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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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aber ich schätze sie höher ein als jeden Mann des Reviers.«
    »Nach allem, was ich bis jetzt über sie weiß, muss ich Ihnen zustimmen. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ist zwar verführerisch, aber ich muss leider ablehnen. Das heißt, da ich schon drei Tassen getrunken habe, lehnen meine Nieren ab. Und die Prostata, die nach Angaben meines Hausarztes so groß wie eine Grapefruit ist. Im Streifenwagen ergeben sich wenig Gelegenheiten zum Pinkeln.«
    »Kann ich nachvollziehen.«
    »Dieser ganze Vorgang ist eine verdammt unerquickliche Sache.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »So was sind wir hier bei uns überhaupt nicht gewöhnt. Der letzte Mord hat sich vor zehn Jahren ereignet.«
    »Was ist damals vorgefallen?«
    »Hubby hatte seine Frau ertappt, die mit seinem Bruder in die Kiste stieg.«
    »Er hat sie umgebracht?«
    »Nein, sie kam ihm zuvor. Sie hat ihn erschossen. Und dann auch ihren Schwager, als er sie zur Rede stellte, weil sie seinen Bruder umgenietet hatte. Verzwickter Fall, um es gelinde auszudrücken.« Lindemann verstummte und beobachtete einen Moment lang das Treiben im Restaurant, ehe er den Blick wieder auf Puller richtete. »Gewöhnlich arbeiten wir in polizeilichen Angelegenheiten nicht mit Außenstehenden zusammen.«
    »Dafür habe ich volles Verständnis.«
    »Aber Tatsache ist, wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Die können Sie gern haben.«
    »Bleiben Sie weiter gemeinsam mit Sam an dem Fall.«
    »Sicher.«
    »Und halten Sie mich auf dem Laufenden. Mittlerweile haben die Medien Interesse daran gefunden.« Den zweiten Satz äußerte er mit beträchtlichem Abscheu.
    »In dieser Beziehung kann die Armee Ihnen aushelfen. Ich nenne Ihnen einen Kontaktmann.«
    »Das wäre mir sehr angenehm.«
    Puller holte eine Visitenkarte aus der Tasche, schrieb einen Namen und eine Telefonnummer auf die Rückseite und schob das Kärtchen über den Tisch. Ohne es anzusehen, steckte der Sheriff es in die Hemdtasche. »Dann mache ich mich mal auf die Socken«, sagte er. »Genießen Sie Ihr Frühstück.«
    »Bestimmt.«
    Lindemann setzte den Hut auf und stiefelte hinaus. Während Pullers Blick ihm folgte, erregte ein Gast, der zwei Tische entfernt saß, seine Aufmerksamkeit, und dies aus einem ganz bestimmten Grund.
    Er trug eine Mütze der US-Post.
     

 
    26
    Puller behielt ihn im Auge. Der Postbote verzehrte seine Mahlzeit mit merkwürdiger, langsamer Planmäßigkeit. Ähnlich hielt er es mit dem Kaffee. Ein Schluck, und sofort stellte er den Becher ab. Zehn Sekunden verstrichen. Noch ein Schluck, Absetzen des Bechers. Pullers Frühstück wurde serviert. Er verputzte es schneller, als er eigentlich beabsichtigt hatte. Die Kohlenhydrate und das Eiweiß übten eine kräftigende Wirkung auf ihn aus. Er legte Bargeld auf den Tisch, ohne auf die Rechnung zu warten; den Betrag kannte er noch vom gestrigen Abend.
    Er stand auf, nahm den Becher mit dem restlichen Kaffee, strebte an mehreren Tischen vorüber, ignorierte die Blicke der Gäste und blieb an der Sitznische des Postboten stehen. Der Mann hob den Blick.
    »Sind Sie Howard Reed?«, fragte Puller.
    Der dürre Postler, der eingesunkene Wangen hatte, bejahte mit einem Nicken.
    »Hätten Sie was dagegen, wenn ich mich für ein paar Minuten zu Ihnen setze?«
    Reed gab keine Antwort. Puller zückte seine Papiere – Dienst- und Personalausweis – und nahm ohne Reeds Einwilligung Platz. »Ich bin von der CID «, sagte er, »und ermittle in den Mordfällen, die Sie am Montag entdeckt haben.« Reed erschauderte und zog die Kappe tiefer ins Gesicht. Puller musterte ihn genauer. Der Mann war auf ungesunde Art zu dünn. Sein Äußeres deutete auf ernste organische Probleme hin. Die Sonne hatte seine Haut versengt. Wahrscheinlich sah er zehn Jahre älter aus, als er war. Seine Schultern hingen herab. Die ganze Körpersprache bezeugte eine einzige Niederlage. Im Leben. Bei allem. »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen, Mr. Reed?«
    Erneut trank der Mann bedächtig einen Schluck Kaffee und setzte den Becher auch diesmal sorgsam ab. Puller überlegte, ob er an einer Zwangserkrankung leiden könnte.
    »Also gut«, sagte Reed plötzlich. Es waren seine ersten Worte an Puller. Er hatte eine kehlige, schwächliche Stimme, als würde er sie selten benutzen.
    »Können Sie mir der Reihe nach erzählen, was sich an dem Tag ereignet hat? Fangen Sie bitte da an, als Sie in die Straße eingebogen sind. Was haben Sie gesehen? Was gehört? Oder gibt es etwas, das Sie sonst gesehen oder gehört

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