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Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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aber wenn man auf der Straße lebt, ist man nicht wählerisch.«
    »Machen diese Leute Schwierigkeiten? Verzweifelten fallen bisweilen Verzweiflungstaten ein, vor allem wenn sie in enger Nachbarschaft zu anderen Mitbürgern wohnen.«
    »Wir schicken einigermaßen regelmäßig Patrouillen hin. Bislang gab es nur Kleinkriminalität. Überwiegend bleiben die Leute unter sich. Ich vermute, sie sind einfach nur froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Das County versucht sie zu unterstützen. Decken, Nahrung, Wasser, Batterien, Bücher für die Kinder, so was alles. Und wir müssen immer wieder vorbeischauen, um ihnen zu erklären, dass sie in den Häusern keine Kerosinkocher oder ähnliche Geräte zum Heizen verwenden sollen. Und wie sie auf Sicherheit achten können. Eine Familie wäre fast an Kohlenmonoxidvergiftung gestorben.«
    »Und die Regierung duldet es, dass sie in dieser Siedlung hausen?«
    »Ich glaube, die Regierung hat die ganze Anlage vergessen. Ungefähr so wie am Ende vom ersten Indiana-Jones-Film. Ich sehe sie als etwas Ähnliches an wie eine von vielen Kisten im Lagerhaus.«
    Puller schaute nochmals zum »Bunker« hinüber. »Wann ist die Einrichtung geschlossen worden?«
    »Weiß ich nicht genau. Meine Mutter hat mal erwähnt, es sei irgendwann in den Sechzigern gewesen.«
    »Und was ist aus den vielen Arbeitern geworden?«
    »Sie haben gepackt und sind fortgegangen.«
    »Und der Beton?«
    »Mein Vater sagte, die Arbeiten seien echt sehenswert gewesen. Der Beton ist einen Meter dick.«
    »Einen Meter?«
    »Hat mein Vater gesagt.«
    »Und niemand in Drake hat je mit den Arbeitern gesprochen? Nie hat jemand erfahren, was dort gemacht wurde?«
    »Soviel ich gehört habe, ist die Siedlung von der Regierung mit allem versorgt worden, was man zum Leben braucht. Die Arbeiter waren ausschließlich Männer, alle über vierzig und unverheiratet. Natürlich kamen gelegentlich welche in den Ort. Von meinem Vater weiß ich, dass sie eisern geschwiegen haben, was ihre Tätigkeit angeht.«
    »Wenn sie damals alle über vierzig waren, muss heute ein Großteil tot sein. Wahrscheinlich lebt von denen gar keiner mehr.«
    »Wahrscheinlich.«
    Beim Betrachten des »Bunkers« bemerkte Puller einen verrosteten Maschendrahtzaun mit einer Krone aus Stacheldraht, der die Anlage vollständig umschloss. Zwischen dem Kuppelbau und der Siedlung wucherten hohe Sträucher. Als Nächstes erfasste Pullers Blick einen kleinen Jungen und ein Mädchen, die im Vorgarten eines der Häuser spielten. Der Junge lief im Kreis, und das Mädchen versuchte ihn zu fangen. Beide fielen in einem Gewirr aus Armen und Beinen auf die Erde.
    »Haben Sie Kinder?«, fragte Cole.
    Puller wandte den Kopf und sah, dass Cole ihn musterte. Weil auch zuvor ihre Aufmerksamkeit den Kindern gegolten hatte, rollte das Auto im Schneckentempo dahin.
    »Nein«, antwortete er. »Ich war nie verheiratet.«
    »Als ich ein kleines Mädchen gewesen bin, war mein innigster Wunsch, Mutter zu werden.«
    »Und was ist dazwischengekommen?«
    Cole trat aufs Gaspedal. »Das Leben. Mir ist das Leben dazwischengekommen.«
     

 
    31
    Puller schätzte den Grundriss des Gebäudes auf mehr als vierhundert Quadratmeter, die sich auf einen Mittelbau und zwei Seitenflügel verteilten. Es schien, als hätte man eine Kathedrale aus Paris in die Mitte West Virginias versetzt. Das Herrenhaus der Trents stand auf einem Hügel, der vermutlich kein Kohleflöz enthielt, da man ihn nicht durch Sprengung beseitigt hatte. Ein befestigter Belag bedeckte die Zufahrtsstraße, eine Art Kopfsteinpflaster. Am Eingang zum eigentlichen Anwesen, das ein zwei Meter hoher, schmiedeeiserner Zaun umschloss, erwartete ein Tor die Ankömmlinge, an dem ein bewaffneter Posten stand. In Pullers Augen sah er wie ein pensionierter Polizist aus, fett und träge. Aber er konnte wahrscheinlich noch halbwegs geradeaus schießen.
    »Tor und Wächter«, sagte Puller, während Cole das Tempo verlangsamte. »Hat der Mann solchen Schutz nötig?«
    »Wie ich schon mal erwähnte, Kohleförderer sind nie besonders beliebt, am wenigsten da, wo die Kohle gewonnen wird. Ich bin mir sicher, dass solche Leute dort, wo es keine Bergwerke und keine weggesprengten Bergkuppen gibt, sehr viel angesehener sind.«
    Der Torwächter musste über ihre bevorstehende Ankunft informiert worden sein, denn er öffnete das Tor und winkte den Streifenwagen durch. »Nur gut, dass wir nicht hier sind, um Trent kaltzumachen«, meinte Puller. »Dieser

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