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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Papiertaschentücher, den er in einer dicklichen roten Faust hielt, und winkte die Besucher ins Haus. Sie folgten ihm durch einen kurzen Flur in ein kleines, mit dunkel verfärbtem Sperrholz »getäfeltes« Zimmer. Das Mobiliar musste vierzig Jahre alt sein; zumindest sah es so aus. Der Fransenteppich hatte die Fransen unwiderruflich verloren, und an den Möbeln mochte jeder Glanz schon vor zwei Jahrzehnten verblasst sein. »Ich war auch in der Armee«, sagte er, während sie alle in Sesseln Platz nahmen. »Vor vielen, vielen Jahren. Korea. Wunderbares Land. Bloß sehr kalt. Ich war heilfroh, heimkehren zu dürfen.«
    »Kann ich mir denken«, antwortete Puller.
    »Passen Sie auch gut auf sich auf, Mr. Dougett?«, erkundigte sich Cole.
    Sichtlich ins Schicksal ergeben, schmunzelte Dougett. »Ich bin alt und fett, und ich rauche. Davon abgesehen geht es mir prächtig. Danke der Nachfrage.« Er sah Puller an. »Mein lieber Mann, Sie sind ja ein echt strammer Kerl. Kämen Sie mir auf dem Gefechtsfeld als Feind entgegen, würde ich unverzüglich die Flinte ins Korn werfen.«
    »Möglicherweise, Sir«, gab Puller zur Antwort, während er darüber nachdachte, wie er das Gespräch anpacken sollte. »Mir ist aufgefallen, dass Sie gern auf der hinteren Veranda rauchen.«
    »Ja, meine Frau mag es nicht, wenn es im Haus nach Zigarettenqualm riecht.«
    »Wo ist Ihre Gattin?«, fragte Cole.
    »Noch im Bett. Gerade morgens wird sie öfter von Arthritis geplagt. Gegen Mittag steht sie auf, früh genug, dass wir zusammen essen können. Werden Sie niemals alt, den Rat gebe ich Ihnen beiden.«
    »Tja, die Alternative ist auch nicht allzu verlockend«, entgegnete Puller. Im Kopf zählte er rückwärts. »Sonntagabend. Haben Sie da irgendetwas Außergewöhnliches gesehen? Oder gehört? Womöglich einen Schuss?«
    »Bei mir hat das Gehör beträchtlich nachgelassen, mein Sohn. Und den Sonntagabend musste ich vorwiegend auf dem Klosett zubringen. Das Abendessen meiner Frau war mir irgendwie schlecht bekommen. Geschieht in letzter Zeit immer häufiger. Ich war nicht draußen. Als der Sergeant hier war und Fragen stellte, habe ich es ihr gleich auch so gesagt. Und meine Frau lag im Bett und schlief. Vermutlich hat es ihren friedlichen Schlummer nicht gestört, dass ich mich bis in die Nacht hinein übergeben musste und obendrein tierischen Durchfall hatte.«
    »Also gut. Und wie verhielt es sich am späten Montagabend? Waren Sie da auf der Veranda?«
    »Ja. Ich gehe spät ins Bett und stehe immer früher auf. Wahrscheinlich werde ich bald für alle Ewigkeit in einer Kiste liegen, warum soll ich da meine knappe verbleibende Zeit mit Schlafen verschwenden? Am liebsten erlebe ich den frühen Morgen. Es weht ein leichter, kühler Wind, man sieht Tau auf den Bäumen und dem Gras. Richtig schön.«
    »Erinnern Sie sich, ob Sie Montagnacht etwas Ungewöhnliches beobachtet haben?«
    Dougett steckte die Papiertaschentücher weg und rieb sich das Kinn dermaßen fest, als wollte er es polieren. Dann grinste er und deutete zuerst auf Puller. »Sie habe ich gesehen.« Dann wies er auf Cole. »Und danach Sie. Auf Streife im Wald oder so was. Aber um genau zu sein, es war schon Dienstagmorgen.«
    »Wir haben jemanden gesucht. Ein paar Minuten vorher hatte ich irgendwen durch den Wald laufen sehen. Ist er Ihnen auch aufgefallen?«
    Dougett nickte. »O ja. Und er ist schnell gelaufen. Er kannte den Weg. Da hinten gibt es einen Waldpfad.«
    »Mr. Dougett«, fragte Cole ziemlich gereizt, »weshalb haben Sie diese Angaben nicht sofort zu Protokoll gegeben?«
    »Es hat mich doch niemand gefragt. Und ich konnte ja nicht ahnen, dass es wichtig ist. Und überhaupt ist es erst passiert, nachdem Sie hier waren, um mich zu befragen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, dass es einen Zusammenhang mit den Morden nebenan bei den Halversons gibt.« Der Alte senkte die Stimme. »Besteht ein Zusammenhang?«
    »Können Sie die Person beschreiben?«, fragte Puller.
    »Auf alle Fälle war es ein Mann. Groß, aber nicht so baumlang wie Sie, mein Sohn. Breite Schultern. Wenig Haare. So wie er sich bewegte, würde ich sagen, er war jung. Es war dunkel, aber es gab ein bisschen Mondschein. Der Bursche hatte Narben am Arm, oder eine Verbrennung oder so was. Der Arm sah ganz schwärzlich aus.«
    »Dann hatte er kurze Ärmel?«
    »Ähnlich wie ein Tanktop, ja, Sir.«
    »Sie müssen ja noch scharfe Augen haben«, meinte Cole. »Nacht, eine gewisse Entfernung, nur Mondlicht

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