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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Pistolen in rund zehn Sekunden leer schießen und auf fünfzehn Meter Abstand problemlos ein mannsgroßes Ziel durchlöchern. Die einzige Schwierigkeit war, das Ziel zu erkennen, bevor man vom Ziel erkannt wurde.
    In geduckter Haltung, die Körperseite nach vorn gedreht, um einen möglichst kleinen Umriss abzugeben, stieg Puller die mit Teppichboden belegten Stufen hinab. Mit zusammengekniffenem Auge spähte er über die Zielvorrichtung der Pistole, die er in der Rechten hielt, nach unten. Konfrontationen mit Schusswaffen auf beschränktem Raum behagten ihm ganz und gar nicht. Bei der Armee nannte man so etwas »fatale Engfächerung«. Sicher, er verfügte über ordentlich Feuerkraft, aber dem Gegner stand vielleicht mehr zur Verfügung.
    Schrumm-wuusch-schrumm.
    Ein mechanisches Geräusch. Nur hatte zweifellos vorher jemand eine Taste gedrückt.
    In der Akte war von einem Hund die Rede. Aber Cole und ihre Leute hatten das Tier beschlagnahmen müssen. Sie konnten unmöglich so dumm gewesen sein, einen Hund allein am Tatort herumstöbern zu lassen, erst recht nicht, wenn sich dort blutige Leichen befanden. Auch Haushunde blieben Fleischfresser.
    Schrumm-wuusch-schrumm.
    Von der untersten Stufe wechselte Puller im Entengang hinüber zu einer Ecke und verschaffte sich einen Überblick.
    Unfertige Kellerräume. Gussbetonboden, Betongrundmauern mit Wandpfosten, Decke nicht verkleidet. An den kahlen Wänden verliefen Kabel aufwärts. Pullers Nase roch Schimmel. Allerdings ließ dieser Gestank sich weit leichter ertragen als der Verwesungsgeruch oben im Haus.
    Dann bemerkte er Flecken an einer Wand und auf dem Fußboden davor. Blut. Die Morde waren hier unten verübt worden. Zumindest die Erschießung des Ehepaars.
    Schrumm-wuusch-schrumm.
    Puller sah sich alles noch einmal genau an. Weiter hinten knickte die Räumlichkeit zu einem Nebenraum ab, in den er wegen einer tragenden Betonmauer keine Sicht hatte.
    Schrumm-wuusch-schrumm.
    Na klar kommt das Geräusch von dort.
    Beide Waffen auf die Ecke gerichtet, schlich Puller geduckt vorwärts. Wieder hatte er die Seite des Oberkörpers nach vorn gedreht. Als er die Ecke erreichte, bewegte er sich an der Wand entlang rückwärts. Ecken bedeuteten ein Problem. Die Armee bezeichnete sie als »dynamische Örtlichkeiten«, denn sobald man um eine Ecke bog, konnte die Lage sich schlagartig ändern.
    »Militärpolizei«, sagte Puller.
    Nichts.
    »Militärpolizei.« Er betrachtete die Wand. Wäre sie aus Holz oder Trockenmauer gewesen, hätte er ein paar Schüsse hindurch gefeuert, um sich die gebührende Aufmerksamkeit zu sichern, falls ihm nebenan jemand auflauerte. Aber da die Wand aus Beton bestand, würden ihm voraussichtlich Querschläger um die Ohren fliegen. »Schieben Sie Ihre Waffen rüber und kommen Sie raus, Hände auf dem Kopf, Finger verschränkt. Ich zähle bis fünf, dann helfe ich mit einer Blendgranate nach.«
    Er zählte bis fünf und wünschte sich, er hätte wirklich eine Blendgranate dabei.
    Schrumm-wuusch-schrumm.
    Puller steckte eine Pistole ein, zog die Umhängetasche von der Schulter, nahm Maß und warf sie auf die Schwelle zum Nebenraum.
    Schrumm-wuusch-schrumm.
    Entweder war da niemand, oder der Betreffende hatte Nerven wie Stahl. Puller kauerte sich zusammen, spannte die Muskeln an und lugte blitzartig um das Ende der Mauer. Mit diesem kurzen Blick sah er viel. Nichts davon erweckte einen erfreulichen Eindruck.
    Er schwang sich um die Ecke. Die Quelle des Geräuschs lenkte seinen Blick auf den Fußboden. Ein Standventilator war umgekippt. Das Wuusch stammte vom Kreisen der Ventilatorblätter. Das Schrumm ertönte, weil die Ventilatorblätter mit jeder neuen Umdrehung von einer zur anderen Seite kippten, wobei das Gehäuse jedes Mal über den Betonfußboden schrammte.
    Aber irgendwie musste der Ventilator eingeschaltet worden sein. Und jetzt wusste Puller, auf welche Weise. Denn er hatte den Blick gehoben. Der Mann trug Uniform. Er hing unter der Kellerdecke. Der Gurt, an dem er aufgehängt worden war, hatte sich gelockert. Zwar baumelte der Mann noch, war jedoch nach unten gerutscht. Dabei war er gegen den Standventilator gestoßen, der umgekippt war und sich beim Aufprall eingeschaltet haben musste.
    Soeben hatte Puller die Lösung des Rätsels entdeckt, welches Schicksal den Tatortbewacher ereilt hatte.
    Durch die Nachtsichtbrille nahm Puller den Mann in Augenschein. Eindeutig tot. Augen hervorgequollen und glasig. Erschlaffter Körper. Hände gefesselt.

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