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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Militär?
    Oder beides?
    Gab der Schütze nochmals einen Schuss ab, konnte Puller möglicherweise mittels Triangulation seinen Standort bestimmen. Aber falls er mit dem nächsten Schuss Puller in den Kopf oder Rumpf traf, musste das Lapua-Magnum-Projektil ihn entweder schwer verletzen oder – was wahrscheinlicher war – auf der Stelle töten.
    Puller beobachtete, was er in seinem Vorfeld sah: leere Häuser, stille Straßen. Allerdings standen nicht alle Häuser leer. Vor einigen parkten Autos. Hinter ein paar Fenstern glomm Funzellicht. Hatte niemand gemerkt, dass sich in der Nähe ein Schütze herumtrieb? Hatte kein Mensch den Schuss gehört?
    Er schaute sich um, spähte in Richtung Feuerwache, vergegenwärtigte sich, an welcher Stelle Dickies Leichnam lag. Nach dem Treffer war das Motorrad weitergerollt. Dickie war erst drei Sekunden später vom Sitz gestürzt. Bewertung des zeitlichen Rahmens. Nachvollziehen der Schussbahn. Puller blickte in die Gegenrichtung. Nochmaliges Einordnen der Schuss bahn. Es gab nur eine direkte Sichtperspektive. Ein Haus am Ende einer Sackgasse. Dunkel, keine Autos davor. Dahinter standen weitere Häuser, doch hatten sie allesamt die Front auf der anderen Seite.
    Er lauschte, zwang sich dazu, das Sirenengeheul zu überhören. Keine Geräusche. Kein Laufen, keine Schritte.
    Er traf eine Entscheidung.
    Einen Moment später war er unterwegs. Obwohl er ein ziemlicher großer Mann war, konnte er sich beinahe lautlos bewegen. Aber große Menschen galten nicht als Leichtgewichte. Unweigerlich unterstellten die Leute, ein Mann von Pullers Größe müsse stets mit der Geräuschentwicklung eines Elefanten agieren. Manche hatten es bis unmittelbar vor ihrem Tod geglaubt.
    Puller hoffte, dass auch der nächtliche Heckenschütze diesem Irrglauben frönte.
     

 
    75
    Das Weitschussgewehr wog sieben Kilo und hatte eine Länge von einem Meter zehn, also fast die Maße einer Hantel. Deshalb schoss man bevorzugt im Liegen. Er trug die Waffe in der Rechten. Das Zweibein unter der Mündung hatte er wieder eingeklappt.
    Er entfernte sich rasch, aber umsichtig. Ein Treffer heute Abend. Nach einem zweiten Erfolg verspürte er keinen Wunsch. Nicht heute Abend.
    Über die Schulter schaute er sich um. Nur die Dunkelheit erwiderte seinen Blick. Sechs Meter trennten ihn noch vom Waldrand. Eine fünfundvierzig Minuten lange Wanderung durch den Wald stand bevor. Ein Auto wartete. Eine schnelle Fahrt sollte sich anschließen. Er konnte weit weg sein, ehe die Polizei Straßensperren errichtete. Ihm gefiel diese Gegend. Weites Land und zu wenig Polizisten, als dass sie effektiv sein konnten.
    Er blieb stehen und drehte sich um.
    Sirenen jaulten, ja. Aber da war noch etwas anderes. Etwas Unerwartetes.
    Seine Linke glitt hinunter zum Gürtel.
    »Noch ein Stück tiefer mit der Hand, und Sie können sich Ihre Eingeweide genauer ansehen.«
    Die Hand des Mannes verharrte.
    Puller verließ den Schatten der Bäume nicht. Er wusste nicht, ob er sich mit nur einem Mann zu befassen hatte. Seine MP zielte auf den Unbekannten. »Packen Sie das Gewehr am Lauf, vorn an der Mündung, und werfen Sie es fort. Dann legen Sie sich auf den Bauch, falten die Hände im Nacken, schließen die Augen und spreizen die Beine.«
    Der Mann setzte den Gewehrkolben auf den Untergrund, packte den Lauf und warf die Waffe. Fast zwei Meter entfernt prallte sie schwer in den Lehm, sodass Schlick und Gras aufspritzten.
    »Teil eins ist erledigt. Nun zu Teil zwei.«
    »Wie haben Sie mir den Weg abschneiden können?«, fragte der Mann.
    Die Frage missfiel Puller, aber noch weniger behagte ihm der Tonfall des Mannes. Ohne Unruhe, ehrlich neugierig, und allem Anschein nach ohne jeden Gedanken an die Konsequenzen des Ertapptwerdens. Pullers Blicke huschten durch die nähere Umgebung. Lauerte irgendwo ein Späher? Eine Unterstützergruppe, die den Schützen fortbringen sollte?
    »Dank gelungener Triangulation«, antwortete Puller. »Ich bin zu der logischen Schlussfolgerung gelangt und doppelt so schnell wie Sie gewesen.«
    »Ich habe Sie nicht kommen hören.«
    »Stimmt. Warum haben Sie Dickie umgelegt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ich wette, Lapula-Magnum-Projektile werden hier nur selten verwendet.«
    »Noch können Sie sich raushalten, Puller. Indem Sie jetzt einfach gehen. Vielleicht ist es das Beste für Sie.«
    Diese Empfehlung gefiel Puller noch sehr viel weniger. Es schien, als hielte der Unbekannte eine Waffe auf ihn gerichtet, nicht

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