Zero Gravity
aus seinen Kopfhörern.
Zeno drehte sich um und sah, dass ihm eine UI-Sec-Sergeantin zuwinkte, die er vom Sehen kannte. Offenbar hatte sie hier am Einsatzort den Befehl, also setzte er sich widerstrebend in ihre Richtung in Bewegung. »Was gibt’s, Sergeant Wilkie?«
»Wohin willst du, Zeno?«, schnappte sie via Kopfhörer.
»Nach Hause, Sarge. Es war eine verdammt lange 24-Stunden-Schicht.« Grollend beugte er sich vor, um der Dame hinter dem Plexi-Visier einen Blick auf sein beeindruckendes Gebiss zu gewähren. »Kann ich jetzt geh’n, Sarge?
Der Lieutenant hat gesagt, ich darf.«
Die Frau warf einen Blick auf seinen nervös zuckenden Schweif, verschränkte die Arme und betrachtete ihn schweigend. Zenos Augen spiegelten sich in ihrem Visier; fast befürchtete er, Sergeant Wilkie sei im Stehen eingeschlafen, aber dann zuckte sie mit den Achseln. »Geh und tu, was du tun musst, aber… geh nicht allein.«
Wilkie gestikulierte in Richtung ihres Trupps; offenbar sprach sie auf deren Kanal, jedenfalls löste sich eine der braun gepanzerten Figuren aus dem Knäuel und trabte geschmeidig zu Wilkie herüber. Der lange, nicht gepanzerte Schwanz der großen Beta-Humanoiden war schwarz und gelblich getigert, und auf ihrer Brust stand >Amanita<.
»Wir können hier nicht weg, aber Amanita darf ebenfalls nach Hause gehen. Sie wird dich begleiten.« Die bedeutungsschwangere Pause sagte ihm, dass die Frau genau wusste, dass er nicht vorgehabt hatte, sich in seinem Bett zu verkriechen. »Gute Jagd, Zeno.« »Gute Jagd, Sergeant«, entgegnete er perplex.
Mit so viel Verständnis für das, was er vorhatte, hatte Zeno nicht gerechnet - schon gar nicht von einem Menschen.
Aber die United Industries Security auf Utini Station war - zumindest im Vergleich zu anderen Abteilungen -schon immer eine eingeschworene Gemeinschaft gewesen; der ständige Kampf gegen Personal - und Ausrüstungsschwund, gegen Budgetkürzungen und die Häme der Kampftruppen hatte die >Flugnüsse< zusammengeschweißt.
Auch sie waren so etwas wie ein Rudel.
»Hey, warte auf mich«, schnurrte die Tigerin über den Helmlautsprecher, als er davonzog. »Du hast Sergeant Wilkie gehört!«
Zeno, der den Gestank von Raubkatzen hasste, verzog das Gesicht. Wieso konnte man die verfluchten Schwänze nicht mit in die Panzerung packen? Bei Raumanzügen funktionierte es schließlich auch…
»Ich hör” nur auf meinen Lieutenant«, grollte er. »Du wirst dich schön aus meinen Angelegenheiten heraushalten, klar?«
»Schon klar. Das ist nicht meine Show, aber ich möchte trotzdem keine Sekunde davon verpassen. Ich werde an deinem Hintern kleben wie Epoxydharz.« »Weil Sergeant Wilkie das sagt?«
»Weil ich das will. Ich bin kein … Hund, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Halt die Schnauze«, knurrte Zeno wütend. »Und bleib hinter mir. Du verdirbst mir die Witterung.«
»Ich muss hinter dir bleiben, ob ich will oder nicht, weil du so schnell rennst! Was bist du, ein beschissener Sportler?«
»Hardballer«, knurrte Zeno. Er reckte die Nase in die Luft, um die feine Duftspur wieder aufzunehmen, und tatsächlich fand er sie sogleich wieder.
Wie ein dünner, aber stabiler Faden lag sie über der Mixtur aus Ozon, Mineralölen, Metall und Kunststoff, die auf Utini allgegenwärtig war und die das typische Stationsfeeling heraufbeschwor. Kalt, süßlich und Übelkeit erregend dominierte die Spur die Stationsluft… so zart, dass ein Mensch sie vermutlich nicht gewittert hätte, aber für die empfindliche Nase des Wolf-Betas war sie eine Offenbarung. Erneut prüfte er die Luft.
Versengter Kunststoff. Brennendes Plastik. Ms. Gantts geschmolzene Tapete… »Ja. Ja, hier ist er entlanggekommen«, brummte er. »Na los! Folge mir!«
»Das tue ich ja, und ich versuche auch, nicht in deine Riechweite zu geraten. Verrätst du mir, wohin wir gehen?«
»Nein.«
»Dann lass uns wenigstens über einen gemeinsamen Kanal kommunizieren. Ich schalte dich auf Pink.« Gleichzeitig mit dem Knistern in seinen Kopfhörern flackerten zwei grüne Punkte auf der Innenseite seines Visiers auf, das wie ein Sonnenschutz über seinem Gesicht schwebte. Zeno beschloss, es trotzdem geöffnet zu lassen, da er sonst die Spur des Saboteurs nicht länger hätte verfolgen können. Zudem vertraute er seinen Augen mehr als den projizierten Informationen auf der Innenseite des Visiers.
Mit geblähten Nüstern verfolgte er die schwache Duftspur, die sich von der ihn selbst umgebenden Wolke aus
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