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Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Zerfleischt - Der ultimative Thriller

Titel: Zerfleischt - Der ultimative Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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nicht zu der Welt der Vorstandssitzungen und Budgets und Komitees gehören. Er wollte mit seiner Nase am Boden schnüffelnd frei herumrennen. Er wollte sein Bein anheben und an Bäume pissen. Er wollte eine Frau finden und sie besteigen. Er wollte Beute jagen, sie mit seinen Händen erlegen. Er wollte das Fleisch zwischen seinen Zähnen und das Blut auf seiner Zunge spüren.
    Er wollte, brauchte diese Dinge.
    Lebendig und gesund und frei, losgelöst von der langweiligen Autorität und der bedeutungslosen Bestimmung.
    Aber die Stimme verschaffte sich neue Geltung. Und sie fing an, so mit ihm zu reden, wie er mit den Kindern in der Schule redete; Kinder, die den Unterricht schwänzten und in den Toiletten rauchten und sich prügelten. Sie haftete an ihm, bissig und scharf. Mord, Mord, Mord . Genau dann öffnete sich das Spiegellabyrinth in seinem Kopf und zeigte ihm, was er jetzt war – er zitterte und schwitzte und war schockiert, hatte weiße Strähnen in seinem Haar – und wie er gewesen war – verrückt und kichernd und sauglücklich – und was er bald sein würde – ein wahnsinniges Wesen, das durch die Felder und Wälder jagte.
    Nein, bitte, nein, nein, nein …
    Ja, das Spiegellabyrinth war geöffnet und es kostete nicht einmal einen Zehner Eintritt. Shore war in seinen Gängen verloren, sah sich selbst, Reflexionen von sich und von dem, was er war, und davon, wer er nie mehr wieder sein würde. Ja, Benny, Benny, Benny. Und es zeigte nicht nur ihn, sondern hohe, leere Galgen und kalte Friedhöfe und emporwachsende Grabsteine mit offenen, wartenden Gräbern. Das alles zeigten die Spiegel, die ganzen heimtückischen Wesen, die in ihm freigelassen worden waren, sie alle zeigten sich. Dreckige, grässliche, kriechende Wesen.
    Und alle sahen aus wie er.
    Verzerrt, dünn und aufgeblasen und schleichend, springend und tanzend. Alles er .
    Oh lieber Gott!
    Er versuchte seine Augen zusammenzudrücken, damit er diese Fratzen nicht sehen musste, diese Benny Shores, die ihm ihre Zungen herausstreckten, lachten und sabberten und wirres Zeug redeten. Er wollte sich nicht dabei sehen, wie er über einen Jungen namens Billy Swanson hinwegfuhr und bei eben dieser Vorstellung wie ein Verrückter kicherte.
    Ja, langsam und schmerzvoll begann jetzt alles zu verschwinden.
    Selbst die Spiegel lösten sich wie morgendlicher Nebel auf. Die letzten Wesen, die er in ihren dunstigen, polierten Oberflächen sah, waren die ganzen geistesgestörten Benny Shores, die von ihm abließen, weil sie es hassten, zu wem er wieder wurde, seine Autorität und sein Aussehen und seinen Geruch und seine Berührung hassten, die so steril wie frische Bandagen war. Ja, Benny, Benny, Benny, Kinder-Benny und Teenager-Benny und Erwachsenen-Benny und Direktor-Benny rannten und rannten hektisch davon, während ihre Schritte im Dunkeln widerhallten. Und dann war alles verschwunden, nichts blieb, nicht einmal ein Spiegelbild der Hitze und Perfektion dieser anderen, einfacheren, niederen Welt, die er kennengelernt und lieben gelernt hatte, so wie sie ihn jetzt abschreckte.
    Jetzt gab es nur … Benny Shore, den Direktor der Greenlawn High School. Einfach Mr. Shore mit seiner strengen Stimme und seinem missbilligenden Blick. Kein Herumrennen in den Gängen! Wo ist deine Abwesenheitserlaubnis? Werft nicht mit Essen in der Cafeteria herum! Was ist denn los mit euch Kids? Was seid ihr, Tiere? Wilde? Glaubt ihr, ihr könnt in dieser Schule so rücksichtslos herumrennen, wie ihr wollt? Ist das so?
    Einen Block von seinem Haus entfernt hielt Shore den Jeep an und zuckte bei seinem Spiegelbild zusammen. Dieser blöde, schwitzende, zitternde Mann mittleren Alters, kaputt, angeschlagen, zerkleinert wie der verfluchte Humpty Dumpty. Er musste nachdenken, er musste überlegen.
    Ja, er musste nach Hause.
    Zu Phyllis und Klein Stevie und Melody. Ja, er musste zu ihnen und sie sich schnappen, sie aus der Stadt schaffen, bevor auch sie der Wahnsinn packte und sie etwas wirklich Schreckliches anstellten. Er durfte nicht zulassen, dass seine Familie so besudelt wurde. Das konnte und wollte er nicht.
    Fahr, du Idiot!
    Er erreichte die Tessler Avenue und sah Leute auf der Straße herumstehen, die entweder verloren oder verrückt ausschauten und vielleicht waren sie beides. Irgendeine Frau auf dem Gehsteig lachte hemmungslos. Sie war völlig außer sich. Und als Shore vorbeifuhr, sah er, warum. Da war ein kleiner Hügel, der über den Rasen hinunter zum Fluss führte. Und im

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