Zerfleischt - Der ultimative Thriller
los.
Er ging hinunter in die Hocke, spannte die Muskeln an, war bereit zu springen und beobachtete, wie die Wassermassen in die Luft geschossen wurden. Es faszinierte ihn. Er konnte sich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, den Rasensprenger am Morgen aufgestellt zu haben, um die Blumenbeete zu wässern. Tatsächlich wusste er in diesem Augenblick nicht einmal, was ein Rasensprenger war. In seinem Gehirn gab es eine Grauzone, die etwas damit in Verbindung brachte, aber er verwarf es.
Er kroch auf allen vieren hinüber.
Das Wasser spritzte ihn an. Ihm gefiel es. Er packte die Brause des Rasensprengers und hielt sie an den Mund. Als das Wasser in sein Gesicht strömte, leckte er und trank hastig davon, bis sein Durst gestillt war. Dann warf er den Sprenger weg. Grashalme klebten an seinem Bauch und an seinen Beinen. Er mochte ihren Geruch. Er ging zu den Blumenbeeten hinüber. Die hellen Farben der Blüten waren schön anzusehen. Er schnappte sich eine Azalee, kaute auf ihr herum und spuckte sie wieder aus, weil ihn ihr süßer Geschmack anwiderte. Dann riss er alle Blumen heraus und warf sie umher.
Er wollte keine Blumen.
Er wollte Schlamm.
Die dunkle Erde der Blumenbeete war schmuddelig und, weil die Sonne darauf brannte, angenehm warm. Er baggerte mehrere Hände voll heraus, roch immer wieder daran und schmierte sie über seine Brust und Beine und Arme und Genitalien. Besonders über seine Genitalien. Es war warm, dick und wohlig wie Ur-Schlamm. Er schleimte sein nasses Haar damit zurück und malte schwarze Streifen über sein Gesicht.
Danach fühlte er sich sicherer; getarnt, unentdeckter.
Er griff nach seiner blutigen Axt, die er an der Hintertür zurückgelassen hatte. Sie fühlte sich gut in seinen Händen an. Ein Jäger brauchte eine Waffe und diese war bereits voller Blut. Auf Händen und Knien kroch er in den Schatten neben dem Haus. Er war jetzt satt, sein Bauch voll Fleisch gestopft. Seine Bedürfnisse waren ziemlich simpel: Nahrung, Unterschlupf, Waffen. Aber da gab es ein zusätzliches Verlangen: Sex .
Da seine Töchter nicht zurückgekommen waren, wusste er, dass er eine Frau jagen musste.
Er schielte hinter den Hecken hervor, die an die Vorderseite seines Hauses angrenzten, und beobachtete das Haus von Louis Shears auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
26
Kathleen Soames war nicht überrascht, als sie die Menschenmenge sah.
Als sie ihren Ehemann auf dem Küchenboden zerstückelte und die Wände mit seinem Blut bemalte, hatte sie seit geraumer Zeit gespürt, dass sie kamen. Sie hatte es unbedingt gewollt. Sie wollte, dass sie zu ihr kamen und bestaunten, was ihr gehörte. Sie wollte, dass sie versuchten es zu erobern, damit sie gegen sie kämpfen konnte, sich mit ihnen im Dreck wälzen konnte.
Aber als sie sie sah, wusste sie, dass sie nicht gekommen waren, um sie zu überfallen.
Sie waren aus anderen Gründen gekommen.
Also schaute sie sie an und sie schauten sie an. Sie erkannten sich gegenseitig als das, was sie jetzt waren, und waren dankbar dafür, dass sie sich zu guter Letzt gegenseitig gefunden hatten.
Die Menschenmenge.
Lieber Gott, ja, die Menschenmenge!
Männer, Frauen und Kinder, die hinter drei Cops her trotteten, denen die dreckigen Hemden über die Hosen hingen. Der Große vorneweg hatte seine Brust entblößt und trug Kriegsbemalung. Er schob eine Schubkarre und darin lag, was Kathleen zu sehen erwartete. Etwas Zerbrochenes und Blutiges und Verknäultes. Etwas, das augenblicklich ihr Herz zersplittern ließ, sie an Dinge erinnerte, an einen dicken Bauch und an ein Treten, ein pausbackiges, rosa Wesen gegen ihre Brust gepresst, ein wachsendes und hungriges Wesen, blauäugig und strohblond. Ein lächelndes Gesicht. Das Lachen eines Jungen und eine Welt, die in Liebe und Freude ertrank. Aber es verschwand so schnell, als existierte es vielleicht niemals. Die Hitze der Erinnerung wurde zu einem Frost, der sich tief in ihr niederließ, ein tödlicher Frost, der Wurzeln und verschlossene Blüten verwelken ließ – dann existierte nur noch eine winterliche Kälte in ihr, die kein Frühlings-Tauwetter jemals wieder schmelzen würde.
Die Menschenmenge.
Sie betraten ihre Veranda und standen da, beobachteten sie, rochen ihren Duft und erkannten ihn als ihren eigenen an. Sie hatte die Veranda mit ihrem Urin markiert und den rochen die Leute jetzt. Sie würden ihre Fährte nicht überqueren, sofern sie es nicht erlaubte. Außer, wenn sie kämpfen wollten.
Sie drängten sich
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