Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Grinsen verformt. Er atmete sehr schnell, seine Brust senkte sich auf und ab. Er schaute von Macy zu Louis und konnte sich scheinbar nicht entscheiden, was er machen wollte.
Aber er dachte nach.
Man konnte die primitive Maschinerie seines Verstandes beinahe surren hören. Und Louis dachte, dass es ein sehr simpler Verstand war, den Dick Starling nun besaß. Alles, was Dick zu Dick machte, war verschwunden. Was auch immer dieses Gehirn antrieb, scherte sich nicht um die NFL oder um Bademode-Kalender oder Basketballkader oder Sportwetten. Es hatte das Interesse an dem 66er Camaro verloren, der in der Garage unter der Plane stand, den der alte Dick wie ein Baby behandelt hatte, ewig putzte und polierte und frisierte und ihn nur für Oldtimershows herausholte. Derartige Dinge bedeuteten dem neuen und veränderten Dick Starling gar nichts. Sogar seine Frau und seine beiden Töchter waren ihm scheißegal.
Das alles war durch viel simplere Notwendigkeiten ersetzt worden … jagen, töten, ficken, essen. Vielleicht hatte Earl Gould recht.
Alle da draußen … Tiere … sie entwickeln sich zu Tieren zurück, werfen ihr Joch der Intelligenz und Zivilisation ab, kehren in den Dschungel zurück und alleine der Stärkere wird überleben …
»Dick.« Louis’ Stimme klang sehr ruhig, obwohl sein Herz versuchte, ein Loch in seine Brust zu hämmern. »Dick … hör mir zu. Es ist wichtig, dass du hörst, was ich sage.«
Aber Dick dachte scheinbar, dass es absolut nicht wichtig war.
Was nun wichtig war, Freunde und Nachbarn, war diese hübsche blühende Fotze zu bekommen, sie zu vergewaltigen, ihr dann vielleicht die Kehle aufzuschlitzen und das warme Blut in den Mund laufen zu lassen, weil das der älteste Orgasmus der Welt war; der Geruch und der Geschmack und das Gefühl von Blut. Nur Spießer-Arsch Louis Shears wusste das scheinbar nicht, weil … na ja, weil er noch immer auf altmodische und unbedeutende Dinge wie Moral und Ethik und Kultur Wert legte.
»Louis«, sagte Dick schließlich und es schien, als kostete es ihn wirklich Mühe zusammenhängend zu reden. Er schüttelte den Kopf und leckte die Lippen. »Louis, verdammt noch mal, versau es nicht! Ich nehme diese Schlampe mit … du kannst entweder mitkommen … oder du bleibst hier. Was meinst du, alter Kumpel?«
Louis hatte Angst.
Zur Hölle, ja. Man beobachtet seinen besten Freund, wie er sich direkt vor einem in einen Werwolf verwandelt. Denn die Verwandlung war tatsächlich so vollkommen, so vollständig. Dick war ein sabberndes, zotteliges Monster, das hungrig auf Eroberung und auf Fleisch war. Alles, was ihm die Zivilisation, seine Eltern und die Umwelt als akzeptables Verhalten beigebracht hatten, war direkt aus dem Fenster geschmissen worden. Was noch übrig blieb und die Kontrolle über ihn ausübte, war etwas viel Älteres, etwas Atavistisches und Fundamentales, etwas aus der Dämmerung der Menschheit.
»Dick, du rührst das Mädchen nicht an! Ich kann es nicht zulassen. Ich glaube, tief in dir weißt du das. Versuch einfach zu denken, Dick. Versuch vernünftig zu sein, okay? Du warst immer ein guter Mensch und ich glaube, dass etwas von dieser Güte noch immer in dir steckt.«
»Fick dich, Louis!«
Louis blieb beharrlich. »Tu es nicht, Dick.«
Drohe ihm nicht, warnte Louis sich selbst . Er ist nur ein Tier. Wenn du dich ihm gegenüber territorial aufführst, wird er mit dir kämpfen müssen. Er wird keine Wahl haben. Wenn du ihn in eine Ecke drängst, greift er dich an.
Dies war ein ziemlich guter Rat, aber Louis vermutete, dass Dick fest in einem Aggressionsmodus eingeschlossen war und so oder so angreifen würde. Das Problem war, dass man keine Angst erkennen lassen durfte und zur gleichen Zeit durfte man auch nicht zu bedrohlich erscheinen. Man musste Dick wie einen tollwütigen Hund behandeln, nichts weiter.
»Wo ist Nancy, Dick? Wo ist deine Frau? Wo sind die Mädchen?«, fragte Louis und hoffte, dass es für Dick wie ein Schlag ins Gesicht sein würde.
»Nancy … Nancy ist tot. Ich habe sie umgebracht, Louis. Sie hat nicht verstanden, wie es ist. Sie hat dagegen angekämpft. Sie hat nicht gesehen, wie … rein dieDinge jetzt sind. Also habe ich die Axt genommen und die Schlampe fertiggemacht.«
»Louis …«, sagte Macy.
Er konnte nicht riskieren, Dick nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er war kein Kämpfer. Er war keiner von der gewalttätigen Sorte. Aber tief drinnen war er ein Mann wie jeder andere und wenn es darauf
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