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Zero Gravity

Zero Gravity

Titel: Zero Gravity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Schuhmacher
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Gardeur hin und her, um schließlich an den Zeichnungen auf seinem Gesicht hängen zu bleiben.
    Vorsichtig zog Kit ihre Hand zurück. Der Panzerhandschuh hatte rote Spuren auf dem bläulich wirkenden Gesicht der Frau hinterlassen, Blut quoll um das Piercing in ihrer Unterlippe hervor, aber sie blieb still. Ihr Atem, der stoßweise ging, erstarrte an der kalten Luft zu winzigen Eiskristallen. »Also nochmal«, sagte Kit eindringlich. »Wir tun dir nichts. Klar?« Aber die Frau starrte nur auf Schäfer.
    »Sie sind noch nicht fertig«, krächzte sie mit brüchiger Stimme, die darauf schließen ließ, dass sie lange nicht gesprochen und vermutlich auch nichts getrunken hatte. Dann rollten ihre Augen nach hinten, und bevor Kit ihre Waffen wegstecken und sie auffangen konnte, brach sie zusammen.
    System: DEF-563-UI
    Planet: DEF IV (United Industries)
    Utini Raumstation, Verwaltung
    Mit einem leisen »Klick« öffnete sich das Visier des weißen Helms; im Laufen schob Zeno es hoch. Ahhh, schon besser.
    Die milde Furcht fiel von ihm ab; sie überkam den Wolfs-Beta jedes Mal, sobald die Vollrüstung luftdicht abgeschlossen war. Begierig sog er die Millionen Gerüche der Utini-Station ein; sie wirkten beruhigend auf ihn.
    Zenos Atmung verlangsamte sich, und sogar seine Knie hörten auf zu zittern. Natürlich rührte seine Aufregung nicht nur vom Eingeschlossensein her; sie beruhte überwiegend auf der Tatsache, dass er sich auf der Spur eines im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlichen Massenmörders befand, der gerade erst einen Officer - seine Kollegin - getötet hatte und kaum davor zurückschrecken würde, seinen Weg mit noch mehr Leichen zu pflastern.
    Würde er?
    Zeno war kein Robo-Mann, kein Killer des Order of Technology, insofern war er sich nicht einmal sicher, ob sich seine Art zu denken auf den Gejagten übertragen ließe. Vielleicht wollte der Kyborg jetzt unauffällig bleiben, um seine Chance zu vergrößern, von der Station zu entkommen - nun, zumindest so unauffällig, wie es einer schwebenden Witzfigur eben möglich war.
    Eine ehrliche Chance, unbemerkt zu den Docks zu gelangen, hatte der Bursche kaum. Absperrungen waren bereits seit dem Anschlag auf Canopus Joe’s an allen kritischen Punkten eingerichtet, und nach Zenos Durchsage an die Zentrale mussten seine UI-Sec-Kollegen so wütend sein wie aufgescheuchte Hornissen. Das sprach nicht gerade für die Chancen des Killers. Es sprach allerdings dafür, dass dieser Tag noch sehr viel blutiger werden könnte, als es bisher der Fall war. Zeno knurrte wütend.
    Er hatte zwar einen Trupp zu Castros Wohnung schicken lassen, aber nicht zu den Labors, wo Castro während der Arbeitszeit vermutlich eher zu finden war. Zeno musste den Saboteur unbedingt als Erster finden, denn er hatte sich an seinem Trupp vergriffen … seinem Rudel. Daher würde er erst dann einen Ruf nach Verstärkung senden, wenn er die Labors erreichte. Und wenn er den Saboteur gefunden hatte, würde er ihn töten. Das war sein gutes Recht.
    Die Hand des Beta legte sich auf den Griff seiner Mower.
    Ich werd’ ihn erschießen, dachte er. Ich werd’ ihn erschießen und ihm dann den Kopf abreißen oder umgekehrt. Ich werd’ diesem Monster den Arsch so aufreißen, dass es nie wieder… schweben kann.
    Abermals ließ er ein böses Grollen hören, als er die Luft prüfend durch die Nase einsog. Auf der Straße vor dem Apartment-Gebäude, in dem die winzige Ms. Gantt zumindest noch bis vorhin gewohnt hatte, versammelten sich immer mehr Zuschauer und warteten voll ängstlicher Spannung auf das, was die MedTechs zur Ambulanz zurückbringen würden. Er konnte sie riechen, ihre Anspannung, ihre Furcht und auch ihre Lust am Entsetzlichen…
    Das Grollen wurde tiefer, bedrohlicher. Immer wenn Zeno Gaffer sah, fragte er sich, woher ihre Sensationsgier rührte…
    … und dann drang eine gänzliche neue Duftmischung in seine Nase.
    Sie hatte nichts mit den warmen Körpergerüchen oder den künstlichen Duftstoffen zu tun, die die Leute verströmten, die Menschen und Beta-Humanoiden, die sich jetzt auf der Straße zwischen den Fahrzeugen drängten und die Hoffnung hegten, an dem die Straße absperrenden Seebot und seinen lebendigen Kollegen vorbeisehen zu können, sobald etwas Denkwürdiges geschah.
    Der Beta nickte den Security-Leuten zu, während er sich zwischen ihnen hindurch von dem Menschenknäuel wegbewegte, der interessanten neuen Spur hinterher.
    »Halt«, drang in diesem Moment eine scharfe Stimme

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