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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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zur Rutschstange geeilt und nach unten geglitten.
    Der Schuss war links vom Gebäude abgegeben worden, aus einem Weitschussgewehr. Puller nahm an, dass der Schütze sich auf ebener Erde befand. Es gab hier keine natürlichen Erhebungen, nur Häuser. In einem davon konnte der Attentäter versteckt sein. Und ringsum standen Häuser in großer Zahl. Alle leer. Oder vielleicht nicht alle.
    Gleich neben dem noch rumorenden Motorrad huschte Puller durch den Haupteingang ins Freie. Er bückte sich und stellte den Motor ab, während er seine M11 mehrmals im Halbkreis bewegte. Dann tippte er am Handy die Kurzwahl für Coles Rufnummer.
    Nach dem zweiten Ton meldete sich Cole. Mit drei kurzen, aber inhaltlich aussagekräftigen Sätzen erklärte Puller ihr die Situation. Sie musste ihm heute zum zweiten Mal zu Hilfe kommen – mit allem, was sie zur Verfügung hatte.
    Puller zählte bis drei, dann rannte er im Zickzack zum Malibu. Das Fahrzeug zwischen sich und dem unbekannten Schützen, klappte er den Kofferraumdeckel auf und brachte in höchster Eile an sich, was er benötigte, darunter das Nachtsichtgerät und die sogenannte Taktische Einsatzweste, die aus Leichtpanzerungssegmenten bestand, die 9-mm-Geschosse standhalten konnten. Aber diese Konfiguration reichte heute Abend wohl nicht aus. Es kostete Puller ein paar Sekunden, zusätzlich Keramikplatten in die Einschübe der Einsatzweste zu stecken, um die Kugelfestigkeit zu erhöhen.
    Als er das Nachtsichtgerät einschaltete, sah er die Umgebung in scharf konturiertem Grün. Er schaute hinüber zu dem Toten. Der trug noch den Motorradhelm, deshalb ließ sich das Gesicht nicht erkennen.
    Der letzte Ausrüstungsgegenstand, den Puller aus dem Kofferraum nahm, war momentan wahrscheinlich am wichtigsten: die Maschinenpistole, die Heckler & Koch MP5 . Spezialeinheiten bevorzugten sie für den Nahkampf. Die maximale Schussweite betrug 100 Meter. Das bedeutete, Puller musste den Abstand zum Attentäter wesentlich verringern.
    Wenn man mit Nahkampfschusswaffen gegen ein Weitschussgewehr vorgehen wollte, war man beträchtlich im Nachteil. Hinzu kam, dass der Schütze nach Pullers Überzeugung eine Nachtsichtzieloptik haben musste, sonst hätte er einen solchen Treffer kaum zustande bringen können. Puller hätte jetzt lieber sein Kammerverschluss-Scharfschützengewehr zur Verfügung gehabt, musste sich aber mit der H&K begnügen.
    Er stellte die MP auf Zwei-Schuss-Feuerstöße ein und schlug den Kofferraumdeckel zu.
    Ehe er sich mit dem Schützen anlegte, wollte er noch etwas abklären. Er stieg ins Auto, ließ den Motor an, lenkte den Wagen im Rückwärtsgang zum Leichnam und schlüpfte hinaus, wobei er den Wagen als Deckung benutzte. Erwartungsgemäß stellte er am Motorradhelm eine Einschuss- und eine Austrittsöffnung fest. Er klappte das Helmvisier hoch. Dickie Strauss’ tote Augen erwiderten seinen Blick.
    Puller schaute nach links und entdeckte auf dem Betonboden das Geschoss. Es war vom Munitionstyp .338er Lapua Magnum, gegen den Pullers Schutzweste keine Sicherheit bot. Diese Munition hatte eine Reichweite von 1500 Metern. Bei idealen Voraussetzungen und mit etwas Glück konnte ein fähiger Scharfschütze sogar aus größerer Entfernung treffen.
    Puller verstieß gegen sämtliche Tatort-Verhaltensmaßregeln, indem er den Toten rasch durchsuchte, sein Handy und die Brieftasche an sich nahm und einsteckte.
    Dann stieg er wieder in den Dienstwagen, zog den Kopf ein und lenkte das Fahrzeug in die einstige Feuerwache. Er stieg durch die Beifahrertür aus und schlang sich den Tragegurt der MP 5 um den Hals.
    Zeit für die Jagd.
     

 
    74
    Das Blaulicht von Sam Coles Streifenwagen erhellte flackernd die Dunkelheit, und das Jaulen der Sirene zerriss die nächtliche Stille. Sie kannte die Landstraßen besser als fast jeder andere im County, aber wenigstens zweimal rechnete sie beinahe schon damit, dass der Wagen abhob, von der Straße flog und ihr einen frühen Tod bescherte.
    Sie schlingerte durch die letzte Kurve und trat erneut aufs Gaspedal, als sie auf die abschließende Gerade schoss. Ein paar Sekunden später erblickte sie die Feuerwache. Als sie bremste, sah sie im Scheinwerferlicht die Leiche auf dem Betonvorplatz liegen.
    Cole zückte den Revolver und stieß die Seitentür auf. Sie versuchte Puller per Handy zu erreichen, aber er meldete sich nicht.
    Sie schwang sich aus dem Fahrzeug, gab dabei darauf acht, den Wagenschlag zwischen sich und dem mutmaßlichen Standort des

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