Zerfleischt - Der ultimative Thriller
sie schwärmt ein bisschen für Religion und so weiter … Sie denkt … sie denkt, dass es der Teufel ist. Der Teufel, der auf die Erde kam. Armageddon, die Entrückung, das ganze bescheuerte Zeug.«
Hansel lachte nicht, wie er wohl vor einer Woche noch gelacht hätte. »Also, Bobby, wenn es der Teufel wäre, dann hätten wir zumindest einen Feind, gegen den wir kämpfen könnten. Etwas zu jagen. Aber diese … Scheiße, es ist ohne Sinn und Verstand. Es passiert überall und es gibt keinen verfluchten Grund dafür.«
»Ja.«
»Willst du etwas Witziges hören?«
»Klar, ich könnte etwas zum Lachen gebrauchen.«
»Oh, du wirst nicht lachen, glaub mir.« Hansel stand auf, ging zum Fenster und schielte durch die Jalousie auf die Straße hinunter. »Ich sehe Leute da draußen, wie sie ihrem Geschäft nachgehen, aber ich fühle sie nicht. Ergibt das einen Sinn? Sie sind da, aber es ist, als wären sie ganz und gar nicht da.«
Moreland nickte sofort: »Die Stadt fühlt sich leer an, oder? Böse Dinge passieren, mehr als wir jemals bewältigen können und noch viel mehr, von denen wir tagelang nichts wissen werden … Noch ist es ruhig da draußen. Weißt du? Einfach ruhig.«
»Die Leute, die man sieht, lächeln nicht, Bobby. Sie reden nicht einmal. Sie laufen einfach herum, als haben sie sich verlaufen, als versuchen sie sich zurechtzufinden.«
»Vielleicht machen sie genau das.«
Hansel dachte das auch. Alle da draußen fühlten es. Manche waren davon beeinflusst worden, viele auf sehr verheerende Art und Weise. Aber die Mehrheit war einfach verwirrt, versuchte einen Sinn zu erkennen. Versuchte zu verstehen, warum der Realität der Stecker gezogen worden war und warum sie gerade dabei waren, kopfüber einen steilen Hang hinunterzufallen. Einen ohne Boden.
»Ich habe Einheiten, die sich nicht mehr melden«, sagte Moreland. »Das macht mir am meisten Angst. Aber was kann ich tun? Den Gouverneur anrufen und sagen, dass die Stadt psychiatrische Hilfe benötigt? Wie würde sich das anhören?«
»Als wärst du übergeschnappt«, antwortete Hansel.
»Das bin ich.«
»Nein, noch bist du es nicht.«
Moreland betrachtete lange Zeit seine Hände und als er sprach, schaute er nicht auf und sah dem anderen Mann nicht in die Augen. »Willst du ein Geständnis hören, Ray? Eines, das sich überhaupt nicht gut anhört?«
»Klar.«
»Ich habe Angst«, gab Moreland zu. »Ich habe Angst, wie ich noch nie in meinem Leben Angst gehabt habe. Ich habe Angst um Greenlawn. Aber mehr als das; ich habe Angst um die Welt.«
Hansel verstand das. Denn er spürte dieselbe Angst. Er leckte seine trockenen Lippen, sagte: »Das Traurige daran ist, wenn es vorbei ist, Bobby, fürchte ich, dass von der Zivilisation nichts mehr übrig sein wird. Was ist das für ein Drama? Leute werden verrückt, Leute verhalten sich wie Tiere. In sechs Monaten könnten wir so leben, wie unsre Vorfahren es taten. Eine Welt, die nur noch mit Feuer beleuchtet wird.«
24
Als sie in sein Haus eintraten, lief Louis nach oben und zog sich ein neues Hemd an. Dann kam er wieder nach unten und nahm einen Schluck Whiskey. Es tat ihm nicht gerade gut, aber er dachte, dass es ihm damit besser ging als ohne.
Michelle war immer noch nicht zu Hause.
Sie ging nicht an ihr Handy und Louis fing an, sich ernste Sorgen zu machen. Besonders weil er Rauch gerochen hatte, als sie noch draußen waren, als ob irgendwo vielleicht ein Haus brannte. Der Rauchgeruch und das Jaulen von weiteren Sirenen verrieten ihm, dass das, was auch immer los war, noch lange kein Ende gefunden hatte. Es war noch immer im Gange. Breitete sich vielleicht sogar weiter aus.
Er nahm sein Handy und rief bei der Farm Bureau Versicherung an.
Das Telefon klingelte und klingelte, aber niemand hob ab. Es war jetzt nach Feierabend. Längst nach Ladenschluss. Michelle war nicht dort und auch sonst keiner. Das bedeutete, dass sie entweder auf ihrem Weg nach Hause war, oder …
Nein, auf diese Gedanken ließ er sich nicht ein.
Noch nicht.
»Ich wünschte, ich wüsste, wo Mom ist«, sagte Macy. Sie saß angespannt und erwartungsvoll auf der Couch.
Louis schluckte nur. »Sie ist … ist wahrscheinlich einkaufen oder besucht jemanden.«
»Vermutlich.«
Louis konnte sie nicht anschauen.
Er ging zum Fenster neben der Tür und schaute auf die Straßen, während er sich wünschte, wie er sich niemals zuvor etwas gewünscht hatte, dass Michelles kleiner Nissan um den Block gefahren kam. Aber er wurde
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