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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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jetzt in einem engen Kreis, um seine Qual anzuschauen. Er wirkte wie eine Figur aus einem Horror-Zeichentrickfilm im Zeitraffer. Eine teuflische Karikatur von jemandem, der von einem Dämon besessen ist. Er hüpfte und plumpste und bewegte sich mit epileptischer Geschwindigkeit und in solchen unmöglichen Winkeln, dass sie hörten, dass seine Sehnen aufplatzen und seine Knochen sich ausrenkten.
    Niemand holte Hilfe.
    Nicht ein Einziger.
    Etwas passierte mit ihnen, etwas, was sie nicht verstanden oder überhaupt hinterfragten. Es wanderte wie Grippebazillen von einem zum anderen, und als es fertig war, waren die Schüler des Bio-Unterrichts nicht mehr die, die sie ein paar Augenblicke zuvor gewesen waren. Sie waren verändert, verwandelt. Sie sahen auf Mr. Cummings hinunter und in ihnen war kein einziger Anflug von Reue oder Sympathie zu erkennen. Was sie fühlten, war Wut, eine blöde und geistesgestörte Wut, die sie aufzehrte. Eine Wut, die sie an irgendetwas auslassen mussten, an irgendjemandem.
    Billy stand mit Lisa an seiner Seite hinter den anderen und sagte: »Schau, Lisa. Jetzt wirst du sehen, wie es tief in ihnen wirklich aussieht.«
    Lisa stand sprachlos da, ihre Augen starr, ihr Mund war zu einer geraden, farblosen Linie verzogen.
    Billy lächelte und roch den rauen Gestank des Rückfalls, der aus der Menge strömte.
    Es roch köstlich.
    Vielleicht 20 oder 30 Sekunden lang bewegte sich keiner der Schüler, die Cummings einkreisten. Sie starrten halb verwundert auf das, was gerade passierte, auf das sterbende Wesen zu ihren Füßen. Dann bewegen sie sich langsam wieder. Gemächlich, unaufhaltsam, wie eine Maschine, die in Schwung gerät, als eine Einheit. Cummings rührte sich kaum noch, aber das hielt sie nicht auf. Was passieren würde, konnte man in ihren Augen erkennen, an der grauenvollen Stellung ihrer Münder.
    Es entstand ein plötzliches Stimmenwirrwarr, das zu einem konstanten Gedröhne anstieg:
    »… hat mir eine 5 für den Bericht gegeben …«
    »… wäre nicht aus dem Team geschmissen worden, wenn es nicht nach Ihnen gegangen wäre …«
    »… hättest mich bestehen lassen können, du mieser, verfluchter …«
    »… musstest ja meinem Alten verraten, dass du mich beim Rauchen gesehen hast …«
    »… machst dich immer über mich lustig …«
    »… hast mich durchfallen lassen …«
    »… hast mich verpetzt, weil ich die Noten geändert habe …«
    Es ging immer weiter, die belanglosen Gehässigkeiten und Anschuldigungen und Verdächtigungen, bis daraus eine Art stumpfsinniger Gesang wurde, der sich in jedem Einzelnen zu einem pulsierenden, tödlichen Crescendo aufstaute; schon die Luft an sich lud sich mit Hitze und Bosheit auf.
    Und genau in diesem Moment ereignete sich der erste echte Vorfall eines Massen-Wahnsinns. Die Schüler hatten es auf Mr. Cummings abgesehen – sie traten und kratzten und schlugen und bissen ihn. Mit purer Mordlust stürzten sie sich wie Tiere auf ihn. Irgendetwas in ihnen musste ausgeleert worden sein, und dieses Etwas brauchte einen gemeinsamen Feind, den sie in ihrem sterbenden Lehrer fanden. Sie umzingelten ihn, schlugen ihn zusammen, versuchten Gliedmaßen auszureißen und stampften seine Eingeweide zu Brei. Sie ließen nicht einmal nach, als ihre Finger rot, ihre Münder vollgesabbert und ihre Klamotten voller Blutspritzer waren.
    Das Einzige, was sie wirklich davon abbrachte, war eine Stimme, die schrie: »Was zur Hölle ist hier los?«
    Die Stimme gehörte zu Howard Sullivan, dem leitenden Hausmeister. Als »Sully« dem Lehrkörper und den Schülern gleichermaßen bekannt, war er sehr beliebt und gehörte seit der Kennedy-Regierung zur Greenlawn High; in der Tat war er nur noch ein Jahr vom Ruhestand entfernt. Wut war recht ungewöhnlich für Sully, denn er mochte Kinder, seit all den Jahren. Er mochte die Kinder wirklich. Mochte ihre Trends und ihre Musik und ihre Leck-mich-doch-am-Arsch-Einstellung. Er sagte, dass er sich durch sie jung fühle und dass Hausmeister an einer High School zu sein der einzige Job sei, den er wollte, weil er dabei niemals erwachsen werden müsse.
    Aber heute war Sully wütend.
    Er war schockiert und angewidert und sprachlos. Er watete mitten in die Schülermenge und zog sie von Mr. Cummings fort, schob sie sich aus dem Weg.
    Nachdem er einen genaueren Blick auf Cummings’ Leiche hatte werfen können, schaute er den Kreis der Schüler rund herum an. Er sah ihre ausdruckslosen Augen, ihre grinsenden Münder, das ganze Blut

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