Zerfleischt - Der ultimative Thriller
diesen Fassaden, warteten vielleicht wie ein Haufen Ghoule auf die Dunkelheit. Bei dieser Vorstellung bekam er Gänsehaut.
Ja, er konnte aus der Stadt fahren und dieses Chaos jemand anderem überlassen. Aber es gab immer noch Michelle. Es gab noch immer seine Frau und er konnte sie nicht einfach im Stich lassen. Vielleicht war sie tot, aber bis er ihre Leiche gesehen hatte, wollte er es nicht glauben.
Also, was nun?
Und dann wusste er es. Der Grundmechanismus des Überlebens war Verteidigung – und er hatte nur das Taschenmesser in seiner Hand. Er brauchte etwas Besseres. Eine Waffe. In der Polizeistation gab es Waffen, aber das würde bedeuten, dass er durch dieses Leichenmeer waten musste, es durchsuchen und eine blutige Waffe aus einem ebenso blutigen Halfter ziehen musste. Diese Vorstellung war widerlich, aber er hatte wirklich keine Wahl.
Und dann sah er unten in der Mitte vom Häuserblock einen Streifenwagen der State Police vor Dicks Sportwarengeschäft parken. In den Cop-Autos gab es immer Schrotflinten in diesen Gestellen. Er würde einfach eine nehmen, das war alles. Er schaute zu Macy, wie sie im Wagen schlief. Für wenige Minuten würde sie hier sicher sein.
Louis drehte sich um und joggte den Gehweg hinunter zum Streifenwagen der State Police. Die Fenster waren offen, aber im Gestell lag keine Schrotflinte. Eigentlich gab es kein Gestell, nur viel Elektronik und eine Radarpistole. So viel dazu. Er drehte sich um, wollte zurückgehen … und erblickte etwas aus seinem Augenwinkel. Etwas, das ihn erstarren ließ. Durch die Glasfenster von Shellys Café konnte er Gestalten sehen.
Leute.
Es befanden sich Leute da drinnen.
Leute, die in Nischen saßen. Sie bewegten sich nicht, sie saßen nur da. Louis spürte, wie ihm Schweiß an seiner Wirbelsäule hinunterlief. Er bereitete sich darauf vor wegzulaufen. Diese Leute hatten ihn sicherlich gesehen. Sie würden ihn sicher verfolgen … aber sie taten es nicht. Er blickte flüchtig den Häuserblock hinunter zu seinem Auto. Es sah sehr weit weg aus. Er schluckte und näherte sich sehr vorsichtig dem Café. Diese Leute saßen immer noch da drinnen und beachteten ihn nicht. Er ging zur Tür und schielte durch die Glasscheibe. Ja, da befanden sich Leute in Nischen und Leute an der Theke. Einige an Tischen. Vielleicht allenfalls ein Dutzend. Keiner bewegte sich, sie saßen und saßen nur da.
Jetzt lässt du es gut sein und haust ab, Louis!
Klar, das sollte er. Er wusste das ganz genau. Doch er ignorierte die Stimme der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes, ging durch die Tür und trat ein. Er konnte den Kaffee riechen, die Burger, die Fritteusen. Für den Bruchteil einer Sekunde knurrte sogar sein Bauch vor Hunger, aber es hielt nicht lange an. Denn es gab noch einen anderen Geruch: einen üblen Geruch nach Blut und Kot, einen Todesgeruch, der ihm den Magen herumdrehte.
Die Leute bewegten sich nicht.
Viele waren in ihren Sitzen umgekippt oder einfach von ihren Stühlen gefallen. Während er zitterte und versuchte einen Schrei zu unterdrücken, lief er zwischen ihnen herum. Er musste es tun. Sie waren Schaufensterpuppen und Wachsfiguren, Attrappen und mit Stroh ausgestopfte Abbilder. Zumindest sagte ihm das sein Verstand. Aber die Wahrheit war viel dunkler. Sie bestanden nicht aus Wachs oder Holz oder aus thermogeformtem Plastik, sie waren aus Fleisch und Blut und jeder einzelne von ihnen war tot.
Man hatte ihnen die Kehlen durchschnitten.
Ja, der fette Mann und seine korpulente Frau in der Nische; die zwei schmuddeligen Männer in Overalls, die hinter ihnen saßen; die hübsche Frau in Shorts und ihre süße, rothaarige Tochter; die zwei Typen und der State Cop an der Theke. Alle hatten aufgeschlitzte Kehlen. Ein paar weitere Leichen lagen am Boden, Menschen, die von ihren Sitzen gefallen waren. Auf den grünen Fliesen sammelte sich ihr Blut an. Auf der Theke war es bereits geronnen. Es floss in Strömen am Rücken der braunen Plastikstühle herunter, wo die Köpfe des fetten Mannes und seiner Frau nach hinten hingen. Die ganzen Kehlen waren freigelegt, wie die einer Kellnerin am Boden hinter der Theke und die eines Kochs, der in der Ecke bei der rostfreien Stahlkühlbox zusammengesackt lag.
Oh mein Gott!
Es war schlimm. Einfach morbid und ekelhaft und beängstigend. Aber was sogar schlimmer war, war die Tatsache, dass es so aussah, als hätten sie ihre eigenen Kehlen aufgeschlitzt. Indem sie Steakmesser und Fleischgabeln aus dem Café-Bestand
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