Zerfleischt - Der ultimative Thriller
enttäuscht. Nicht nur, dass Michelle nicht kam, auch sonst kam niemand. Es war Freitagabend. Eine Menge Leute hätten kommen und gehen sollen.
Und was sagt dir das, Louis? Was genau glaubst du, bedeutet das?
Ehrlich gesagt dachte er, dass es nun Zeit für eine gute Panikattacke war, aber das würde kaum etwas lösen. Und er musste an Macy denken. Sie hatte Angst und er wusste es. Sie war vielleicht 16 Jahre alt, aber sie war immer noch ein Kind. Er konnte nicht vor ihr zusammenbrechen. Sie brauchte ihn und zum ersten Mal in seinem Leben empfand Louis einen neu entdeckten Sinn von Respekt gegenüber Eltern. Weil Elternsein eine beeindruckende Verantwortung war, sobald man tatsächlich darüber nachdachte. Er machte sich schreckliche Sorgen um Michelle, aber sie war eine Erwachsene und was auch immer da draußen vor sich ging, sie war besser gerüstet, damit fertig zu werden, als Macy es war.
»Hör mal«, sagte er. »Hast du irgendwelche Verwandten in der Stadt? Irgendwer, zu dem deine Mom gegangen sein könnte?«
Macy schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Sie wohnen alle woanders. Da gibt es Tante Eileen, aber sie lebt unten in Greencastle. Sie schickt jedes Jahr eine Weihnachtskarte, aber sie und Mom kommen nicht miteinander aus.«
Was für eine Überraschung! »Sonst jemand?«
»Ähm … Na ja, da ist Onkel Clyde. Er wohnt hier. Auf der anderen Seite der Stadt, aber er und Mom reden nie miteinander. Ich habe ihn schon seit zwei oder drei Jahren nicht gesehen.«
Louis überlegte, dass dieser Onkel Clyde immerhin zur Familie gehörte. Das war zumindest etwas. Wenn alle Stricke rissen, konnte er Macy bei ihm lassen. Aber das kam später.
»Ich habe eine Idee«, sagte Louis. »Lass uns rumfahren.«
»Rumfahren?« Das munterte sie ein bisschen auf.
»Klar. Besser als hier herumzusitzen und uns gegenseitig anzustarren. Mal sehen, ob wir Michelle finden können. Und wir werden auch nach deiner Mom Ausschau halten.« Er hob die Schultern. »Michelle wird wahrscheinlich fünf Minuten, nachdem wir gehen, in die Auffahrt fahren, aber zumindest unternehmen wir etwas außer Däumchendrehen.«
»Ja. Okay. Obwohl ich gerade an etwas gedacht habe. Mrs. Brackenbury, die die Straße runter wohnt. Manchmal geht Mom dorthin.«
Mrs. Brackenbury war eine alte Dame, die allein mit ungefähr 20 Katzen lebte. Sie musste knapp 80 Jahre alt sein. Ihr Ehemann war seit Jahren tot. Nur sie und die Katzen lebten in Mrs. Brackenburys Haus. Louis hatte davon gehört, dass Jillian öfter dorthin ging, nicht zu Besuch, sondern um sich Geld von der alten Dame zu leihen. Es ging das Gerücht um, dass sie ziemliche Schulden hatte.
Louis warf Macy sein Handy zu. »Warum rufst du die alte Dame nicht mal an? Ich werde Michelle eine Nachricht schreiben.«
Macy strich ihre Haare zurück, schnürte ihren Pferdeschwanz enger und begann dann Mrs. Brackenburys Nummer einzutippen.
Louis ging in die Küche und war froh für einen Moment von ihr entfernt zu sein.
Gott, sie war ein süßes Mädchen. Er fühlte sich so verantwortlich für sie. Er mochte das nicht. Hauptsächlich deshalb, weil er nicht wusste, ob er dem gewachsen war. Gewachsen war, auf jemanden in einer Krise aufzupassen. Er kritzelte auf einen Zettel schnell eine Nachricht für Michelle und hängte sie an den Kühlschrank.
Sie würden herumfahren und zumindest sehen können, was los war. Er musste etwas unternehmen, und zwar schnell. Er musste mit jemandem über Jillians Leiche nebenan reden, und dann wollte er es Macy beibringen.
Aber eins nach dem anderen.
Er joggte in den Keller hinunter und griff nach seinem Angelkasten. Er nahm ein Taschenmesser heraus. Die Klinge war 15 Zentimeter lang und rasiermesserscharf. Er steckte das Messer in seine Tasche. Vielleicht gab es überhaupt keinen Ärger da draußen, aber man wusste es ja nie. Wenn es so weiterging wie bisher, stand Greenlawn bei Einbruch der Dunkelheit im Begriff, wie die tiefen, dunklen Wälder zu werden, und man wusste ja nie, wann die Wölfe auftauchen, wenn man auf dem Weg zum Haus der Großmutter war.
25
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bedeckte sich Dick Starling mit Schlamm.
Nachdem er die Leiche seiner Frau in der Küche geröstet und davon gegessen hatte, ging er in den Hinterhof und genoss die Sonne. Sie wärmte ihn. Er zog seine dreckigen, von Blutflecken verkrusteten Klamotten aus und tanzte mit erhobenen Armen herum, tankte Sonne und ergötzte sich an ihrer Magie.
Der Rasensprenger ging
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