Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
des Hauses erhängt und seinen Streifenwagen gestohlen.«
    Coles Gesicht entgleiste. »Larry ist tot?«
    »Leider.«
    »Sie sagten, hier könnte sich ein Schütze versteckt haben?«
    Puller tippte gegen die Nachtsichtbrille. »Als Sie eben vorgefahren sind, habe ich durch ein Fenster draußen eine Bewegung aufblitzen sehen.«
    »Wo?«
    »Im Wald hinter dem Haus.«
    »Sie glauben, dass da irgendwer …?«
    »Ich spare mir Vermutungen. Wer einen Polizisten ermordet hat, schreckt vor einem zweiten Polizistenmord nicht zurück. Deshalb habe ich Sie gleich abgepasst.«
    Cole musterte ihn prüfend. »Ich weiß Ihre Umsicht zu schätzen.« Ein trauriger Ausdruck erschien in ihren Augen. »Ich kann nicht fassen, dass Larry tot sein soll. Kein Wunder, dass er nicht auf meine Anrufe reagiert hat.« Sie schwieg kurz. »Er hat eine Frau und ein Baby.«
    »Tut mir leid.«
    »Sind Sie sicher, dass er tot ist?«
    »Andernfalls hätte ich ihn abgeschnitten und versucht, ihn wiederzubeleben. Aber glauben Sie mir, es hätte keinen Zweck gehabt. Allerdings ist er noch nicht lange tot. Die Leiche ist noch warm.«
    »Scheiße«, fluchte Cole noch einmal; diesmal zitterte ihre Stimme.
    Puller atmete ihren Geruch ein. Ihr Atem roch nach Minze, doch die zweitstärkste Duftnote stammte vom Tabak. Kein Parfüm. Sie hatte sich die Zeit genommen, sich die Haare zu waschen. Er schaute auf die Armbanduhr. Sie war zwei Minuten vor dem angekündigten Zeitpunkt eingetroffen.
    Er sah, dass ihre Augen jetzt funkelten. Eine Träne quoll hervor und rann über die Wange.
    »Wollen Sie Meldung machen?«, fragte Puller.
    »Was?« Sie sprach mit dumpfer, müder Stimme. »Ach so, richtig.« Hastig wischte sie sich über die Augen, zückte das Handy und tippte auf ein paar Tasten. Sie redete schnell, aber deutlich, und veranlasste auch gleich die Fahndung nach dem vermissten Streifenwagen. Binnen weniger Sekunden hatte sie sich von einer emotional Gelähmten zur professionellen Polizistin gewandelt. Puller war beeindruckt.
    »Wie viele Beamte stehen Ihnen zur Verfügung?«, erkundigte sich Puller, als Cole das Handy zuklappte.
    »Wir sind in einem ländlichen County, Puller. Viel Platz, wenig Dollars. Durch Budgetkürzungen sind wir schwer angeschlagen. Die Personalstärke wurde um ein Drittel verringert. Außerdem sind drei meiner Jungs Reservisten und zurzeit in Afghanistan. Mit anderen Worten, es sind einundzwanzig Uniformierte für rund zwölfhundert Quadratkilometer. Und zwei von ihnen liegen seit letzter Woche infolge eines Verkehrsunfalls flach.«
    »Also neunzehn. Sie mitgerechnet.«
    »Mich mitgerechnet.«
    »Wie viele kommen jetzt hierher?«
    »Drei. Und das ist viel. Aber es kann dauern. Sie sind nicht gerade in der Nähe.«
    Puller richtete den Blick auf den Wald. »Was halten Sie davon, hierzubleiben und auf die Männer zu warten, während ich nachschaue, was ich da möglicherweise gesehen habe?«
    »Warum soll ich hierbleiben? Ich bin bewaffnet. Zu zweit ist man besser dran als einzeln.«
    »Wie Sie wollen.« Puller spähte ins Gehölz, plante gewohnheitsmäßig sein Vorgehen. Diese Grundregel war ihm so sehr in Fleisch und Blut übergegangen, dass es beinahe unbewusst geschah. »Sind Sie je beim Militär gewesen?«, fragte er.
    Cole schüttelte den Kopf. »Ich war vier Jahre bei der Landespolizei, bevor ich hier den Dienst aufgenommen habe. Nur damit Sie Bescheid wissen, ich bin eine ausgezeichnete Schützin. Ich habe jede Menge Schießpreise und Urkunden, die das beweisen.«
    »Sind Sie trotzdem damit einverstanden, dass ich bei dieser Suche die Führung übernehme?«
    Cole richtete den Blick in die finstere Waldlandschaft und dann auf Pullers baumlange, muskulöse Gestalt. »Soll mir recht sein.«
     

 
    10
    Wenige Minuten später schaute Puller sich um und sah, welche Mühe es Cole bereitete, ihm durchs dichte Gesträuch zu folgen. Er blieb stehen und streckte ihr die Hand entgegen. Plötzlich erstarrte Cole. Puller beobachtete die vor ihnen liegende Gegend durch die Nachtsichtbrille. Bäume, Büsche, ein geschwindes Reh. Aber nichts, das es auf ihr Leben abgesehen hätte.
    Dennoch rührte Puller sich nicht. Er dachte daran, was er durchs Fenster im Wald erspäht hatte. Einen Umriss – nicht den eines Tieres, sondern eines Menschen. Es musste nicht zwangsläufig ein Zusammenhang mit diesem Fall bestehen, doch mit hoher Wahrscheinlichkeit war es so.
    »Was ist denn, Puller?«
    Er blickte sich nicht um, sondern winkte Cole heran. Sekunden

Weitere Kostenlose Bücher