sich ihm zu und betrachtete ihn. Weston war jetzt der dienstälteste Fähnrich, und an ihm nagte wohl Pears Rat, Mr.
    Frowd an seiner Stelle zum kommissarischen Leutnant zu befördern.
    Der »Rat« eines Kommandanten war so gut wie ein Befehl.
    Bolitho hatte beinahe Mitleid mit Weston. Beinahe. Denn er war ungeschlacht, feist, streitsüchtig und würde einen schlechten Offizier abgeben, wenn er lange genug lebte.
    »Gut. Behalten Sie die Spite im Auge. Ich werde dem Kommandanten noch keine Meldung machen.«
    Bolitho setzte seinen Spaziergang auf dem Achterdeck fort. Die Luft wirkte frisch, aber wenn man stehen blieb, spürte man die Kraft der Sonne. Bolithos Hemd war klitschnaß, und die Schulterwunde schmerzte wie ein Schlangenbiß.
    Der Kommandant der Korvette würde jetzt vermutlich Überlegungen anstellen und ungeduldig auf des Admirals Entscheidung warten, ob er zur näheren Untersuchung des fremden Schiffes beordert wurde.
    Eine halbe Stunde verging. Rauch quoll fettig aus dem Kombüsenschornstein, und Molesworth, der Zahlmeister, erschien mit seinem Assistenten auf dem Weg zur Proviantlast, um die tägliche Ration Rum oder Branntwein auszugeben.
    Ein paar Marineinfanteristen, die auf der Back die Abwehr von Enterern geübt hatten, marschierten nach achtern und gaben ihre Lanzen wieder ab. Es war auch ein kleines Kontingent vom Flaggschiff dabei, das die Lücken auffüllen sollte, bis regulärer Ersatz eintraf. Bolitho dachte an all die kleinen Erdhügel auf der Insel.
    Wen interessierten sie jetzt noch?
    Weston rief: »Von der Spite, Sir: „ Voriges Signal gestrichenen“ Wahrscheinlich also ein Holländer auf erlaubter Fahrt, jedenfalls war Cunningham beruhigt. Möglicherweise war das fremde Fahrzeug auch mit äußerster Kraft geflüchtet, sowie es die Bramsegel der Spite gesichtet hatte. Mißtrauen machte sich in diesen Tagen bezahlt.
    Stockdale kam über das Achterdeck auf seinem Weg zur Steuerbordbatterie.
    Im Vorbeigehen

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