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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Blutgerinnsel.
    »Nicken Sie bloß, oder schütteln Sie den Kopf. Ist Ihnen schwindelig?« Sie nickte. »Haben Sie Atemnot?« Nochmaliges Nicken. »Nehmen Sie fürs Herz irgendwelche Medikamente?« Erneut nickte sie.
    Puller sah kalte Schweißtropfen, die ihre Stirn wie eine nahezu unsichtbare Perlenkette säumten. »Hab auch Nitro-Tabletten. Kam nicht dran.«
    »Und Aspirin?«
    »Auch da.«
    »Sagen Sie mir, wo.«
    »Nachttisch.« Mit einem zittrigen Finger deutete die Alte nach links.
    Innerhalb von zehn Sekunden kehrte Puller mit dem Fläschchen Tabletten zurück. Er verabreichte ihr das Aspirin mit ein wenig Wasser. Falls sie einen Blutstau hatte, war Aspirin das richtige Mittel, um ein Verklumpen der Blutplättchen abzuwenden. Zudem wirkte es schnell. Und es beeinflusste nicht den Blutdruck.
    Eine Behandlung mit Nitro-Tabletten musste insofern als problematisch bewertet werden, als sie lediglich die Symptome abstellten, nicht aber der zugrunde liegenden Koronarerkrankung entgegenwirkten. Nitro-Tabletten behoben die Brustbeschwerden, aber bei niedrigem Blutdruck senkten sie ihn noch weiter – eine Begleiterscheinung, die sich nicht vermeiden ließ. Dadurch konnte das marode Herz in erheblichem Umfang weiter geschädigt werden und sogar ein Organversagen das Ergebnis sein. Dieses Risiko wollte Puller nicht eingehen. Vorher musste er Klarheit haben. »Ist ein Blutdruckmesser im Haus?«
    Die Frau nickte und zeigte auf ein Regal hinter der Empfangstheke. Bei dem Blutdruckmesser handelte es sich um ein handelsübliches Batteriegerät mit digitaler Anzeige. Puller nahm das Instrument zur Hand, schlang es um den rechten Oberarm der Alten, drückte eine Taste und beobachtete, wie die Manschette sich aufblies. Dann las er das Resultat ab. Schlecht. Sie hatte ziemlich niedrigen Blutdruck. In dieser Verfassung konnten Nitro-Tabletten sie umbringen. Puller betrachtete sie. Er erkannte keine Anzeichen stockenden Blutes, keine Schwellung der Füße oder Verdickungen der Adern. »Schlucken Sie harntreibende Mittel?« Sie antwortete mit einem Kopfschütteln. »Ich bin gleich wieder da«, versprach Puller.
    Er rannte zum Malibu, riss den Kofferraum auf, schnappte sich den Erste-Hilfe-Kasten und eilte zurück. Seine langen Beine überwanden die Distanz mit rasender Schnelligkeit. Als er wieder vor der Frau stand, sah sie schlechter aus. Sollte ihr Herz jetzt versagen, konnte der Notdienst, wenn er eintraf, sie nur noch für tot erklären, statt sie zu retten. Er klappte den Kasten auf und bereitete die Utensilien vor. Unterdessen redete er dauernd auf die Alte ein, versuchte sie zu beruhigen. Mit einem Ohr lauschte er auf das Ambulanzfahrzeug.
    Puller hatte schon mitten im Nirgendwo triagiert, umgeben von Kameraden, die bloß noch Ähnlichkeit mit Klumpen blutigen Fleisches hatten. Manche hatte er gerettet, andere waren gestorben. Jetzt hegte er den entschiedenen Vorsatz, diese Frau nicht sterben zu lassen.
    Er tupfte ihren Arm mit Alkohol ein, fand eine geeignete Vene, stach eine Kanüle hinein und befestigte sie mit weißem Medizinalklebeband sicher an der Innenseite des Unterarms. Das andere Ende des Schlauchs verschraubte er mit dem Infusionsbeutel mit Kochsalzlösung, den er dem Kasten entnommen hatte. Flüssigkeitszufuhr erhöhte den Blutdruck. Die gleiche Methode wurde damals angewendet, um Reagan zu retten, nachdem ein Attentäter auf ihn geschossen hatte. Der Beutel enthielt einen Liter und hatte einen Halbmeterschlauch. Die Zufuhr geschah mittels Schweredruck.
    Puller hob den Beutel über den Kopf der Frau und drehte das Ventil weit auf. Insgesamt hatte sie fünf Liter Blut im Körper. Ein Liter Kochsalzlösung vermehrte die Menge um zwanzig Prozent.
    Als der Beutel sich zur Hälfte geleert hatte, drückte er noch einmal auf die Taste des Blutdruckmessers und kontrollierte die Messwerte. Beide waren auf ein günstigeres Niveau gestiegen. Ob die Werte genügten, wusste er nicht, aber ihm blieb schwerlich eine Wahl. Immer verzweifelter griff die Frau sich an die Brust, stöhnte noch qualvoller.
    »Machen Sie den Mund auf«, verlangte Puller. Sie tat es, und er schob ihr eine Nitro-Tablette unter die Zunge. Die Wirkung trat rasch ein. Kaum eine Minute später beruhigte die Alte sich, das krampfhafte Laborieren ihres Brustkorbs ließ nach, und sie senkte die Hand. Bei Herzbeschwerden durchzuckten Spasmen die Arterien. Die Nitro-Tablette behob dieses Symptom. Wenn die Spasmen ausblieben, hatte sich die Situation verbessert

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